Auf Anregung von Motek (vielen dank dafür) verfasse ich hier einen Vergleich zwischen dem Ray 7.7 und dem Honda SH350i.
Dieser Vergleich beruht auf meinen persönlichen Empfindungen und Erfahrungen und erhebt keinen Anspruch darauf, dass diese Eindrücke auf jeden zutreffen.
Warum ich den Ray gekauft habe
Im Jahr 2022 stiegen die Benzinpreise in die Höhe, E-Mobilität gewann immer mehr an Bedeutung, und mein VW Passat näherte sich 200.000 km.
Da ich ein teures, vierbeiniges Hobby habe, bin ich auf eine Anhängerlast von 2 Tonnen angewiesen. So entschied ich mich für den Ray, der zu diesem Zeitpunkt die einzige Alternative war.
Mein Pferd steht in Deutschland, und meine tägliche Fahrt zur Arbeit beträgt überwiegend über Land- oder Dorfstraßen etwa 50 km. Ein praktischer Trittbrettroller war daher ideal.
Ein weiterer entscheidender Faktor war, dass man in der Schweiz mit einer vorhandenen Auto-Fahrerlaubnis lediglich einen 12-Stunden-Kurs absolvieren muss, um den 11-kW-Schein zu erhalten. So kaufte ich mir den Ray 7.7 mit Windschild und Topbox als erster in der Schweiz – und das für 11.000 Franken.
Warum ich einen Honda SH350 gekauft habe
Anfang 2024 kam bei mir der Wunsch auf, die 35-kW-Prüfung abzulegen. Deshalb entschied ich mich für einen Honda SH350 aus dem Jahr 2023 mit nur 350 km Laufleistung und inklusive erstem Service für 6.100 Franken.
Mit Honda habe ich jahrelang gute Erfahrungen gemacht, und der Serviceintervall von 12.000 km sowie die solide Garantieleistung überzeugten mich.
Dank des A-Führerscheins konnte ich den Lernfahrausweis beantragen und musste nur noch die Prüfung ablegen. Ein weiterer Grund für den Kauf war die begrenzte Erfahrung mit dem Ray jenseits der 50.000 km-Marke.
Ich wollte eine Alternative, aber auch die Spontaneität, die mir der Honda bietet, war mir wichtig.
Erfahrungen
Die Probleme des Ray möchte ich hier nicht thematisieren – das mache ich an anderer Stelle. Im Alltag ist der Ray trotz seiner Schwächen super. Strecken bis zu 60 km sind mit täglichem Laden auf 80 % problemlos möglich, auch im Winter. Ray empfiehlt, maximal bis 85 % zu laden, und da in der Schweiz außerorts nur 80 km/h erlaubt sind, ist das kein Problem. Auch im Sommer überhitzt der Ray im Alltag nicht.
Ich habe jedoch im Laufe der Zeit festgestellt, dass der Ray vor allem im alltäglichen Gebrauch sinnvoll ist. Für längere Fahrten ist oft zu viel Planung erforderlich, und das kann auf Dauer ermüdend sein. Reichweiten von 100 km sind machbar, 150 km nur bei sehr gemächlicher Fahrweise. Das Laden dauert für 60 % etwa 1,5 Stunden. Bei Autobahnfahrten im Sommer kann es zu Überhitzungsgefahr kommen, was die Leistung, Rekuperation und Ladegeschwindigkeit reduziert.
Hier kam dann der Honda wieder ins Spiel. Überraschend war für mich, wie wenig der Mechaniker am Ray tun darf und wie teuer die wenigen verfügbaren Teile sind.
Der Verschleiß am Pulley durch die Rekuperation ist hoch, und durch die geringe Stückzahl sind die Teile auch teuer. Je nach Fahrprofil können die Servicekosten schnell denen des Honda entsprechen.
Vergleich
Obwohl die Federung des Ray weicher ist, sind Fahrwerk, Bremsen und Handling beim Honda deutlich besser.
Hier merkt man die kontinuierliche Weiterentwicklung besonders gut.
Die 16-Zoll-Reifen des Honda machen das Fahren in Kurven viel angenehmer, und man kann auch problemlos 10 km/h schneller fahren. Den Honda nutze ich nur am Wochenende, daher sammle ich hier noch Erfahrungen hinsichtlich der Servicekosten.
Was mich am Ray fasziniert, ist die Reichweite, die man mit einer 7,7-kWh-Batterie erzielen kann, auch wenn sie stark wetterabhängig ist. Der Honda SH350 schafft mit seinen 9 Litern Tank (90-kWh) etwa 100 km mehr, aber das Tanken geht eben schneller.
Der Elektromotor und die präzise Dosierung des Ray machen Spaß, während mich das Motorengeräusch des Honda nicht sonderlich begeistert.
Kosten
Ich hab ein Kostenvergleich gemacht, siehe Anhang. Der nicht wissenschaftlich fundiert ist.
Bei den Servicekosten handelt es sich um Durchschnittswerte bisherigen Servicekosten beim Ray und beim Honda basieren sie auf Erfahrung der Werkstätten.
Fazit
Viele E-Roller-Hersteller beschränken ihr Marketing auf urbane, städtische Gebiete – und das aus gutem Grund: Die E-Mobilität steckt noch in den Kinderschuhen.
Die Nachteile lassen sich bei Rollern nicht so einfach ausgleichen wie beim E-Auto, und genau hier besteht Entwicklungsbedarf.
ass die Entwicklung langsam in die richtige Richtung geht, zeigt sich am Horwin Senmenti – auch wenn dieses Modell erst noch auf den Markt kommen soll. Der Horwin richtet sich eher an die Zielgruppe alternative für einen Honda Forza 350 oder 750.
Der Ray und ähnliche, leichtere E-Roller sind Alltagsfahrzeuge, aber auf längere Strecken oder für anspruchsvolle Einsätze weniger geeignet.
Der Ray bietet eine beeindruckende fein dosierbare Leistung. Für den Alltag ist er perfekt und ausreichend geeignet, solange man keine größeren bzw. weiteren Ansprüche hat.
Wer jedoch Zweifel hat: Ein Honda SH125 bietet zwar nicht dieselbe Leistung, ist aber vielseitiger und in der Stadt ebenso agil.
Wer die gleiche Leistung möchte, für den ist der SH350 eine klassische Alternative – allerdings ist die Sitzhöhe hier etwas höher.
Den Ray ordne ich eher als Honda SH125 alternative ein.
Elektro trifft auf Klassiker: Zwei Welten, ein Vergleich
-
- Beiträge: 146
- Registriert: Mi 26. Jul 2023, 18:11
- Roller: Ray 7.7
- PLZ: 8
- Land: CH
- Kontaktdaten:
Elektro trifft auf Klassiker: Zwei Welten, ein Vergleich
- Dateianhänge
-
- Kosten Rollervergleich.pdf
- (22.94 KiB) 31-mal heruntergeladen
- didithekid
- Beiträge: 6136
- Registriert: So 6. Mai 2018, 06:15
- Roller: div. L3e-Roller (80-97 km/h), ZERO SR/F
- PLZ: 53757
- Wohnort: Sankt Augustin - Menden
- Tätigkeit: Ingenieur im Staatsdienst
- Kontaktdaten:
Re: Elektro trifft auf Klassiker: Zwei Welten, ein Vergleich
Hallo,
vielen Dank für diesen Vergleich. Deine Berechnung kann man so verstehen, dass der Ray 7.7 sich ja sogar von den Kosten her rechnet, wenn man ihn länger als 5 Jahre für den Hauptteil der Kilometer nutzt.
Zum Vergleich für den Weg zur Arbeit mit dem PKW, hatte ich hier auch schon einmal vorgerechnet, wie sinnvoll es auch für den CO2-Ausstoss ist, den leichten Elektroroller an Tagen mit schönem Wetter für den Weg zur Arbeit zu nutzen und den alten Diesel-PKW (auch bei mir: zum Ziehen des Anhängers) an Schlechtwettertagen weiter zu nutzen (Gegenüber dem Neukauf und der Nutzung eines Elektroautos, dass ja indirekt auch - und wesentlich stärker als ein Roller - zum CO2-Ausstoß beiträgt).
