Horst hat geschrieben:Nur: gelegentlich nehmen mir die Zweiradunfälle die Freude am Fahren.
Ein Toter und ein Verletzter in den letzten 4 Tagen auf meiner Strecke und ein Toter in unmittebarer Nähe

- teilweise wegen Fahrfehler - aber vor allem wegen kopfloser Autofahrer

Natürlich hat die Unfallhäufigkeit auch mit der zu fahrenden Strecke zu tun, sprich an wievielen Straßeneinmündungen fährt man vorbei (und hat eigentlich Vorfahrt), wie übersichtlich ist's, ist es eher eine schnelle Strecke außerorts (dann steigt die Unfallwahrscheinlichkeit beim überholt werden, zumindest mit einer "50"er, oder beim selber Überholen mit schnelleren Maschinen) oder langsamer innerorts.
Aber die Haupt-Unfallvermeidungsvorrichtung ist genau dies, unser Haupt, insbesondere unser Hirn und der 6. Sinn, der sich aus der Erfahrung speist. Denn sehr viel von der Gefahr, in der wir uns gelegentlich wiederfinden, ist durch teils recht einfache Tricks und Kniffe vermeidbar:
Auf langsameren Gefährten ist besonders die ständige Beobachtung des rückwärtigen Verkehrs wichtig, und insbesondere der Blick dafür, welche Überholvorgänge problemlos sind, welche knapper werden und ggf. ein leichtes Ausweichen nach rechts nahlegen, und wann es gar ratsam ist, das Heil neben der Straße zu suchen. Letzteres ist mir bislang einmal passiert, als ich im Rückspiegel einen leichten LKW ankommen sah, der auch nicht die geringsten Anstalten machte, zum Überholen auszuscheren, so dass ich instinktiv auf die Grasnarbe neben der Fahrbahn ausgewichen bin und mich somit schadlos halten konnte. Da war es natürlich sehr praktisch, dass sich zwischen Straßengraben und Fahrbahnrand noch etwas horizontaler Boden befand und gerade kein Begrenzungspfosten im Weg war...
Auch beim Vorbeifahren an Einmündungen ist mein Zweiradfahrer-Mistrauen grenzenlos. Wenn da ein Auto angerollt kommt, und der Fahrer guckt nicht in meine Richtung, oder sein Gesicht wird von der A-Säule seines Fahrzeugs verdeckt, dann ist sofortige Bremsbereitschaft oder gleich Bremsen dran, und/oder auch wenn sich z.B. die Räder des Autos noch drehen und nicht komplett zum Stillstand kommen.
Vorausschauend fahren und jederzeit einen Fluchtweg im Auge sind weitere grundlegende Zutaten für möglichst sicheres Rollern. An parkenden Fahrzeugen nach Möglichkeit immer mit soviel seitlichem Abstand vorbeifahren, dass selbst die unachtsam geöffnete Tür eines Opel Calibra einen nicht erwischen würde ist um Lichtjahre besser als halsbrecherische Ausweichmanöver fahren, auch wenn das sichere Beherrschen derselben zur unabdingbaren Sicherheitsausstattung des versierten Zweiradfahrers gehört.
Dann gibt es noch die ganzen Fahrbahnlesekünste, möglichst nie über Fahrbahnmarkierungen fahren noch über Gullideckel, alles was einen guten Zweiradfahrer um soviel besser macht als die meisten Autofahrer. Das sagte sogar mein Fahrlehrer

Aber wir
müssen auch wesentlich besser sein als die meisten Autofahrer, da wir den Folgen von Unachtsamkeit relativ ungeschützt ausgeliefert sind. Abgeshen von guter Schutzkleidung auch bei 50ern, denn die Straße ist gleich hart und rauh, egal ob man von einem kleinen Roller oder von einer Suzuki Hayabusa auf die Straße fällt. Lediglich die Differenzgeschwindigkeit kann unterschiedlich sein...
Und wer ständig im Grenzbereich um Kurven fegt muss sich nicht wundern, wenn er gelegentlich auch mal rausfliegt.
Das ist natürlich alles kein Garant dafür, dass es einen hie und da doch mal erwischt, aber es macht das Risiko weitaus überschaubarer, als die meisten nicht-Zweiradfahrer wahrhaben wollen.