josch91 hat geschrieben: ↑Mi 20. Mär 2024, 18:09
Ich versteh diesen Seitenhieb mit „nur grundlastfähig“ nicht. Was gibts denn besseres, also bedarfsgerechte Grundlast? Oder gibts Stunden/Tage an denen wir gar keine Energie benötigen?
Es gibt einen Tageszeitpunkt, wo der dem Stromnetz die geringste Strommenge des Tages entnommen wird. Das ist die "Grundlast". In der alten Systematik war es so, das die Grundlast von Grundlastkraftwerken (Atom/Braunkohle/Laufwasserkraftwerke) erzeugt wurde. Diese Kraftwerke waren so ausgelegt, das sie mit 100% durchbrummeln und liefern dadurch auch den kostengünstigsten Strom. Aber die sind schlecht regelbar. Es gibt dann auch eine Mindestlast dieser Kraftwerkstypen, weniger als z.B. 45% oder 50% der Nennlast geht nicht. Danach kommt nur noch die Abschaltung. Atomkraftwerke sind zum Teil so ausgelegt, dass
sie nur bis zu fünf Mal im Jahr für maximal sechs Stunden auf 75 % Nennlast herunter dürfen.
Dann gibt es die Mittellast, was in den meisten Tageszeiten noch dazu kommt. Hier wurden vorrangig Kraftwerke eingesetzt, die in Grenzen regelbar sind. Steinkohle, Öl und zum Teil auch Gas. Diese Kraftwerke benötigen aber auch einen Vorlauf zur Regulierung, der Strombedarf der nächsten Stunden muss vorher klar sein.
Dann gibt es Spitzenlastkraftwerke, da ist die Erzeugung am teuersten, die sind aber in Echtzeit regelbar. Typische Vertreter sind Gasturbinen oder Pumpspeicherkraftwerke.
Angaben zu diesem Lastfolgebetrieb auf
Wikipedia
josch91 hat geschrieben: ↑Mi 20. Mär 2024, 18:09
WKA und PV produzieren unabhängig vom Bedarf, ungünstiger gehts nicht. Der Vorteil ist nur der geringe Preis, der aber eben nur bis zu einem gewissen Anteil an der gesamten Last zum tragen kommt.
Genau das ist das Problem. Im
Agorameter kannst Du gut erkennen, dass die Grundlast durchläuft. Wenn die Erneuerbaren weiter ausgebaut werden, gibt es viele Bereiche des Tages, wo der Strom von den Grundlastkraftwerken ins Netz strömt, und dafür die Erneuerbaren abgeregelt werden müssen.
Deshalb passen zur erneuerbaren Energieerzeugung nur regelbare Kraftwerke - und das sind eben nicht die Grundlastkraftwerke.
Um den Gleichstand zwischen Stromerzeugung und Stromverbrauch hin zu bekommen, helfen in Zukunft nur gut regulierbare Kraftwerke - die pro kW/h leider entsprechend teuer sind. Vor allem, wenn das ganze dann noch mit Wasserstoff betrieben werden soll.
Aber es kann eben auch an anderer Stelle (viel Kostengünstiger) angesetzt werden: die Förderung von Biogasanlagen zur Stromerzeugung war tageszeitunabhängig machen, das bei hohem Stromverbrauch/wenig Stromangebot mehr vergütet wird und als bei niedrigerem Verbrauch / hohem Angebot. Das gleiche kann man auch der Verbrauchsseite machen. Eine Aluschmelze oder Chemiebetriebe können den Stromverbrauch oftmals zweitweise reduzieren. In China gibt es in manchen Regionen mit viel Ökostromanteil selbst in den Privathaushalten Zähler, die den Strom tageszeitabängig abrechen. Oftmals kann ein Teil des Strombedarfs selbst in Privathaushalten aus den Spitzenlastzeiten rausgeschoben werden (Beispiel: Autoladung, Elektroboiler, Wärmepumpen, Waschmaschine) ohne das das groß stört.
Und eben einen Ausgleich schaffen, über ein europäisches Verbundnetz.
Alle Maßnahmen kosten leider viel Geld. Aber im Gegenzug wird ein Teil der Stromproduktion erheblich billiger und es kommt dann der Punkt, wo die Investitionen getätigt sind und erheblich weniger Geld ins Ausland fließt für den Einkauf von Kohle, Öl und Gas.
Das ist wie bei der Erstinvestition bei einem Elektromoped. Erst ist es teuer und nach XX.XXX km hat es sich amortisiert und wird ein kostengünstigeres Fortbewegungsmittel als ein vergleichbarer Verbrenner