In der Schweiz, mag die Stromproduktion aber ggf. weniger Kohle-lastig zu sein.
In D ist die Nachschlulung für Autofahrer zur Berechtigung der 125er Roller bis 11kW (wie den Ray 7.7) ja auch unkompliziert; nur die "echten" Motorradfüherscheine gehen ins Geld.
Viele Grüße
Didi
vielen Dank für diesen Vergleich. Deine Berechnung kann man so verstehen, dass der Ray 7.7 sich ja sogar von den Kosten her rechnet, wenn man ihn länger als 5 Jahre für den Hauptteil der Kilometer nutzt.
Zum Vergleich für den Weg zur Arbeit mit dem PKW, hatte ich hier auch schon einmal vorgerechnet, wie sinnvoll es auch für den CO2-Ausstoss ist, den leichten Elektroroller an Tagen mit schönem Wetter für den Weg zur Arbeit zu nutzen und den alten Diesel-PKW (auch bei mir: zum Ziehen des Anhängers) an Schlechtwettertagen weiter zu nutzen (Gegenüber dem Neukauf und der Nutzung eines Elektroautos, dass ja indirekt auch - und wesentlich stärker als ein Roller - zum CO2-Ausstoß beiträgt).
In der Schweiz, mag die Stromproduktion aber ggf. weniger Kohle-lastig zu sein.
In D ist die Nachschlulung für Autofahrer zur Berechtigung der 125er Roller bis 11kW (wie den Ray 7.7) ja auch unkompliziert; nur die "echten" Motorradfüherscheine gehen ins Geld.
Viele Grüße
Didi
_______________________________________________________________________________________________________________________Thunder-Fury100/ MASINI Sportivo S (2010, 2011, 2012) 5kW, Innoscooter EM6000L 5kW (2011), ZERO SR/F 17.3 (2023)
-
- Beiträge: 146
- Registriert: Mi 26. Jul 2023, 18:11
- Roller: Ray 7.7
- PLZ: 8
- Land: CH
- Kontaktdaten:
Re: Elektro trifft auf Klassiker: Zwei Welten, ein Vergleich
Hallo Didi
Ja genau aber der Ray muss sich erst beweisen ob er so lange hält bzw. ab wann es sich wirtschaftlich nicht mehr lohnt zu investieren.
Bin ich deiner Meinung. Ich hab mich auch so dran gewöhnt bei jedem Wetter ausser Schnee auf den Roller zu sitzen und loszufahren, für mich passt das sehr gut.
Nur das ich auch im Ausland fahren kann wir unterscheiden da nicht B196 und A1.
Die Kosten für A2 (bei uns A beschränkt) hat mich 50.- für 1x Manövertraining. 1x Fahrstunde 1.5h 160.- Kosten vom Strassenverkehrsamt (Lernfahrausweis und Praktische Prüfung) um die 155.- also Gesamtkosten von 365.- Franken.
Ja genau aber der Ray muss sich erst beweisen ob er so lange hält bzw. ab wann es sich wirtschaftlich nicht mehr lohnt zu investieren.
Bin ich deiner Meinung. Ich hab mich auch so dran gewöhnt bei jedem Wetter ausser Schnee auf den Roller zu sitzen und loszufahren, für mich passt das sehr gut.
Nur das ich auch im Ausland fahren kann wir unterscheiden da nicht B196 und A1.
Die Kosten für A2 (bei uns A beschränkt) hat mich 50.- für 1x Manövertraining. 1x Fahrstunde 1.5h 160.- Kosten vom Strassenverkehrsamt (Lernfahrausweis und Praktische Prüfung) um die 155.- also Gesamtkosten von 365.- Franken.
-
- Beiträge: 2648
- Registriert: Do 3. Dez 2015, 11:18
- Roller: Jupiter 11, Niu, GoE classic, Revoluzzer 45, SNE Streetsou
- PLZ: 91088
- Kontaktdaten:
Re: Elektro trifft auf Klassiker: Zwei Welten, ein Vergleich
Die gleiche Erkenntnis hab ich schon vor 15 Jahren gewonnen. Der E-Roller ist super für den urbanen Bereich und da auch erheblich billiger im Betrieb. Aber für weite Strecken schlicht ungeeignet und daran würde sich auch nichts ändern, wenn er 100km weiter käme. Ohne entspr. Infrastruktur und kurze Ladezeiten spielt es einfach keine Rolle, ob der Roller 50, 100 oder 200 km weit kommt.
-
- Beiträge: 7917
- Registriert: So 22. Feb 2009, 11:31
- Roller: RGNT Classic NO. 1 SEL
- PLZ: 14***
- Wohnort: bei Berlin
- Kontaktdaten:
Re: Elektro trifft auf Klassiker: Zwei Welten, ein Vergleich
Dann poste ich mal meinen über längerer Zeit entstandenen Vergleichstest:
Der große (unfaire) Vergleichstest: RGNT gegen Online VT 125
Heute mal ein wenig ernst gemeinter, aber hoffentlich faktenbasierter, Vergleichstest zwischen zwei Fahrzeugen, die mit dem A1- bzw. B196 – Führerschein gefahren werden dürfen.
Also: Äpfel gegen Birnen ist die Aufgabenstellung. Aber falls jemand für einen bestimmten Betrag ein Fahrzeug kaufen und dauerhaft unterhalten will, kann er sich an den verschiedenen Punkten selbst durcharbeiten und schauen, wie sich die finanzielle Seite über die Lebensdauer hinweg tendenziell entwickeln könnte.
Auslöser war die Idee, meine RGNT von Streusalz fernhalten zu können. Die vielen Chromteile müssen sonst dauernd gepflegt werden, was gerade im Winter wenig Spaß macht und viel Zeit kostet. Ein Wintermoped sollte her, möglichst billig, möglichst mit ABS, nur zum fahren, nicht zum liebhaben. Da ich im Moment (noch) Probleme habe mit dem Tragen von Akkus, und eine sichere Reichweite von 80km benötige, fiel die Möglichkeit eines E-Rollers mit tragbaren Akkus zum Aufwärmen im Büro weg, und Fahrzeuge mit festverbauten und min. 8KW-Akkus sind preislich in einer unschönen Region, zumindest für ein Schlechtwetterfahrzeug. Bleibt also nur im Moment die Verbrennerfraktion.
Der Gebrauchtmarkt gäbe passende Fahrzeuge her, aber teilweise mit unklarer Wartungshistorie, verbastelt, …, und die Preise für passende Fahrzeuge passten mir nicht. Zum Einstandspreis kämen dann immer noch Kosten drauf, um das gebrauchte Bike in einen „definierten“ Wartungszustand zu versetzen. Da können schnell mal 200€ für einen Kettensatz und weitere 300€ für eine Inspektion mit Ölwechsel fällig werden.
Dann entdeckte ich im Herbst 2023 bei meinem ehemaligen NIU-Händler den Sommerschlußverkaufsknaller: eine neue Online VT 125 mit ABS inkl. Überführungskosten für 2222€ (vormals UVP 3399€ zzgl. Überführungskosten), mit 2 Jahren Gewährleistung, baugleich zur Keeway K-Light 125 (die hat nur CBS), aus der „renommierten“ chinesischen Motorradschmiede Qianjiang, sofort im Laden verfügbar.
Also ab in den Laden mit der RGNT, probegesessen, mit dem Verkäufer über chinesische Qualitätsarbeit gelästert, neue Reifen dazu geordert, gekauft.
Zeit für den großen Vergleichstest: das billigste neue chinesische Motorrad mit ABS gegen die wohl beste und (neben Zero und Ovao) teuerste elektrische L3E-A1 - Maschine auf dem Markt, die RGNT.
Einige Daten zu den Preisen reflektieren die Situation Ende 2023, zusätzlich sind jetzt 13TKm auf der RGNT und 6TKm auf der Online als Erfahrungswerte eingeflossen.
Berücksichtigt: alle planbaren Kosten, in denen sich die Fahrzeuge unterscheiden. Ich gehe z.B. von identischem Reifenverschleiß aus, der Bremsenverschleiß dürfte beim Chinamoped höher sein und ist näherungsweise in den Wartungskosten eingerechnet. Reparaturkosten sind außen vor – noch liegen mir keine Erfahrungswerte vor, und die elektronischen Komponenten dürften im Bedarfsfall teurer sein als die häufiger zu vermutenden Defekte des Billigmopeds. Und erstmal fahren wir ja mit Gewährleistung.
