Erfahrung mit dem China Selbstimport / GK183

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TomChina

Re: Erfahrung mit dem China Selbstimport / GK183

Beitrag von TomChina »

Ich möchte mich zum Thema auch einmal einschalten.

Ich würde beim Selbstimport nicht unbedingt auf einen der vielen kleinen Anbieter in China setzen.
In China werden jährlich mehr als 25 Millionen Roller verkauft, die meisten als Elektroroller.
Ein solch gigantischer Markt führt eben auch dazu, dass es viele kleine Anbieter auch versuchen oder Nischen besetzen wollen.
Letztendlich sind solche Anbieter wie "GOLDEN KEY" nichts anderes als bessere eBay Händler mit eigener Webseite.

Warum nicht bei einem "Großen" einkaufen?

Ich selber fahre eine MBM1 von ShenKe, Shenke gehört zur JONWAY Group, die Roller, Motorräder, Autos, Rennboote und alles mögliche produziert.
JONWAY gibt es seit 20 Jahren, verfügt über 4000 Mitarbeiter und einem eigenen, gekauften Firmengeländer von mehr als 1 Million qm.
Derzeit wird für etwa 40 Millionen US Dollar exportiert, der Gesamtumsatz liegt bei rund 1 Milliarde US Dollar.

Shenke baut ausschließlich e-Roller und e-Motorräder, fast ausschießlich auf Basis von benzingetriebenen Rollern und Motorrädern, die JONWAY bis in die Klasse der 500 CCM Maschinen weitweit liefert.

Jonway hat ein europäisches Vertriebsnetz (jedenfalls für Benzinroller). Dies sichert teilweise auch die Ersatzteilversorgung ab, weil sich die Teile in der bezingestriebenen Rollern nicht von den e-Rollern unterscheiden.
Vom Motor, Batterien und Controller einmal abgesehen.

Ein deutsche Partner is beispielsweise KREIDLER (ich weiß, schlechtes Beispiel).

Wie dem auch sei, spaßeshalber habe ich mal angefragt, ob auch einzelne Roller verschickt werden und was die kosten.

Angefragt habe ich eine MBM1, die in etwa der FURY 100 entspricht.

Antwort:

Ja, wir liefern auch einzelen Roller.

Preis: For einen MSM1/FURY/GK-183 berechnen wir in der 5000w Motorausführung mit 60V/40AH LiFePo Akku eine Preis von 2400 US Dollar.
Wer es etwas kleiner möchte, 3000w Motor und 60V/40AH Bleibatterien, dann sind es 1500 US dollar.

Selbstverständlich sind auch andere Knfigurationen lieferbar, auch mit stärkeren Motoren.

Ferner hat mir "Leo" gesagt (Kontaktdaten tippe ich gleich noch), dass Jonway/Shenke "einige tausend Motorräder und Roller jährlich nach Europa exportiert" und falls sich der Bestellende auf einen der regelmäßigen Transporte setzen läßt, wären auch die Transportkosten sehr viel günstiger als bei der Abwicklung eines Individualauftrages.

Ferner sagte er, dass bei größeren Bestellungen (Sammelbestellung oder was auch immer), weitere Rabatte gegeben werden würden.

Ich denke, dass das Risiko, bei einem so großen Anbieter zu bestellen, an dem auch noch der chinesische Staat beteiligt ist, relativ gering ist.

Shenke gilt in China als der "Mercedes" unter den e-scootern.

Die Qualität - und dies kann ich bestätigen - liegt weit über dem chineischen Durchschnitt,

Shenke ist auch einer der ganz wenigen Anbieter, die diese Klasse von e-Rollern auch in China anbieten und in der praktisch jeder größeren Stadt befindet sich ein entsprechender Shop.

Shenke hat auch eine eigene Controller Entwicklung. Von der kann man halten, was man will.
In die MBM1 wird serienmäßig ein 80A Controller eingebaut (current), der kurzzeitig 150A liefern kann.
Im Binnenmarkt werden praktisch nur 72V Akkus eingesetzt, so hat auch meine MBM1 72V.

Ich habe natürlich fleißig hier im Forum mitgelesen und habe mir auch den KELLY 72801x besorgt.
Allerdings muss ich sagen, dass der KELLY gegenüber dem Seriencontroller von Shenke nur wenig mehr bewirkt hat.

Selbst für einen "Riesen" im Markt wie Shenke, lohnt sich übrigens kaum die Eigenproduktion von Motoren.
So werden Motoren von WDF und QUAN SHUN verbaut ... und das sind - so weit ich weiß und überhaupt beurteilen kann ... die besten im Markt (bis 9000 Watt).

