RGNT Konkurs

[Evolution]

Die Pleitewelle in der Elektrozweiradmobilität wird auch in diesem Video thematisiert:

https://www.youtube.com/watch?v=QLx3y8_VQuY

Als Gründe werden in dem Video unter anderem genannt:

1. Coronawelle
2. Inflation
3. Kaufzurückhaltung
4. Nicht stimmiges Preis-Leistungsverhältnis
5. Unzureichende Reichweite
6. Fehlende Unterstützung des Staates mit Subventionen
7. Zu wenig Innovationen
8. Zurückhaltung der großen Firmen in den Markt der E-Mobilität einzusteigen
9. Mangelhafte Qualität der Elektrozweiräder
10. Schlechter Servicelevel bei einigen Herstellern
11. Schlechte Ersatzteilversorgung
12. Dadurch Probleme vieler Händler mit Rückabwicklungen und abschmelzenden Renditen
13. Werbung für Modelle, deren Auslieferung nicht realisiert wird oder sich verzögert
14. Fehlende Reparaturstandorte (Mehr Verkauf, wenig Service)
15. Mangelnde Transparenz (Händler-Hersteller, Händler-Kunden)
16. Hersteller machen Preisaktionen ohne diese mit Händlern (Altbestand) abzustimmen. Dadurch Abschmelzen der Renditen.
17. E-Boom ist zu Ende, Lager sind voll, Hersteller will Geld, dadurch Kollaps der Händlerzahlen
18. Die meisten Produkte kommen aus China, dadurch lange Lieferzeiten bei Reparaturteilen.
19. Vertrauensverlust der Händler aus den gewonnenen Erfahrungen und damit Ausstieg aus dem Händlernetz
20. Übermässige Preiserhöhungen, die nicht durch die Mehrkosten gerechtfertigt sind
21. Onlineverkauf der Hersteller reduziert das Händlernetz

[STW]

Naja, in Teilen sehe ich die Probleme so nicht:

1. Coronawelle
Zu Beginn der Coronawelle war auch fast zeitgleich der B196 als Möglichkeit gekommen. Die 125er waren bei den Händlern Mangelware, die Verkaufszahlen immens hoch, weil die Leute den Führerschein gemacht hatten, man das Geld nicht für Urlaub oder sonstwas ausgeben konnte, das Geschäft brummte.
RGNT ist so richtig erst ab Ende 2022 / Anfang 2023 in den Verkauf gestartet, aber die erste Welle der Verkäufe waren m.E. die Vorbestellungen aus 2022.

2. Inflation &
3. Kaufzurückhaltung
In Zeiten, wo die Inflation bei Lebensmitteln gerne auch mehr als 10% ist, Energiekosten (dazu gehört auch Strom) ins immense steigen, gerade ab 2022, dürfte es klar sein, dass die Masse der Leute erstmal schaut, wie sie noch über die Runden kommen. Ein weiteres Fahrzeug ist da erstmal keine Priorität.

4. Nicht stimmiges Preis-Leistungsverhältnis
Mein Wintermoped hat 2222€ gekostet, mit ABS. Der Chinakracher entspricht damit Elektrorollern und Motorrädern der Chinaklasse 7-8T€. Wer im Jahr nicht viel fährt, der gibt nicht locker das Dreifache aus, nur weil das Zweirad einen E-Antrieb hat. Und 15K€ für die RGNT sind nicht gerade ein Schnapper. Letztendlich punkte die damit, dass die Fahrleistungen jenseits der der 125er Verbrenner liegt. Aber ist das den dreifachen Preis gegenüber der KTM Duke wert?

5. Unzureichende Reichweite
Hängt von den Anforderungen ab. Die Reichweite eines NIU NGT hat mir schon soweit ausgereicht, dass ich mit leichten Einschränkungen gut klar an. Ich fände höhere Reichweiten übertrieben, wenn ich die in der Theorie nur wenige Male im Jahr brauche.