Nicht kalkuliert sind die Versicherungs- und TÜV-Kosten – die dürften nahe beieinanderliegen, im Falle einer Vollkasko-Versicherung bei der RGNT allenfalls teurer sein. Hinsichtlich der Wartung habe ich aus Vereinfachungsgründen beim Chinakracher alle 3000km gerechnet, obwohl der Intervall 1000-3000-alle_4000km ist.
Erstmal die Kerndaten, Besonderheiten sind in Fettschrift hervorgehoben. Stand Ende 2023, vor der RGNT-Insolvenz und dem Neustart. (Attachment Kostenvergleich)
Gehen wir von einer Lebensdauer von 50TKm (optimistischer Weise auch beim Chinamoped) aus, dann liegen die Kosten ungefähr bei der Hälfte der RGNT, also rund 10T€ gegenüber rund 17T€ bei der RGNT. Im Falle einer unwirtschaftlich erscheinenden Reparatur des Chinamopeds kann es also locker zwei- bis dreimal durch ein Neufahrzeug ersetzt werden und läge kostenmäßig immer noch unterhalb der RGNT.
Trotzdem: die jährlichen laufenden Kosten sind locker zwei bis dreimal höher beim Benzinkracher.
Wer die RGNT im Superangebot für 7500€ ergattern konnte, hat natürlich eine günstigere Kalkulation.
Rechnet man nach erwarteten Lebensjahren, die beim China-Moped durch kapitale (Rost-)Schäden eintreten und bei angenommen 6 Jahren im täglichen Gebrauch liegt, beim Elektromoped durch die Lebensdauer vom Akku begrenzt wird (Annahme 8 Jahre bei der RGNT), müßte das auf die jährlichen Kosten umgelegt werden. Hier erreichen wir wieder Vorteile für den Benziner, für einen Ersatz nach Ende der Lebensdauer müssen rund 400€ pro Jahr zurückgelegt werden, für die RGNT ca. 2000€.
Aus diesen Musterberechnungen ist also ersichtlich, dass in diesem Fall das Chinamoped über die Lebensdauer gesehen die preiswertere Lösung ist. Aber es sollte ja auch kein fairer Vergleich werden.
Vorsichtshalber sollte man Geld für Extrareparaturen einplanen. Im Fall mangelnder Kettenpflege durch den Besitzer können hier auch mal 200€ fällig werden. Verarbeitungsmängel können sich auch nach Ablauf der Gewährleistung bemerkbar machen und zu Mehrkosten führen.
Ausdrücklicher Hinweis: die Berechnungsgrundlage sieht anders aus, wenn man ein Benzin-Moped der 4000€-Klasse gegen Elektromoped für z.B. 6000€ vergleicht, sofern die Spezifikationen (Reichweite, Performance) für den persönlichen Bedarf ausreichend sind. Akkus bei preiswerten E-Mopeds können allerdings durchaus kurzlebiger sein, bieten ggf. nicht die erforderliche Winterfestigkeit usw..
Kommen wir zu anderen Aspekten, die die Kaufentscheidung mit beeinflußen können. Hier nach Schulnoten vergeben, bezogen auf typische Vertreter der 11KW-Klasse, und sehr subjektiv entsprechend meinen Befindlichkeiten. Attachment Bewertung
Das Ergebnis ist ungefähr so, wie wenn ich eine BMW-Isetta gegen einen X5 vergleichen würde. Also reichlich unfair. Trotzdem kann man mit beiden Fahren, also Berufspendeln, Einkaufen, und in Urlaub fahren, zu jedoch unterschiedlichen Kosten bei deutlich unterschiedlichem Komfort.
Die RGNT ist Königsklasse – zumindest für Pendler (eher schon überzogen gut), oder für Lustfahrten bis ca. 130km. Bei jeder Fahrt hat man das gute Gefühl, auf einem zuverlässigen und technisch auf der Höhe befindlichen Bike zu sitzen, das enormen Fahrspaß vermittelt.
Das ausführliche Handbuch kam einige Wochen nach der Lieferung der Maschine auf den Markt, nur in Englisch. Seit den jüngsten Softwareupdates und insbesondere der Nachrüstung der Navi-Funktion ist es gegenwärtig (11/23) aktuell.
Im Preis hebt sich die RGNT deutlich von den vorwiegend chinesischen elektrischen Mitbewerbern ab, deren Verarbeitungsqualität eher auf dem Stand des getesteten Chinamopeds liegt. Die BMW CE04 könnte durchaus eine Alternative zur RGNT sein, ist jedoch optisch ein anderer Ansatz. Bei passenden Temperaturen und geladenem Akku entspricht die Performance der RGNT eher einer A2-Maschine. Ebenfalls ist der Akku „wintertauglich“ und stellt in den allermeisten Fällen mindestens 9KW zur Verfügung, also mehr als Chinaschrottie überhaupt bringt. Selbst der Turtlemodus ist tauglich für den Stadtverkehr.
Bei weniger Ansprüchen an technischen Spielereien und Pendlerreichweite wäre die Bonfire eine gute Alternative, ungefähr halber Preis und einfache, aber sinnvoll kombinierte Standardtechnik. Diese würde ich allen chinesischen Elektro-Geschwistern vorziehen, und sie wäre auch ein passenderer Vergleichspartner zu „Online“ VT 125.
Die Online VT 125 ist ein typischer Vertreter der chinesischen Motorräder, die unter verschiedenen Markennamen den Markt fluten. Für ein paar Euros mehr gäbe es volle 11KW, 6-Gang-Schaltung, LED-Scheinwerfer, Keyless-Go usw. (Ausstattung einer derartigen Maschine ab ca. 3400€ Neupreis), also erhebliche Ausstattungsunterschiede. Die Verarbeitungsqualität unterscheidet sich hierbei nicht wesentlich, aber wenn man sich an „Marken“ der Importeure hält (KSR, Leeb, …), dann ist ein Werkstattnetz und Ersatzteilverfügbarkeit weitgehend gegeben.
Als Besonderheit sind zu nennen, dass das ABS-System auf beiden Rädern wirkt – das ist nicht der Standard in der Chinaklasse, zumeist ist nur das Vorderrad mit ABS ausgestattet. Dieses Highlight wird zwar auf der Webseite des Importeurs benannt, das Handbuch zur Maschine ist so mißverständlich formuliert, dass ich zunächst von einem nur auf das Hinterrad wirkenden Systems ausging und vorsichtshalber mal auf die vordere Bremsscheibe geschaut habe.
Eine Ganganzeige und eine Uhr sind nette Goodies – die CBS-Version hätte das nicht gehabt. Es mag aber auch daran liegen, dass hier ein neuerer Tacho verbaut worden ist, der den relativ neuen „Markennamen“ QJMotors trägt, weil der alte Tacho gerade nicht im Regal lag.
Damit nicht zu viel beim Hersteller im Regal liegt, wird ein Rahmen für verschiedene Fahrzeuge genutzt. Hier gibt es z.B. Haltepunkte für einen Wasserkühler, auch an der Schwinge gibt es Löcher mit Gewinde. Und anstelle dort Blindschrauben oder Stopfen reinzuhauen bleiben die Schraubenlöcher offen, und der Gilb beginnt dort schon nach einer Regenwoche sich erfolgreich zu einzunisten, breitet sich aber nicht weiter aus.
Manche Importeure wissen selbst nicht, was verbaut ist. Die baugleiche Keeway „K-Light“ wird mit einem Frontlicht mit H4 - 60W/55W beschrieben, selbst im Handbuch, in einem Yt-Video zeigt dann ein Bastler jedoch die 35W/35W – H4-Birne, die ebenso in der Online verbaut ist. Ebenso ist diese Leistung im Klarglas des Scheinwerfers eingeschrieben. Da ist der Importeur der Online ehrlicher, denn nirgendwo (nicht einmal im Handbuch) wird erwähnt, welche Leuchtmittel verbaut sind.