Was da Design der GK-183/FURY/MBM1 usw. angeht, bin ich mir inwzischen relativ sicher, dass dies von Jonway/Shenke entwickelt worden ist.
Es ist auch keine Kopie einer japanischen Vorlage (wie so oft) und auch keine Kopie von Peugeot (wie manchmal).

Jonway betont oft, dass über die Hälfte seiner Mitarbeiter über eine Schulbildung ähnlich einem Abitur verfügen und dort ein anderes Grundverständnis in der Produktion herrscht.

Dies mag stimmen oder auch nicht.

Fest steht: Bei Maxi-Scootern mit Elektromotor gibt es wohl keinen besseren Anbieter. Jedenfalls nicht in China.

Hier die Kontaktdaten, falls jemand von dort weitere Informationen benötigt:

"Leo"
shanghai shenk motorcycle co ltd
zhejiang jmstar shenke motorcycle manufacture co ltd
e-mail:atv@jonway.com msn:guanjinguo@hotmail.com
web:www.shenkemotor.com
tel:8657682423979/8613968669135
fax:8657682423979

Weitere Webseiten:

http://www.jonway.com
yyshenke.com
http://www.shenkemotor.com

PS: Dies ist keine Werbung. Ich bin mit Shenke weder verwandt noch verschwägert.
Zuletzt geändert von TomChina am Mi 22. Feb 2012, 01:16, insgesamt 1-mal geändert.

TomChina

Re: Erfahrung mit dem China Selbstimport / GK183

Beitrag von TomChina »

NACHTRAG

Kann es sein, dass hier beim Import besonders blauäugig vorgegangen wurde?

Ich habe eben mal in meinem Örtchen (Xi'an, 9 Millionen Einwohner) bei zwei Transportunternehmen angerufen, unter anderem CEVA Logistics (weltweiter, großer Anbieter).

Die haben mir zum Fall Johannes erzählt:

Selbst wenn der Roller verloren gegangen sein sollte, wird - aufgrund internationaler, weltweit gültiger Verträge aus 1973, 1984 usw. (unter anderem im Warschauer Abkommen) zumindest ein Teil zurückerstattet. In aller Regel richtig sich das nach dem Gewicht und liegt zwischen 5,00 Euro und knapp 28,00 Euro pro KG (letzteres nur bei Luftfracht).

Da so ein Rollerchen mit Batterien und Verpackung schnell mal 160 KG wiegt, sollte da also mindestens 800 Euro drin sein!

Als Tipp dazu sagte man mir auch, dass man bei den Chinesischen Zollbehörden anfragen kann, wann was verschifft wurde. Dazu muss man den Hafen wissen, zumindest den Monat der Verschiffung und - wenn möglich - den Namen und die Unternehmensnummer des Versenders. Ich werde da mal weiter nachhaken und versuchen herauszufinden, wie man dies am besten macht.
Natürlich kann diese Nachfrage Wochen dauern. Deshalb sagte man mir, dass es eine gute Idee ist, die deutsche Botschaft einzuschalten. Die haben oft "bessere" Ansprechpartner in der chinesischen Verwaltung.

Ferner sagte er, dass man auf jeden Fall eine Transportversicherung abschliessen sollte.
Diese läge bei etwa 1,0 bis 1,5% des Neuwertes (also vielleicht bei 200 Euro?).

Und dann kam die Info, die ich wirklich schockierend fand:

Der Mensch bei der Spedition fragte mich, warum man nicht Luftfracht gewählt habe?
Auf Zuruf sagte er, ein Transport - beispielsweise - von Xi'An nach Deutschland läge noch deutlich im dreistelligen Euro-Bereich!
Und eine Versicherung benötige man dann auch nicht, weil je KG Versandgewicht mit 27,45 Euro gehaftet würde (seitens der Airline).
Bei einem 160KG Roller sind dies 4392,00 Euro Versicherungssumme.
Auch der Transport von einem deutschen Flughafen (meist sind dies Frankfurt, München oder Dresden) vor die Haustür kostet nicht die Welt ("unter 100,- Euro").

Natürlich sei der Versand auch DEUTLICH schneller (im Regelfall unter 2 Wochen vom Einliefern bis Zielflughafen).