6. Fehlende Unterstützung des Staates mit Subventionen
Von den 15K€ einer RGNT landen schon 3K€ als Märchensteuer beim Staat. Der Händler zahlt Gewerbesteuer, sein Vermieter auch, Lohnsteuer für die Angestellten, ... Es würde nicht einmal Subventionen bedürfen, wenn nicht die staatliche Umverteilung so gierig zuschlagen würde.

7. Zu wenig Innovationen
Och nee. Wir haben die letzten 3 - 5 Jahre ganz gute Entwicklungssprünge gesehen, gerade bei der Elektronik.

8. Zurückhaltung der großen Firmen in den Markt der E-Mobilität einzusteigen
Naja. Wenn es keiner kauft, dann investiert auch keiner.

9. Mangelhafte Qualität der Elektrozweiräder
10. Schlechter Servicelevel bei einigen Herstellern
11. Schlechte Ersatzteilversorgung
12. Dadurch Probleme vieler Händler mit Rückabwicklungen und abschmelzenden Renditen
Die Punkte gehören zusammen. Bei manchen Mängeln, die hier im Forum berichtet werden, könnte man lange Zähne kriegen. Defekte Lenkkopflager ab Werk, Softwarefehler ohne Ende, wochenlanges Warten auf Teile (ja, die "Containerkrise" ...), da kommt vieles zusammen, was ich von Autos nicht oder nur eingeschränkt kenne. Früher gab es in jedem größeren Dorf einen Zweiradhändler, Kolben, Krümmer usw. lagen dort auf Lager, da mußte i.d.R. nichts extra bestellt werden oder dauerte, trotz Abwicklung über Papier, nur wenige Tage. Aber derartiger Service ist heute leider zu teuer, da lager- und personalintensiv. Womit wir wieder bei den Nebenkosten wären, die die Händler treffen.

13. Werbung für Modelle, deren Auslieferung nicht realisiert wird oder sich verzögert
NIU RQi und andere ...

14. Fehlende Reparaturstandorte (Mehr Verkauf, wenig Service)
In der Tat. Und dann hat man noch Händler, die die Reparaturen gerne mal auf 6 Monate ausdehnen, unnötig Sachen als defekt deklarieren, und den Kunden eigentlich nach dem Verkauf gar nicht mehr sehen wollen.

15. Mangelnde Transparenz (Händler-Hersteller, Händler-Kunden)
16. Hersteller machen Preisaktionen ohne diese mit Händlern (Altbestand) abzustimmen. Dadurch Abschmelzen der Renditen.
Tja ... Dann war zuviel auf Lager. Bei vielen Autoherstellervertretern gehört dem Händler nicht eine Karre, sondern dem Hersteller. Der stellt die zum Händler, und der Kunde überweist beim Kauf nicht an den Händler, sondern an die Herstellerbank.

17. E-Boom ist zu Ende, Lager sind voll, Hersteller will Geld, dadurch Kollaps der Händlerzahlen
Ich sehe den Verkaufsrückgang auch bei Benzinern (s.o.), das ist keine Besonderheit bei E-Fahrzeugen.

18. Die meisten Produkte kommen aus China, dadurch lange Lieferzeiten bei Reparaturteilen.
s.o.

19. Vertrauensverlust der Händler aus den gewonnenen Erfahrungen und damit Ausstieg aus dem Händlernetz
Bei sowas wie dem MQi-Desaster kein Wunder.

20. Übermässige Preiserhöhungen, die nicht durch die Mehrkosten gerechtfertigt sind
Naja.

21. Onlineverkauf der Hersteller reduziert das Händlernetz
Klar, wenn die Händler aussteigen nach Qualitätsmiseren, oder weil wie von Gewährleistungsfällen und Steuerlasten erdrückt werden.