Überhaupt das Handbuch: es ist sehr übersichtlich, z.B. bei der Fragestellung, wie man den Ölstand kontrolliert, oder den Kupplungszug nachjustiert. Nun kann ich mir durchaus vorstellen, wozu das Schauglas im Motorblock dient (das ist mal eine geniale Idee) oder warum die Öleinlassschraube einen Peilstab hat, denn die Mofabasteleien der Jugendzeit haben ihren Niederschlag im Erfahrungsschatz gefunden. Lediglich im Keeway-Handbuch finden sich Einfahrvorschriften (die ersten 1000km geht es gemütlich zur Sache, bis 1600km darf man schneller, und danach gilt der Motor als eingefahren).
Ebenfalls nicht erwähnt ist, dass es einen „Normstecker“ für nachrüstbare Alarmanlagen gibt, die auch einen Fernstart ermöglichen. Daran lassen sich die üblichen chinesischen 25€-Sets bis auf eine herzustellende Kabelbrücke Plug’n’Play anschließen, wenn man erst mal den Stecker gefunden hat.
Überhaupt modellspezifisches Zubehör: für die Online findet man gar nichts, für die baugleiche Keeway K-Light gibt es Gepäckträger, Sissy-Bar, Sturzbügel, Abstandshalter für Satteltaschen, aber nur aus ausländischen Quellen. Das ist immerhin eine bessere Situation als bei der RGNT, da gibt es zwar für die Classic einen optionalen Gepäckträger vom Hersteller (ohne Abstandshalter für Satteltaschen, also eine nur bedingt taugliche Konstruktion), für die Scrambler nicht einmal den.
Hinsichtlich der Beschleunigung schweigen wir mal. 11PS sollen es sein, dafür geht es aber recht lahm zur Sache, der NIU NGT mit der FOC80 geht zugreifender ans Werk. Das Fahrwerk steckt dafür Straßenunebenheiten besser weg als die RGNT, dafür fühlt sich die Lenkung anfangs etwas schwammig an, als wäre die Gewichtsverteilung unausgeglichen. Man gewöhnt sich aber recht schnell daran. Insgesamt fühlt man sich eher wie auf einem Spielzeugmotorrad.
Gewöhnungsbedürftig sind so manche Sachen – Schrauben in Edelstahloptik auf mattschwarzem Rahmen, ebenso wie der Seitenständer in Edelstahloptik, passen irgendwie nicht zueinander. Eine gewissen Lieblosigkeit, gerne auch als Geschmacklosigkeit benennbar, muss man der optischen Situation attestieren, dürfte aber dem Preis geschuldet sein. Dafür muss ich positiv anmerken, dass zumindest im (Fast-)Neuzustand nichts klappert oder in Vibration gerät.
Zu bedenken ist, dass die wesentlichen Betriebskosten aus den kurzen Wartungsintervallen resultieren, zwischen 3000 bis 5000km ist der Standard bei den Chinesen, mindestens jährlich. Jeder Wartungstermin ist mit 10% vom Neupreis vergleichbar, bei der RGNT sind es 1%.
Verpasste Wartungstermine führen schnell zum Verlust der Gewährleistung, und das kann bei der Verarbeitungsqualität dann schnell teuer werden, wenn ein Motorschaden mangels versäumter Erstinspektion bei 1000km eintritt. Und die Termine sollte man strikt einhalten, es gibt keinen klassischen Ölfilter, nur ein auswaschbares Sieb.
Auch der Aufwand, den der Besitzer hat, ist etwas höher, z.B. durch regelmäßige Kettenpflege zwischen den Wartungsterminen. Allerdings hat der E-Fahrer insbesondere als Wenigfahrer häufig den Akku zu kontrollieren und im Bedarfsfall nachzuladen. Mangelnde Akkupflege führt schnell zu einem wirtschaftlichen Totalschaden. Das E-Rollerforum hat leider genug Beispiele für den frühen Akkutod.
Das Motorengeräusch mag für manche zum Motorradfahren dazu gehören, aber aufgrund von aktuellen Vorschriften zur Geräuschemission kann man diesem Geräusch leider nicht einmal mehr eine fahr-erotische Note zusprechen. Gleichzeitig fehlt das sonore Brummen einer hochvolumigen Maschine bei leider gleichzeitig recht hohen erforderlichen Drehzahlen.
Überhaupt ist die Konstruktion der Chinaböller an manchen Stelle fragwürdig. Frühe Exemplare der baugleichen Keeway K-Light hatten unter verschiedenen Kinderkrankheiten zu leiden (Bruch der vorderen Halteplatte für die Bremszange, Getriebeprobleme, …), die aber alle in den nachfolgenden Serien behoben worden sind. Verschiedene Systeme wie Motoren und Bremsen oder auch Bedienkonzepte sind zwar von anderen namhaften Herstellern abgekupfert (Motoren überwiegend Lizenznachbauten), aber in schlechterer Qualität umgesetzt.
Die Kisten sind am Reißbrett konstruiert, aber anscheinend nicht länger auf Praktikabilität und Haltbarkeit getestet.
Es gibt ein Lenkradschloss, und direkt daneben ein Zündschloss … Zumindest ist es der gleiche Schlüssel, der dafür auch noch auf das Tankschloss passt. Das ist bedientechnisch eine Grausamkeit.
Wenn man am Easy-Connect-Stecker die typische chinesische 20€-Alarmanlage mit Fernstartfunktion anschließt, dann wird das Zündschloss arbeitslos, und die Situation verständlicher. Dummerweise muss man sich das selbst zusammenreimen, denn keiner der Importeure bietet diese Alarmanlage als Zubehör an oder verweist auf diese Option. Es mag daran liegen, dass viele dieser preiswerten Sets auf einer Frequenz arbeiten, die dem Militär zugewiesen ist.
Wenig- und Schönwetterfahrer kämen mit einem chinesischem Töfftöff gut klar, insbesondere aus finanzieller Sicht ist das Risiko überschaubar. Ohne Feuchtigkeit und Salz auf den Straßen kann die Lebensdauer, entsprechende regelmäßige Wartung vorausgesetzt, durchaus auch lange sein und übertrifft ggf. E-Motorrädern mit kalendarisch wegalternden Akkus.
Der Spaßfaktor eines ähnlich motorisierten E-Fahrzeuges ist m.E. jedoch deutlich größer, Beschleunigung und ggf. Endgeschwindigkeit liegen i.d.R. höher.
Der finanzielle Abstand zwischen China-Spritverbrenner und Elektromoped wird deutlich geringer, wenn man bei der Auswahl des elektrischen Fahrzeuges Abstriche an der Reichweite, der technischen Spielereien, und der Leistung machen kann (vergl. z.B. die Bonfire, die auf leicht substituierbare Standardtechnik setzt und daher länger auf der Straße gehalten werden kann als andere (Elektro-)Fahrzeuge, weil z.B. Akkus und Controller anderer Hersteller verbaubar wären), und man ein Chinamoped mit ähnlicher Ausstattung kaufen würde (z.B. mit LED-Scheinwerfer). Lacher am Rande: auf der Blacktea-Seite gibt es unter den Ersatzteilen ein Schlüsselset mit Tankschloss, Lenkradschloss, Zündschloss für 19€ - wenn ich bei meiner Online mit den Schlüsseln oder Schlössern ein Problem hätte: ist das gleiche Ersatzteil.
Nimmt man ein besser ausgestattetes Fahrzeug wie die QJMotor SRV 125 (der Nachfolger der Online VT125), Grundpreis 3399€ zzgl. ca. 250€ Überführungskosten, und ca. 4000km Wartungsintervalle, und setzt die gegen die Bonfire Y mit 8KW Leistung (7190€ zzgl. ca. 200€ Versand zzgl. ggf. nettes Zubehör), dann sind die Lebensdauerkosten durchaus erheblich näher beieinander, so dass die nicht geldwerten Vorteile (Fahrspaß, geräuschlos, innovativ, Konstruktion und Zusammenbau Made in Germany, …) durchaus die dann noch geringen Mehrkosten aufwiegen und den entscheidenden Ausschlag bei der Kaufentscheidung geben können.
Der Testsieger nach Preis und Nutzwert heißt hier also Online VT 125, der Testsieger nach Fahrspaß, Innovation und Alltaugstauglichkeit für Pendler RGNT.