Eine Tracking Nummer gibt es natürlich nicht, allerdings melden die verschiedenen Frachtführer und öffentlichen Stellen (LKW - Flughafen - Zoll - Airline - Zoll - Flughafen) den jeweiligen Status durch eine Menge "Papier", der Weg des Fahrzeugs ist nachvollziebar.

Der Roller kann komplett montiert und getestet angeliefert werden und kommt auf eine Spezial-Palette für Motorräder, die den Roller abstützt/aufbockt und mit Spannseilen vertaut.
Einzig das Vorderrad ist auszubauen und die Batterien abzuklemmen (internationale Vorgabe).

Auf Nachfrage nannte er mir noch einmal die ungefähren Transportzeiten (klar, von Xi'an, aber die dürften sich kaum von denen an der Süd-Ost-Küste Chinas, wo fast alle Roller Produzenten sitzen, unterscheiden):

- Anlieferung und Transport nach Beijing (Peking) - etwa 3 Tage (Zug)
- Zollabfertigung in Beijing - etwa 3 Tage
- Aufnahme in Transportplanung der Airline (Güter ohne Priorität) - kann 2 Tage, aber auch 5 Tage dauern
- Flug - 1 Tag
- Ankunft im Zolllager der Spedition nach einem weiteren Tag
- Zollabfertigung in DE

Es kann auch mit Priorität versandt werden (falls es dringend ist).

Das erhöht den Preis um etwa 80% (durchgängiger Lufttransport, Expressbehandlung beim Zoll wie bei verderblichen Gütern), macht aber eine Lieferzeit von gut einer Woche möglich.

Beispiel: An einem Donnerstag verschickt der Verkäufer aus China zwei Fotos und ein kleines Video über den fertigen Roller an den Käufer, der auf diesem Roller eine gute Woche später (in DE) bereits Platz nehmen kann.

Wenn ich mir dies alles ansehe, hätte der Fall "Johannes" nun wirklich vermieden werden können!

Elbkieker

Re: Erfahrung mit dem China Selbstimport / GK183

Beitrag von Elbkieker »

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Zuletzt geändert von Elbkieker am Mo 12. Mär 2012, 17:39, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Erfahrung mit dem China Selbstimport / GK183

Beitrag von rollmops »

Wer den GK 183 haben will, dann kann man den auch noch über alibaba importieren.
Es handelt sich (wie auch aus den EEC Papieren zu ersehen ist um den HRBJ183 Original Huari Enterprise).
Shanghai Huari Enterprise Development Co., Ltd. (ist auch keine kleine Klitsche)
http://cnhuari.en.alibaba.com/product/2 ... cycle.html

Webseiten:
http://www.sh-huari.com/
http://www.huarimoto.com/
Brammo Enertia im März 2022 verkauft, fahre nur noch eBike ;)

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Re: Erfahrung mit dem China Selbstimport / GK183

Beitrag von MEroller »

Hier mal was zum Lächeln, Lachen - oder heulen, je nachdem, ob man selbst davon betroffen ist oder nicht (ggf. draufklicken, um es auch lesen zu können):
Shenke_Quality_Control-coming_soon.gif
Shenke Quality Control: coming soon...
:lol:
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Elbkieker

Re: Erfahrung mit dem China Selbstimport / GK183

Beitrag von Elbkieker »

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Zuletzt geändert von Elbkieker am Mo 12. Mär 2012, 17:39, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Erfahrung mit dem China Selbstimport / GK183

Beitrag von MEroller »

Elbkieker hat geschrieben:Ich dachte eigentlich, dass wir toleranter sind als die Mainstreamer....Schade dem ist nicht so!!!! Bei mir funktioniert die Seite einwandfrei und wenn mal Wartungsarbeiten ausgeführt werden sollten, dann passiert das auch bei deutschen Seiten. Siehe http://elektro-mobil-center.com/about.html ganz unten. Ihr enttäuscht mich...
Dann kuck mal unter diesem Link, was Du siehst. Das hat mit Wartung nichts zu tun, die Seite wurde wohl schlicht noch nicht erstellt. Und bei einem bin ich ÜBERHAUPT NICHT tolerant: Wenn ich für viel Geld ein Fahrzeug kaufe ERWARTE ich, dass zumindest eine gescheite Endkontrolle schon beim Hersteller durchgeführt wurde, "Quality Control" eben, und wenn ein so großer Laden wie Shenke nur ein "coming soon..." für das Thema übrig hat macht mich das doch sehr nachdenklich.
Natürlich nutzt die schönste QS Seite nichts, wenn deren Inhalt nicht auch gelebt wird, deshalb war das eh nur als Scherz gemeint, wenn auch mit ernstem Hintergrund.
Dieses Zeichen hier :lol: heißt, dass man das lustig findet :roll: Und das wirst Du bei näherer Betrachtung auch unter dem Screenshot finden.
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Re: Erfahrung mit dem China Selbstimport / GK183