Wer Zeitung liest, der hat sicherlich auch von der E-Auto-Absatzkrise gelesen. Ein Autoverleiher nimmt jetzt 20T E-Autos aus den Fuhrpark aufgrund der Mängelanfälligkeit. Autodiebe stehlen lieber einen 9 Jahre alten Audi als den daneben stehenden 2 Jahre alten Tesla. Da zeichnet sich ein Trend ab ...
Noch dazu ist man im motorisierten Individualverkehr der Bürger, der am meisten geärgert wird. Straßenverengungen, ewige Baustellen, Tempo-30 - Zonen wo es Blödsinn ist, Parkgebührenwahnsinn, immer mehr Kosten obenauf dank der CO2-Religion, und jede dieser Maßnahmen trifft einen E-Fahrer genauso wie einen Verbrennerfahrer. Dazu der wirtschaftliche Niedergang (der genau durch solche Maßnahmen mit beschleunigt wird) und die daraus resultierende Kaufzurückhaltung.
Händler und Handwerker werden von den Zwangsabgaben gef*ckt, die Differenz von den Stundenpreisen zu den ausgezahlten Nettolöhnen ist schon in keiner moralischen Relation mehr. Und wenn ein Handwerker 18€ netto die Stunde ausbezahlt bekommt, muss er einem anderen Handwerker für ähnliche Arbeiten locker das 4 - 8fache bezahlen. Der Klempner geht 5 Stunden arbeiten, um eine Stunde KFz-Handwerker zu bezahlen, und umgekehrt ist es genauso. Dafür kann er sich in dem Gefühl sonnen, seinen Beitrag zu den 300 Mio€ für den Radwegebau in Peru geleistet zu haben.

Letztendlich werden wieder viele blöd aus der Wäsche gucken, wenn die Landwirte die Dieselsteuern (nein, das ist kein Subventionsabbau, wie es interessierte Kreise immer behaupten, das sind noch mehr Steuern parallel zu deren jetzigen Steuerlast aufs Dieselöl) aufs Korn umlegen, der Bäcker das auf die Preise umschlägt, ebenso wie die Energiemehrkosten für die Backöfen, und das Personal will auch mehr Gehalt, weil sonst noch mehr ins Bürgergeld flüchten würden. Dann wird das Brötchen und das Brot noch teurer. Hier hat der Bäcker gerade im Dezember erhöht, und nun läuft die Kalkulation für die nächste Preiserhöhung im Januar oder Februar.
Vor 50 Jahren kostete das Brötchen 10 Pfennig, der Gegenwert von 10.000 Brötchen erlaubte den Kauf eines Fernsehers. Heute kostet das Brötchen beim Bäcker (und damit meine ich nicht das Aufbacken von chinesischen (!) Teigrohlingen, sondern wie früher auch Backen als Handwerk) rund 1€, und für 300 Brötchen bekomme ich einen Farbfernseher aus fernen Landen.
Wer denken und rechnen kann sieht, wo das hinführen wird.

[error]

@STW
meine Hochachtung, dass Du anscheinend einer von denen bist, die noch klar in der Birne sind

Das hast du schön ausgedrückt - Zu dem Rest von deinem Beitrag möchte ich mich nicht äußern, auch wenn es mir wirklich schwer fällt die Klappe zu halten. Ich wäre nicht in der Lage meinen Frust genauso subtil rüber zu bringen.

Letztendlich bin ich Markus sogar dankbar, wenn er so klar und deutlich die eigentlichen Missstände in dieser Welt darstellt.

Das weiter oben verlinkte Video ist ab der Hälfte erschreckend nah an der Realität, was die Situation der Händler angeht.

Ich weiß nicht ab wann man die Elektromobilität offiziell für gescheitert erklären kann, aber die Tendenz geht weiter abwärts.

Die Hersteller und Importeure finden letztendlich immer wieder neue Geldgeber, die dann allerdings mit Zielen und Auflagen steuernd in den Markt eingreifen.

Dummerweise ändern sich dadurch zum Teil auch die Spielregeln für die Händler. - Vororder ist als Schlagwort immer häufiger zu hören.

Damit wird das Risiko vollends auf die Händler abgewälzt, die dadurch irgendwelche brandneuen und halbgaren Produkte gegenüber dem Endkunden zu verantworten haben.

So schafft sich die Branche irgendwann selbst ab.