Der große (unfaire) Vergleichstest: RGNT gegen Online VT 125
Heute mal ein wenig ernst gemeinter, aber hoffentlich faktenbasierter, Vergleichstest zwischen zwei Fahrzeugen, die mit dem A1- bzw. B196 – Führerschein gefahren werden dürfen.
Also: Äpfel gegen Birnen ist die Aufgabenstellung. Aber falls jemand für einen bestimmten Betrag ein Fahrzeug kaufen und dauerhaft unterhalten will, kann er sich an den verschiedenen Punkten selbst durcharbeiten und schauen, wie sich die finanzielle Seite über die Lebensdauer hinweg tendenziell entwickeln könnte.
Auslöser war die Idee, meine RGNT von Streusalz fernhalten zu können. Die vielen Chromteile müssen sonst dauernd gepflegt werden, was gerade im Winter wenig Spaß macht und viel Zeit kostet. Ein Wintermoped sollte her, möglichst billig, möglichst mit ABS, nur zum fahren, nicht zum liebhaben. Da ich im Moment (noch) Probleme habe mit dem Tragen von Akkus, und eine sichere Reichweite von 80km benötige, fiel die Möglichkeit eines E-Rollers mit tragbaren Akkus zum Aufwärmen im Büro weg, und Fahrzeuge mit festverbauten und min. 8KW-Akkus sind preislich in einer unschönen Region, zumindest für ein Schlechtwetterfahrzeug. Bleibt also nur im Moment die Verbrennerfraktion.
Der Gebrauchtmarkt gäbe passende Fahrzeuge her, aber teilweise mit unklarer Wartungshistorie, verbastelt, …, und die Preise für passende Fahrzeuge passten mir nicht. Zum Einstandspreis kämen dann immer noch Kosten drauf, um das gebrauchte Bike in einen „definierten“ Wartungszustand zu versetzen. Da können schnell mal 200€ für einen Kettensatz und weitere 300€ für eine Inspektion mit Ölwechsel fällig werden.
Dann entdeckte ich im Herbst 2023 bei meinem ehemaligen NIU-Händler den Sommerschlußverkaufsknaller: eine neue Online VT 125 mit ABS inkl. Überführungskosten für 2222€ (vormals UVP 3399€ zzgl. Überführungskosten), mit 2 Jahren Gewährleistung, baugleich zur Keeway K-Light 125 (die hat nur CBS), aus der „renommierten“ chinesischen Motorradschmiede Qianjiang, sofort im Laden verfügbar.
Also ab in den Laden mit der RGNT, probegesessen, mit dem Verkäufer über chinesische Qualitätsarbeit gelästert, neue Reifen dazu geordert, gekauft.
Zeit für den großen Vergleichstest: das billigste neue chinesische Motorrad mit ABS gegen die wohl beste und (neben Zero und Ovao) teuerste elektrische L3E-A1 - Maschine auf dem Markt, die RGNT.
Einige Daten zu den Preisen reflektieren die Situation Ende 2023, zusätzlich sind jetzt 13TKm auf der RGNT und 6TKm auf der Online als Erfahrungswerte eingeflossen.
Berücksichtigt: alle planbaren Kosten, in denen sich die Fahrzeuge unterscheiden. Ich gehe z.B. von identischem Reifenverschleiß aus, der Bremsenverschleiß dürfte beim Chinamoped höher sein und ist näherungsweise in den Wartungskosten eingerechnet. Reparaturkosten sind außen vor – noch liegen mir keine Erfahrungswerte vor, und die elektronischen Komponenten dürften im Bedarfsfall teurer sein als die häufiger zu vermutenden Defekte des Billigmopeds. Und erstmal fahren wir ja mit Gewährleistung.
Nicht kalkuliert sind die Versicherungs- und TÜV-Kosten – die dürften nahe beieinanderliegen, im Falle einer Vollkasko-Versicherung bei der RGNT allenfalls teurer sein. Hinsichtlich der Wartung habe ich aus Vereinfachungsgründen beim Chinakracher alle 3000km gerechnet, obwohl der Intervall 1000-3000-alle_4000km ist.
Erstmal die Kerndaten, Besonderheiten sind in Fettschrift hervorgehoben. Stand Ende 2023, vor der RGNT-Insolvenz und dem Neustart. (Attachment Kostenvergleich)
Gehen wir von einer Lebensdauer von 50TKm (optimistischer Weise auch beim Chinamoped) aus, dann liegen die Kosten ungefähr bei der Hälfte der RGNT, also rund 10T€ gegenüber rund 17T€ bei der RGNT. Im Falle einer unwirtschaftlich erscheinenden Reparatur des Chinamopeds kann es also locker zwei- bis dreimal durch ein Neufahrzeug ersetzt werden und läge kostenmäßig immer noch unterhalb der RGNT.
Trotzdem: die jährlichen laufenden Kosten sind locker zwei bis dreimal höher beim Benzinkracher.
Wer die RGNT im Superangebot für 7500€ ergattern konnte, hat natürlich eine günstigere Kalkulation.
Rechnet man nach erwarteten Lebensjahren, die beim China-Moped durch kapitale (Rost-)Schäden eintreten und bei angenommen 6 Jahren im täglichen Gebrauch liegt, beim Elektromoped durch die Lebensdauer vom Akku begrenzt wird (Annahme 8 Jahre bei der RGNT), müßte das auf die jährlichen Kosten umgelegt werden. Hier erreichen wir wieder Vorteile für den Benziner, für einen Ersatz nach Ende der Lebensdauer müssen rund 400€ pro Jahr zurückgelegt werden, für die RGNT ca. 2000€.
Aus diesen Musterberechnungen ist also ersichtlich, dass in diesem Fall das Chinamoped über die Lebensdauer gesehen die preiswertere Lösung ist. Aber es sollte ja auch kein fairer Vergleich werden.
Vorsichtshalber sollte man Geld für Extrareparaturen einplanen. Im Fall mangelnder Kettenpflege durch den Besitzer können hier auch mal 200€ fällig werden. Verarbeitungsmängel können sich auch nach Ablauf der Gewährleistung bemerkbar machen und zu Mehrkosten führen.
Ausdrücklicher Hinweis: die Berechnungsgrundlage sieht anders aus, wenn man ein Benzin-Moped der 4000€-Klasse gegen Elektromoped für z.B. 6000€ vergleicht, sofern die Spezifikationen (Reichweite, Performance) für den persönlichen Bedarf ausreichend sind. Akkus bei preiswerten E-Mopeds können allerdings durchaus kurzlebiger sein, bieten ggf. nicht die erforderliche Winterfestigkeit usw..
Kommen wir zu anderen Aspekten, die die Kaufentscheidung mit beeinflußen können. Hier nach Schulnoten vergeben, bezogen auf typische Vertreter der 11KW-Klasse, und sehr subjektiv entsprechend meinen Befindlichkeiten. Attachment Bewertung
Das Ergebnis ist ungefähr so, wie wenn ich eine BMW-Isetta gegen einen X5 vergleichen würde. Also reichlich unfair. Trotzdem kann man mit beiden Fahren, also Berufspendeln, Einkaufen, und in Urlaub fahren, zu jedoch unterschiedlichen Kosten bei deutlich unterschiedlichem Komfort.
Die RGNT ist Königsklasse – zumindest für Pendler (eher schon überzogen gut), oder für Lustfahrten bis ca. 130km. Bei jeder Fahrt hat man das gute Gefühl, auf einem zuverlässigen und technisch auf der Höhe befindlichen Bike zu sitzen, das enormen Fahrspaß vermittelt.
Das ausführliche Handbuch kam einige Wochen nach der Lieferung der Maschine auf den Markt, nur in Englisch. Seit den jüngsten Softwareupdates und insbesondere der Nachrüstung der Navi-Funktion ist es gegenwärtig (11/23) aktuell.
Im Preis hebt sich die RGNT deutlich von den vorwiegend chinesischen elektrischen Mitbewerbern ab, deren Verarbeitungsqualität eher auf dem Stand des getesteten Chinamopeds liegt. Die BMW CE04 könnte durchaus eine Alternative zur RGNT sein, ist jedoch optisch ein anderer Ansatz. Bei passenden Temperaturen und geladenem Akku entspricht die Performance der RGNT eher einer A2-Maschine. Ebenfalls ist der Akku „wintertauglich“ und stellt in den allermeisten Fällen mindestens 9KW zur Verfügung, also mehr als Chinaschrottie überhaupt bringt. Selbst der Turtlemodus ist tauglich für den Stadtverkehr.