Beitrag von dexter »

Das ist keine Intoleranz, das ist Leidensdruckwiderstand... 47 kOhm +/- Toleranz :lol:
Michael

Twizy Technic (80 km/h; 13 kW) ..... 23.622 km / 2.383 kWh => 10,1 kWh/100km
Emco Novum-Li (45 km/h; 3 kW) ..... 3.923 km / 203 kWh => 5,2 kWh/100km
(Stand: 10/2014, Verbrauch ab Steckdose)

Elbkieker

Re: Erfahrung mit dem China Selbstimport / GK183

Beitrag von Elbkieker »

:o
Zuletzt geändert von Elbkieker am Mo 12. Mär 2012, 17:40, insgesamt 1-mal geändert.

TomChina

Re: Erfahrung mit dem China Selbstimport / GK183

Beitrag von TomChina »

Ich komme gerade aus Taizhou (Ostküste, China), dem "scooter valley" von China.
Dort findet, von Montag bis Mittwoch dieser Woche, eine der größten Messen für Roller in China statt.
Das Angebot ist unüberschaubar .... man kann ein und denselben Roller von bestimmt 50 "Herstellern" beziehen ...
Alle sind sie da ... auch Mountain Chen, den ich leider nicht persönlich getroffen habe, aber mit ihm in Kontakt stehe.
Auch zwei Werke habe ich mir angesehen, genauer ein Werk (JONWAY) und ein Auslieferungswerk (LOCIN)

Zu LOCIN kam ich durch meine Kontakte zu BMW Mitarbeitern in meinem Städtchen. Die traf ich dort auch wieder.
Der Entwicklungschef nahm sich viel Zeit und erklärte mir viel .... vor allem über die ENDKONTROLLE bei LOCIN.
Ganz nebenbei erwähnte er, dass LOCIN der größte Motorradexporteur (nicht Roller!) der Welt ist.
In einer Werkshalle zeigte man mir - als Deutschem - dann eine kleine Überraschung.
Dutzende von "G 650 GS" Motorrädern ...
Markenmame "BMW"
"Nö .." sagte der Mann, das ist keine Kopie. BMW läßt schon seit 4 Jahren bei LOCIN produzieren ... und zwar zu 100%.

Danach fuhr ich zu JONWAY.

Ich kann nur sagen: Beeindruckend!

Ein Riesenwerk und allein die Tagesproduktion dürfte die jährlichen Zulassungszahlen von e-Rollern in Deutschland bei weitem übertreffen.

Die Herren Wang und Huo (beide im Produktmanagement / Internationale Märkte) hatten geschlagene zwei Stunden Zeit für mich.
Zunächst einmal aber wurde ich gebeten, eine Testfahrt mit dem "JONWAY Predator" zu unternehmen.

Bild

Eigene Bilder dazu poste ich noch.

Dieser Roller hat einen 8kw Motor, läuft auf 84V/40AH Akkus und hat einen Sinus-Controller aus Eigenproduktion.

Nach der Testfahrt war irgendwie platt. Was für ein Ansprechverhalten!
Das Ding beschleunigt subjektiv wie ein 19kw Benziner!
Die Höchstgeschwindigkeit habe ich nicht ausgereizt, diese soll bei 110 km/h liegen.

Die Strassenlage ist jedenfalls noch ein gutes Stück besser als bei der MBM1/FURY/GK-183 und Co.

Die Form ist etwas ungewöhnlich (vorn: Kopie einer HONDA, hinter: Eigendesign) aber praktisch. Es gibt einen integrierten "Kofferraum" am Heck (sehr praktisch) und auch das Fach unter der Sitzbank (die nicht von hinten nach vorn aufklappt, sondern seitlich und dies auf Knopfdruck) ist von beachtlicher Größe.

Am wichtigsten aber war mir ein Blick hinter die Kulissen ... in die Endkontrolle.