Edit: Das bezieht sich jetzt nicht auf RGNT, die sind durch die überschaubare Produktpalette eher als Ausnahme zu sehen

[achim]

Das Märchen vom billigeren Strom durch Erneuerbare ist nun fast schon so alt wie die Gebrüder Grimm

[Evolution]

Ich bitte alle User nicht in diesem Forum über politische Themen zu diskutieren. Ich beziehe mich auf die entsprechenden Hinweise wie an dieser Stelle veröffentlicht.

viewtopic.php?f=42&t=12972

[Markus Sch.]

Das ist ja ok. Aber ich habe beobachtet das Äußerungen gegen die jetzige Politik einfach stehenbleiben und akzeptiert werden. Äußerungen die diese jedoch gutheißen sofort als politische Äußerung kritisiert und gelöscht werden.... Manche meinen nach belieben gegen die jetzige Regierung hetzen zu können und schreibt man nur einen Satz gegen diese Kritik wird das sofort als "Polemik" oder was weiß ich angegriffen.
Wenn dann bitte das auch konsequent durchsetzen.

[E-Bik Andi]

Damit wird das Risiko vollends auf die Händler abgewälzt, die dadurch irgendwelche brandneuen und halbgaren Produkte gegenüber dem Endkunden zu verantworten haben.

So schafft sich die Branche irgendwann selbst ab.

Das Problem ist vielschichtiger @error
In Indien und China läuft ja der Markt. Wir haben es nicht nur versäumt, frühzeitig die Entwicklung voranzutreiben, sondern auch völlig die Bauteileentwicklung im Land vergessen. Da gebe ich der Industrie weniger die Schuld, als den gesetzten Rahmenbedingungen für Unternehmen.
Wir haben hier im PKW Sektor nur im E-Motorenbau zwei Kernkompetenzen am Start. Der Rest der HV-Technik wird im Ausland produziert und teilweise auch zugekauft. Auch der Abbau von benötigten Rohstoffen wurde bei uns nicht fokusiert, obwohl wir vieles in großen Mengen haben.
Also leben wir in einer Anhängigkeit von ausländischen Zulieferern sogar bei den Rohstoffen und nicht nur der Bauteile.
Alleine durch die Umschiffung des Suez-Kanal musste sogar Tesla das Werk in Grünheide die Produktion in vielen Bereichen stoppen, obwohl sie einer der wenigen Hersteller sind, die fast alles im Haus produzieren. Man kann es gut mit der Solarbranche vergleichen- da waren wir mal richtig gut. Leider wurde dann von (ich sage mal vorsichtig) "externen Kräften" dieser Markt komplett an die Wand gefahren.

[Evolution]

Wir löschen alle Beiträge, unabhängig, ob sie pro oder contra diese Regierung sind. Beiträge mit politischen Bezug werden gelöscht. Ab sofort werden wir im Wiederholungsfall wie in der Vergangenheit die betreffenden Nutzer abmahnen, da politische Beiträge wieder überhand genommen haben.

[greifswald]

Zu den Gründen des Untergangs der Solarbranche in Deutschland gibt es verschiedene Ansichten.
U.a. stark vereinfacht:
a) der Staat hat die Förderung plötzlich geklappt, Firmen waren nicht mehr Konkurrenzfähig
b) den Firmen ging es dank der Förderung (zu) prächtig, man kalkulierte darauf weiter fleißig gefördert zu werden, anstatt ein nachhaltiges Konzept zu erarbeiten

Aber das hier auszudiskutieren würde wieder im Gemetzel enden

Das rgnt pleite ist, bedauere ich sehr.. Aber erstaunlich, was sie dennoch suf die Beine gestellt haben. Man sollte Mal bedenken, wie viel Zeit und Geld in Tesla geflossen ist, bevor es richtig lief. Da steckt einfach wesentlich mehr Kapital dahinter. Tesla wurde sehr sehr lange auch nur belächelt.

Leider ist der Markt bei Mopeds ein anderer. Würde man Zweiräder in D als Verkehrsmittel ernst nehmen, dann sähe der Absatz wesentlich besser aus.

[E-Bik Andi]

Von mir 100% Zustimmung- ich wollte das "böse Wort" nicht mehr beim Namen nennen.