Bei weniger Ansprüchen an technischen Spielereien und Pendlerreichweite wäre die Bonfire eine gute Alternative, ungefähr halber Preis und einfache, aber sinnvoll kombinierte Standardtechnik. Diese würde ich allen chinesischen Elektro-Geschwistern vorziehen, und sie wäre auch ein passenderer Vergleichspartner zu „Online“ VT 125.
Die Online VT 125 ist ein typischer Vertreter der chinesischen Motorräder, die unter verschiedenen Markennamen den Markt fluten. Für ein paar Euros mehr gäbe es volle 11KW, 6-Gang-Schaltung, LED-Scheinwerfer, Keyless-Go usw. (Ausstattung einer derartigen Maschine ab ca. 3400€ Neupreis), also erhebliche Ausstattungsunterschiede. Die Verarbeitungsqualität unterscheidet sich hierbei nicht wesentlich, aber wenn man sich an „Marken“ der Importeure hält (KSR, Leeb, …), dann ist ein Werkstattnetz und Ersatzteilverfügbarkeit weitgehend gegeben.
Als Besonderheit sind zu nennen, dass das ABS-System auf beiden Rädern wirkt – das ist nicht der Standard in der Chinaklasse, zumeist ist nur das Vorderrad mit ABS ausgestattet. Dieses Highlight wird zwar auf der Webseite des Importeurs benannt, das Handbuch zur Maschine ist so mißverständlich formuliert, dass ich zunächst von einem nur auf das Hinterrad wirkenden Systems ausging und vorsichtshalber mal auf die vordere Bremsscheibe geschaut habe.
Eine Ganganzeige und eine Uhr sind nette Goodies – die CBS-Version hätte das nicht gehabt. Es mag aber auch daran liegen, dass hier ein neuerer Tacho verbaut worden ist, der den relativ neuen „Markennamen“ QJMotors trägt, weil der alte Tacho gerade nicht im Regal lag.
Damit nicht zu viel beim Hersteller im Regal liegt, wird ein Rahmen für verschiedene Fahrzeuge genutzt. Hier gibt es z.B. Haltepunkte für einen Wasserkühler, auch an der Schwinge gibt es Löcher mit Gewinde. Und anstelle dort Blindschrauben oder Stopfen reinzuhauen bleiben die Schraubenlöcher offen, und der Gilb beginnt dort schon nach einer Regenwoche sich erfolgreich zu einzunisten, breitet sich aber nicht weiter aus.
Manche Importeure wissen selbst nicht, was verbaut ist. Die baugleiche Keeway „K-Light“ wird mit einem Frontlicht mit H4 - 60W/55W beschrieben, selbst im Handbuch, in einem Yt-Video zeigt dann ein Bastler jedoch die 35W/35W – H4-Birne, die ebenso in der Online verbaut ist. Ebenso ist diese Leistung im Klarglas des Scheinwerfers eingeschrieben. Da ist der Importeur der Online ehrlicher, denn nirgendwo (nicht einmal im Handbuch) wird erwähnt, welche Leuchtmittel verbaut sind.
Überhaupt das Handbuch: es ist sehr übersichtlich, z.B. bei der Fragestellung, wie man den Ölstand kontrolliert, oder den Kupplungszug nachjustiert. Nun kann ich mir durchaus vorstellen, wozu das Schauglas im Motorblock dient (das ist mal eine geniale Idee) oder warum die Öleinlassschraube einen Peilstab hat, denn die Mofabasteleien der Jugendzeit haben ihren Niederschlag im Erfahrungsschatz gefunden. Lediglich im Keeway-Handbuch finden sich Einfahrvorschriften (die ersten 1000km geht es gemütlich zur Sache, bis 1600km darf man schneller, und danach gilt der Motor als eingefahren).
Ebenfalls nicht erwähnt ist, dass es einen „Normstecker“ für nachrüstbare Alarmanlagen gibt, die auch einen Fernstart ermöglichen. Daran lassen sich die üblichen chinesischen 25€-Sets bis auf eine herzustellende Kabelbrücke Plug’n’Play anschließen, wenn man erst mal den Stecker gefunden hat.
Überhaupt modellspezifisches Zubehör: für die Online findet man gar nichts, für die baugleiche Keeway K-Light gibt es Gepäckträger, Sissy-Bar, Sturzbügel, Abstandshalter für Satteltaschen, aber nur aus ausländischen Quellen. Das ist immerhin eine bessere Situation als bei der RGNT, da gibt es zwar für die Classic einen optionalen Gepäckträger vom Hersteller (ohne Abstandshalter für Satteltaschen, also eine nur bedingt taugliche Konstruktion), für die Scrambler nicht einmal den.
Hinsichtlich der Beschleunigung schweigen wir mal. 11PS sollen es sein, dafür geht es aber recht lahm zur Sache, der NIU NGT mit der FOC80 geht zugreifender ans Werk. Das Fahrwerk steckt dafür Straßenunebenheiten besser weg als die RGNT, dafür fühlt sich die Lenkung anfangs etwas schwammig an, als wäre die Gewichtsverteilung unausgeglichen. Man gewöhnt sich aber recht schnell daran. Insgesamt fühlt man sich eher wie auf einem Spielzeugmotorrad.
Gewöhnungsbedürftig sind so manche Sachen – Schrauben in Edelstahloptik auf mattschwarzem Rahmen, ebenso wie der Seitenständer in Edelstahloptik, passen irgendwie nicht zueinander. Eine gewissen Lieblosigkeit, gerne auch als Geschmacklosigkeit benennbar, muss man der optischen Situation attestieren, dürfte aber dem Preis geschuldet sein. Dafür muss ich positiv anmerken, dass zumindest im (Fast-)Neuzustand nichts klappert oder in Vibration gerät.
Zu bedenken ist, dass die wesentlichen Betriebskosten aus den kurzen Wartungsintervallen resultieren, zwischen 3000 bis 5000km ist der Standard bei den Chinesen, mindestens jährlich. Jeder Wartungstermin ist mit 10% vom Neupreis vergleichbar, bei der RGNT sind es 1%.
Verpasste Wartungstermine führen schnell zum Verlust der Gewährleistung, und das kann bei der Verarbeitungsqualität dann schnell teuer werden, wenn ein Motorschaden mangels versäumter Erstinspektion bei 1000km eintritt. Und die Termine sollte man strikt einhalten, es gibt keinen klassischen Ölfilter, nur ein auswaschbares Sieb.
Auch der Aufwand, den der Besitzer hat, ist etwas höher, z.B. durch regelmäßige Kettenpflege zwischen den Wartungsterminen. Allerdings hat der E-Fahrer insbesondere als Wenigfahrer häufig den Akku zu kontrollieren und im Bedarfsfall nachzuladen. Mangelnde Akkupflege führt schnell zu einem wirtschaftlichen Totalschaden. Das E-Rollerforum hat leider genug Beispiele für den frühen Akkutod.
Das Motorengeräusch mag für manche zum Motorradfahren dazu gehören, aber aufgrund von aktuellen Vorschriften zur Geräuschemission kann man diesem Geräusch leider nicht einmal mehr eine fahr-erotische Note zusprechen. Gleichzeitig fehlt das sonore Brummen einer hochvolumigen Maschine bei leider gleichzeitig recht hohen erforderlichen Drehzahlen.
Überhaupt ist die Konstruktion der Chinaböller an manchen Stelle fragwürdig. Frühe Exemplare der baugleichen Keeway K-Light hatten unter verschiedenen Kinderkrankheiten zu leiden (Bruch der vorderen Halteplatte für die Bremszange, Getriebeprobleme, …), die aber alle in den nachfolgenden Serien behoben worden sind. Verschiedene Systeme wie Motoren und Bremsen oder auch Bedienkonzepte sind zwar von anderen namhaften Herstellern abgekupfert (Motoren überwiegend Lizenznachbauten), aber in schlechterer Qualität umgesetzt.