Wang und Guo erklärten mir, dass JONWAY bereits seit 1999 eine ISO 9001 Zertifizierung habe .... durch den TÜV Süddeutschland!
In den letzten Jahren habe sich viel getan.
"Sie müssen verstehen, dass Chinesen erst lernen mussten, wie Europäer denken. Einem Chinesen ist es nicht so wichtig, ob sein nagelneuer Roller schon im Laden ein paar Kratzer hat, ein paar Schrauben fehlen und ein Verkleidungsteil nicht optimal passt. Er wird dann den Preis entsprechend verhandeln. Alle Preise (kann ich bestätigen) werden letztendlich in China verhandelt. So etwas wie Festpreise kennen wir hier gar nicht".

Wir gingen in einen Hallenabschnitt, wo die "Endkontrolle" stattfindet.

In einem ersten Schritt wird jeder Roller "geröngt". Ein Computer ermittelt dabei fehlende oder falsche Teile, auch fehlende Schrauben, zu weite Spaltmasse (Verschraubungsfehler) und anderes.
Danach kommt der Roller auf einen "Leistungsprüfstand", wird auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigt und mehrfach abgebremst.
"Hier haben wir momentan die größten Probleme", sagt Guo, "Etwa 20% der Bremsanlagen bestehen den Test nicht".
Man wird hier den Lieferanten "wohl wechseln".
Besonders stolz ist er auf den neuen Prüfanschluss für die Elektrik. "Unter dem Cockpit befindet sich eine Steckdose, über die wir den gesamten Kabelbaum durchmessen und viele, wesentliche Funktionen".
Jeder 60. Roller kommt in eine Beregnungsanlage und wird dort 1 Stunde lang "beregnet". Danach wird die Elektik erneut geprüft.
"Natürlich", so Guo, "können sie bei den heutigen Produktionsstandards nicht vermeiden, dass Wasser eindringt. Oder haben Sie schon mal einen chinesischen Roller gesehen, dessen Handschuhfach mit guten Dichtungsgummis versehen ist? Zumindest die Elektrik aber sollte geschützt sein, dies betrifft selbstverständlich auch die Batteriesysteme und zugehörige Managementsysteme sowie den Controller und die vorhandenen Anschlüsse für externe Geräte".

Auf meine Frage, wo die Unterschiede zwischen Exportmodell und den Rollern für den chineischen Markt lägen, sagte er "Bei den größeren Rollern produzieren wir nur einen Typ." Einen Roller wie den - Predator - könne man in China nur schwer verkaufen. "Schauen Sie sich mal die Sitzhöhe an! Dieser Roller ist gedacht für Fahrer mit 178cm bis 190cm Körpergröße. Die meisten Chinesen kämen mit ihren Füssen nicht mehr auf den Boden .."

Natürlich habe ich auch Webseiten und deren Mangelhaft Pflege angesprochen. "Meine Güte!", sagte er, "die Handvoll Leute, die sich auf unseren Webseiten umsehen, rechtfertigen keinen großen Aufwand." Der Anteil der Roller, die in den Export gehen, läge bei den "großen Fünf (Herstellern)" ímmer noch bei etwa 5%.
"Wir verkaufen 95% der Produktion in China und Asien, nur etwa 2% nach Europa".
In Europa seien die größten Märkte in Südeuropa. "Für uns ist Italien der größte Markt in Europa. Die Leute fahren eben lieber bei warmem Wetter statt im Schnee wie in Nordeuropa. Trotzdem sind es auch hier nur bescheidene Stückzahlen und überwiegend Benzin-Roller."
Deutschland sieht er als besonders schwierigen Markt. "Ein Roller ist ein typisches Zweitfahrzeug. Und dafür haben Deutsche anscheinend kein Geld".
"Es geht auch um den Spaßfaktor! In Italien bauen wir auch hochwertige Soundsysteme mit Radio und MP3 ein."
So etwas ginge im "verbissenen" und überregulierten deutschen Markt nicht.

Es werde sich aber noch viel ändern.
"Als Yamaha vor vielen Jahren anfing, Motorräder zu produzieren, wurde dies nur belächelt. Einige Jahre später war Yamaha Weltmarktführer und wiederum einige Jahre später auch Technologieführer." Ähnlich verhielt es sich auch bei den PKWs. Und der LEXUS sei derzeit wohl das hochwertigste PKW-Produkt der Welt.

Die Dinge werden sich ändern. Und zwar, weil der Hauptmarkt, der chinesische Markt, sich ändert.
Es gäbe mittlerweile viele Leute in der Mittelschicht und auch genug Dollar-Millionäre in China, die ein hochwertiges und damit hochpreisiges Produkt kaufen wollen.