Die Kisten sind am Reißbrett konstruiert, aber anscheinend nicht länger auf Praktikabilität und Haltbarkeit getestet.
Es gibt ein Lenkradschloss, und direkt daneben ein Zündschloss … Zumindest ist es der gleiche Schlüssel, der dafür auch noch auf das Tankschloss passt. Das ist bedientechnisch eine Grausamkeit.
Wenn man am Easy-Connect-Stecker die typische chinesische 20€-Alarmanlage mit Fernstartfunktion anschließt, dann wird das Zündschloss arbeitslos, und die Situation verständlicher. Dummerweise muss man sich das selbst zusammenreimen, denn keiner der Importeure bietet diese Alarmanlage als Zubehör an oder verweist auf diese Option. Es mag daran liegen, dass viele dieser preiswerten Sets auf einer Frequenz arbeiten, die dem Militär zugewiesen ist.
Wenig- und Schönwetterfahrer kämen mit einem chinesischem Töfftöff gut klar, insbesondere aus finanzieller Sicht ist das Risiko überschaubar. Ohne Feuchtigkeit und Salz auf den Straßen kann die Lebensdauer, entsprechende regelmäßige Wartung vorausgesetzt, durchaus auch lange sein und übertrifft ggf. E-Motorrädern mit kalendarisch wegalternden Akkus.
Der Spaßfaktor eines ähnlich motorisierten E-Fahrzeuges ist m.E. jedoch deutlich größer, Beschleunigung und ggf. Endgeschwindigkeit liegen i.d.R. höher.
Der finanzielle Abstand zwischen China-Spritverbrenner und Elektromoped wird deutlich geringer, wenn man bei der Auswahl des elektrischen Fahrzeuges Abstriche an der Reichweite, der technischen Spielereien, und der Leistung machen kann (vergl. z.B. die Bonfire, die auf leicht substituierbare Standardtechnik setzt und daher länger auf der Straße gehalten werden kann als andere (Elektro-)Fahrzeuge, weil z.B. Akkus und Controller anderer Hersteller verbaubar wären), und man ein Chinamoped mit ähnlicher Ausstattung kaufen würde (z.B. mit LED-Scheinwerfer). Lacher am Rande: auf der Blacktea-Seite gibt es unter den Ersatzteilen ein Schlüsselset mit Tankschloss, Lenkradschloss, Zündschloss für 19€ - wenn ich bei meiner Online mit den Schlüsseln oder Schlössern ein Problem hätte: ist das gleiche Ersatzteil.
Nimmt man ein besser ausgestattetes Fahrzeug wie die QJMotor SRV 125 (der Nachfolger der Online VT125), Grundpreis 3399€ zzgl. ca. 250€ Überführungskosten, und ca. 4000km Wartungsintervalle, und setzt die gegen die Bonfire Y mit 8KW Leistung (7190€ zzgl. ca. 200€ Versand zzgl. ggf. nettes Zubehör), dann sind die Lebensdauerkosten durchaus erheblich näher beieinander, so dass die nicht geldwerten Vorteile (Fahrspaß, geräuschlos, innovativ, Konstruktion und Zusammenbau Made in Germany, …) durchaus die dann noch geringen Mehrkosten aufwiegen und den entscheidenden Ausschlag bei der Kaufentscheidung geben können.
Der Testsieger nach Preis und Nutzwert heißt hier also Online VT 125, der Testsieger nach Fahrspaß, Innovation und Alltaugstauglichkeit für Pendler RGNT.
- Dateianhänge
-
- Kostenvergleich.pdf
- (91.69 KiB) 64-mal heruntergeladen
-
- Bewertung.pdf
- (36.51 KiB) 19-mal heruntergeladen
RGNT V2 ab 01/23 > 15000km
NIU NGT ab 06/20 Km-Stand > 36000km, nach Unfall verkauft in 5/23
Niu NPro seit 09/19 Km-Stand > 8000km - Verkauft in 10/22
Ahamani Swap Bj 2007 - 2.4KW - Vario - Km-Stand > 27.000km - 40AH Thundersky ab 11/08 - CALB 70AH seit 10/11 -Verschrottung 09/19
NIU NGT ab 06/20 Km-Stand > 36000km, nach Unfall verkauft in 5/23
Niu NPro seit 09/19 Km-Stand > 8000km - Verkauft in 10/22
Ahamani Swap Bj 2007 - 2.4KW - Vario - Km-Stand > 27.000km - 40AH Thundersky ab 11/08 - CALB 70AH seit 10/11 -Verschrottung 09/19
- Motek
- Beiträge: 265
- Registriert: Do 2. Nov 2023, 17:16
- Roller: Jupiter SL (Manfred)
- PLZ: 04
- Wohnort: Leipziger Umland
- Kontaktdaten:
Re: Elektro trifft auf Klassiker: Zwei Welten, ein Vergleich
wow, danke, die Posts sind sehr bis äußerst umfangreich.
Ich bin beim Lesen der Beurteilung zur 125er bei der Bemerkung "Reifen: vorhanden" fast vom Sofa gefallen
Logisch, dass hier jeder Vergleich hinkt, stw vergleicht ein hochwertiges E-Motorrad mit einem 125er Billigverbrenner(neu), ezyd vergleicht den Ray mit einem 350er Honda, jetzt komme ich mit Jupiter vs Yamaha BT1100 (2-Zylinder-Eisenschwein, 20 Jahre alt). Ezyds Vergleich ist vielleicht am sinnvollsten.
Ich habe den Jupiter SL Ende November erst ein Jahr mit dann knapp 16000km, vorher bin ich ein Jahr mit einer Yamaha BT1100 gependelt (etwa 15000km). Das sind meine Äpfel und Birnen für 65km Tagesweg, davon 2/3 Landstraße, 1/3 Großstadt.
Warum vergleiche ich so einen Quatsch überhaupt?
Weil das die Fahrzeuge sind, die finanziell für mich erreichbar sind und von den Fahrleistungen (Beschleunigung) etwa dem entsprechen, was ich gern habe (mit Abstrichen. Aber siehe Budget). Der Jupiter ist auf der Landstraße oberhalb von 80km/h etwas lahm in der Beschleunigung, dafür in der Stadt locker, leicht, wendig und geeignet zum durchwurschteln wenn alles andere steht. Außerdem lässt er die meisten PKW an der Ampel stehen, die kein E im Nummernschild tragen oder ausgeprägte Sportversion sind. Der großer Verbrenner ist auf der Landstraße und ggf an Ampeln eher wie ein Katapult als alles andere, in der Stadt mit Stop-and-go aber sehr anstrengend, schon in der Handkraft: man bewegt Bowdenzüge. Und sie ist zu breit und zu kloppig für innerstädtische Überholmanöver, die von der StVO so nicht vorgesehen sind. Und bloß nicht zu viel Saft geben bei feuchtem Untergrund, das Fahrzeug reagiert bisweilen grobschlächtig, wenn man nicht feinfühlig einkuppelt.
Den Jupiter habe ich als Ausstellungsstück mit Anschaffung 6000€ bekommen. Das würde ich momentan vermutlich nicht finden, außer jemand möchte den S oder SL aus dem Laden feuern, um Platz für einen GT zu schaffen. Steuer 0€, Versicherung (Haftpfl und Diebstahl-TK) 52.
Die BT könnte ich aktuell für gut 3000€ mit ca 20000-40000km ersetzen. Meine hat aktuell 70T km runter. Mit etwas Pflege und dieser und jener Reparatur können die ewig laufen. Steuer 79€, Versicherung (nur Haftpfl) 110.
Ich hab für meinen Vergleich pauschal 15% Wertverlust angesetzt, gehe beim Verbrenner aber vom Gebrauchten aus. Und 15% ... da müsste der Jupiter knapp sieben Jahre für schuften bis zum Zusammenbruch mit 0 Restwert. Das liefe auf 100000km raus- so naiv bin auch ich nicht. Dafür denke ich, dass bei einem wirtschaftlichen oder technischen Totalschaden trotzdem noch ein Restwert bleibt. Aktuell gehe ich davon aus, dass uns eher Rost als Akku irgendwann scheiden.
Interessant finde ich, wie unterschiedlich wir die Wartungskosten ansetzen. Für den Verbrenner hatte ich die letzten Jahre mehrfach 600-900€/Jahr, im Schnitt 800. Reifen inklusive. Inspektionen: bei einem 20 Jahre alten Klopper? Wohl kaum. Ketten/Riemen gibt's nicht (Kardanwelle), Ölwechsel, Reifen, Bremsen, hier und da mal den Profi drauf gucken lassen und Reparaturen dann, wenn sie anfallen.
Beim Jupiter bin ich wegen der engen Inspektionsintervalle (4000km), neuen Reifen (die Kenda gehen für den Sommer. Im Herbst/Winter in einer Stadt mit kreuzenden Straßenbahnschienen: lieber nicht) und zwei auszumerzenden Kinderkrankheiten im ersten Jahr bei 1040€. Das ist wieder der Apfelsinenvergleich, weil die Verbrenner bei mir keine Inspektionen mehr bekommen, der Jupi aber 3 im ersten Jahr.
Spritverbrauch BT: 5l bei 1,80€ im Schnitt -> ca 1350€/Jahr
Jupiter: 4,6kwH bei 0,25€ -> ca 180€ auf meine Jahres-km (grobe Rundungen)
In meiner eigenen Tabelle komme ich auf Jahreskosten von €2919 (Verbrenner) vs 2023€ für den Jupiter (inkl. eigenwillig berechnetem Wertverlust). Vergleich BT/Jupiter ohne Kaufpreis: 2440 zu 1275. Ich hatte mir mal ausgerechnet, dass der finanzielle Schnittpunkt zwischen BT und Jupiter bei 52000-55000km ist. Diese Laufleistung halte ich noch immer realistisch möglich, auch mit erstem Akku.
Das war die finanzielle Seite. Emotional bindet mich wenig an den Roller. Meine Perspektive für nach dem Jupi wird wohl eine Wildfire, wenn ich das nötige Kleingeld bis dahin zusammen bekomme. (Da kann ich mir die Rechnerei sparen, gegenüber einem Vernunft-Verbrenner kann die sich in der Vollausstattung nicht rechnen)
Ich bin beim Lesen der Beurteilung zur 125er bei der Bemerkung "Reifen: vorhanden" fast vom Sofa gefallen
Logisch, dass hier jeder Vergleich hinkt, stw vergleicht ein hochwertiges E-Motorrad mit einem 125er Billigverbrenner(neu), ezyd vergleicht den Ray mit einem 350er Honda, jetzt komme ich mit Jupiter vs Yamaha BT1100 (2-Zylinder-Eisenschwein, 20 Jahre alt). Ezyds Vergleich ist vielleicht am sinnvollsten.
Ich habe den Jupiter SL Ende November erst ein Jahr mit dann knapp 16000km, vorher bin ich ein Jahr mit einer Yamaha BT1100 gependelt (etwa 15000km). Das sind meine Äpfel und Birnen für 65km Tagesweg, davon 2/3 Landstraße, 1/3 Großstadt.
Warum vergleiche ich so einen Quatsch überhaupt?
Weil das die Fahrzeuge sind, die finanziell für mich erreichbar sind und von den Fahrleistungen (Beschleunigung) etwa dem entsprechen, was ich gern habe (mit Abstrichen. Aber siehe Budget). Der Jupiter ist auf der Landstraße oberhalb von 80km/h etwas lahm in der Beschleunigung, dafür in der Stadt locker, leicht, wendig und geeignet zum durchwurschteln wenn alles andere steht. Außerdem lässt er die meisten PKW an der Ampel stehen, die kein E im Nummernschild tragen oder ausgeprägte Sportversion sind. Der großer Verbrenner ist auf der Landstraße und ggf an Ampeln eher wie ein Katapult als alles andere, in der Stadt mit Stop-and-go aber sehr anstrengend, schon in der Handkraft: man bewegt Bowdenzüge. Und sie ist zu breit und zu kloppig für innerstädtische Überholmanöver, die von der StVO so nicht vorgesehen sind. Und bloß nicht zu viel Saft geben bei feuchtem Untergrund, das Fahrzeug reagiert bisweilen grobschlächtig, wenn man nicht feinfühlig einkuppelt.
Den Jupiter habe ich als Ausstellungsstück mit Anschaffung 6000€ bekommen. Das würde ich momentan vermutlich nicht finden, außer jemand möchte den S oder SL aus dem Laden feuern, um Platz für einen GT zu schaffen. Steuer 0€, Versicherung (Haftpfl und Diebstahl-TK) 52.
Die BT könnte ich aktuell für gut 3000€ mit ca 20000-40000km ersetzen. Meine hat aktuell 70T km runter. Mit etwas Pflege und dieser und jener Reparatur können die ewig laufen. Steuer 79€, Versicherung (nur Haftpfl) 110.
Ich hab für meinen Vergleich pauschal 15% Wertverlust angesetzt, gehe beim Verbrenner aber vom Gebrauchten aus. Und 15% ... da müsste der Jupiter knapp sieben Jahre für schuften bis zum Zusammenbruch mit 0 Restwert. Das liefe auf 100000km raus- so naiv bin auch ich nicht. Dafür denke ich, dass bei einem wirtschaftlichen oder technischen Totalschaden trotzdem noch ein Restwert bleibt. Aktuell gehe ich davon aus, dass uns eher Rost als Akku irgendwann scheiden.
Interessant finde ich, wie unterschiedlich wir die Wartungskosten ansetzen. Für den Verbrenner hatte ich die letzten Jahre mehrfach 600-900€/Jahr, im Schnitt 800. Reifen inklusive. Inspektionen: bei einem 20 Jahre alten Klopper? Wohl kaum. Ketten/Riemen gibt's nicht (Kardanwelle), Ölwechsel, Reifen, Bremsen, hier und da mal den Profi drauf gucken lassen und Reparaturen dann, wenn sie anfallen.
Beim Jupiter bin ich wegen der engen Inspektionsintervalle (4000km), neuen Reifen (die Kenda gehen für den Sommer. Im Herbst/Winter in einer Stadt mit kreuzenden Straßenbahnschienen: lieber nicht) und zwei auszumerzenden Kinderkrankheiten im ersten Jahr bei 1040€. Das ist wieder der Apfelsinenvergleich, weil die Verbrenner bei mir keine Inspektionen mehr bekommen, der Jupi aber 3 im ersten Jahr.
Spritverbrauch BT: 5l bei 1,80€ im Schnitt -> ca 1350€/Jahr
Jupiter: 4,6kwH bei 0,25€ -> ca 180€ auf meine Jahres-km (grobe Rundungen)
In meiner eigenen Tabelle komme ich auf Jahreskosten von €2919 (Verbrenner) vs 2023€ für den Jupiter (inkl. eigenwillig berechnetem Wertverlust). Vergleich BT/Jupiter ohne Kaufpreis: 2440 zu 1275. Ich hatte mir mal ausgerechnet, dass der finanzielle Schnittpunkt zwischen BT und Jupiter bei 52000-55000km ist. Diese Laufleistung halte ich noch immer realistisch möglich, auch mit erstem Akku.
Das war die finanzielle Seite. Emotional bindet mich wenig an den Roller. Meine Perspektive für nach dem Jupi wird wohl eine Wildfire, wenn ich das nötige Kleingeld bis dahin zusammen bekomme. (Da kann ich mir die Rechnerei sparen, gegenüber einem Vernunft-Verbrenner kann die sich in der Vollausstattung nicht rechnen)
Jupiter SL zum Pendeln
Tourer: Yamaha BT1100 Bulldog (Verbrenner)
nie wieder Kette
Tourer: Yamaha BT1100 Bulldog (Verbrenner)
nie wieder Kette
-
- Beiträge: 146
- Registriert: Mi 26. Jul 2023, 18:11
- Roller: Ray 7.7
- PLZ: 8
- Land: CH
- Kontaktdaten:
Re: Elektro trifft auf Klassiker: Zwei Welten, ein Vergleich
Danke an Motek und STW für eure tollen Vergleiche, war sehr interessant zu lesen.
Hoffentlich kommen noch weitere Vergleiche dazu.
Hoffentlich kommen noch weitere Vergleiche dazu.
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 12 Gäste