Natürlich hängt alles an der Batterietechnologie. Die Lithium-Versionen seien sicherlich einer der möglichen Wege, es gäbe aber auch andere.
Auch die guten alten Bleibatterien werden weiterentwickelt. "Die neuen 12V/20AH Module wiegen beispielsweise heute nur noch 6kg anstatt 8kg wie noch vor 2 Jahren".
Die Wintertauglichkeit sei in der Bleitechnologie immer noch weit besser als Lithium und "ein Chinese mit Geld möchte 60 km Reichweite und einen Roller, der sehr schnell auf 60km/h ist. Und dies auch dann, wenn häufig Vollgas gefahren wird. Stadtverkehr eben. Aber nicht mit-schwimmern, sondern *flitzen*. Diese 60/60 Formel führe zu Rollern mit etwa 90 km/h Höchstgeschwindigkeit und 40AH Batteriesystemen mit 84V. "Wir denken, schon im kommenden Jahr wird 84V Technik die heutige 72V Technik ablösen".

Überlandfahrten, wie dies Europäer und auch Amerikaner wünschen, sind für Chinesen nicht wichtig.
"Wir sehen aber die entsprechende Nachfrage!"

Aber auch hier werden die Roller sicher nicht in Richtung Geschwindigkeit weiterentwickelt. 90 km/h werden die Richtschnur der kommenden Jahre sein, zumal mehr auf US Highways sowieso nicht geht und auch in anderen Ländern (Russland aber auch EU) ähnliche Begrenzungen gelten.

"Wir werden unseren PREDATOR dieses Jahr mit 84V/40AH nach Europa bringen. Der Sinus-Controller verfügt über drei Fahrprofile. Dies sind keine simplen Leistungsbegrenzer, sondern echte Konfigurationen, die zu einem Fahrprofil programmiert werden." In einem dieser Fahrprofile, mit abgeschwächter Beschleunigung, seien durchaus 100km realitische Reichweite drin.
"Die Controller gewinnen an Intelligenz. Falls der Fahrer hektisch den Gasgriff dreht und so dem Controller eine besondere Situation signalisiert, schaltet der Controller wieder auf Höchstleistung um".

Auch der Fahrkomfort werden sich künftig weiter verbessern. "Ein komfortables Fahrverhalten, wie man es von einigen Motorrädern gewohnt ist, setzt ein gewisses Gewicht des Rollers voraus. In der 90 km/h e-Klasse sehen wir dies bei etwa 180 - 200 kg Gesamtgewicht ohne Fahrer. Und wir tun momentan eine Menge, um das Verhältnis zwischen ungefederter Masse in Relation zur Gesamtmasse zu verbessern. Leichtere und verwindugssteifere Materialien bei den Hinterradschwingen, den Bremsanlagen und auch bei den Motoren".

Zum Schluss durfte ich noch einen Blick in die Konstruktionsabteilung werfen.
180 Leute arbeiten dort.
Aus meine Frage "Warum so viele?" ... wurde ich wieder auf die Marktunterschiede hingewiesen. "In China ist ein Roller etwas modisches, jedes Jahr müssen neue Modelle her, teilweise in noch kürzeren Abständen. In Europa und den USA ist Produktkontinuität über 3-4 Jahre wichtiger". Entsprechend betreut nur ein kleines Team die Exportroller. Dort erklärte man mir, dass man dieses Jahr besondere Schwerpunkte auf die Wartbarkeit von Rollern lege .... schon beim Design. "Wir konnten uns zunächst kaum vorstellen, wie wichtig korrekt eingestellte Scheinwerfer für unsere ausländischen Kunden sind. Chinesen fahren einfach bei Fernlicht ... völlig egal wo und wann. Viele schalten ihr Licht auch überhaupt nicht ein, auch nicht nachts, sondern bestenfalls das Standlicht. Insbesondere bei unseren Maxi-Rollern war es mit viel Arbeit verbunden, die Scheinwerfer einzustellen, wenn nicht gar unmöglich".
Auch Ablagen seien ein Thema. "Ein Topcase, vor allem wenn dort mehr als 10kg zusammenkommen, ändert merklich das Fahrverhalten in unserer Gewichtsklasse. Da aber eine gewichtige Marktanforderung ist, Räume für die Unterbringung von Gepäck, Einkäufen und Mitbringseln zu haben, wird dies zu völlig anderen Design Entwürfen führen".

Eswar insgesamt ein interessanter Nachmittag und meine letzte Frage war "Was denken Sie über Ihre Mitbewerber in Europa wie e-sprit und all die anderen?"

"Das sind keine Mitbewerber" ... sagte Wang .... mit einem Lächeln.

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