Ich grabe diesen alten Thread mal aus, weil ich eine zum Thema passende Feststellung gemacht habe.
Vor noch nicht allzu langer Zeit waren die Parkplätze vor den meisten Berliner Ladestationen ziemlich eindeutig und vor allem rechtssicher beschildert. Die Beschilderung bestand aus Zeichen 283 (absolutes Halteverbot) mit einem Zusatzschild "Ausgenommen Elektrofahrzeuge während des Ladens". Bei dieser Beschilderung hat kein unerlaubterweise dort parkender Verbrenner-Fahrer eine Chance, sein Knöllchen anzufechten, denn Zeichen 283 ist ein amtliches Zeichen und gilt daher in jedem Fall. Sollte das Zusatzschild ungültig sein, dürften auch Elektrofahrzeuge dort nicht parken (bei denen kann die freundliche Politesse aber ein Auge zudrücken

), aber Verbrennerfahrzeuge dürfen das auf gar keinen Fall.
Vermehrt stelle ich nun fest, dass die Halteverbote entfernt wurden. Nur noch an ganz wenigen Innenstadt-Standorten gibt es welche. Außerhalb der Innenstadt gilt an so gut wie jeder Ladesäule kein Halteverbot mehr, d. h. die Säulen sind in aller Regel von Verbrennern zugeparkt und können von Elektroautos nicht mehr genutzt werden. Das dürfte die (vermutlich ohnehin geringen) Einnahmen für die Betreiber auf Null drücken und es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die Säulen ganz abgebaut werden. Das halte ich für eine ziemliche Schweinerei.
Aber es kommt noch schweinischer: auf goingelectric.de ist zu lesen, dass die Sondernutzungs-Verträge (welche Voraussetzung für die Einrichtung eines Halteverbots sind) mit den Ladesäulen-Betreibern gekündigt wurden. Nur der relativ neue Ladeverbund
be-emobil hat noch solche Verträge. Auf goingelectric.de ist bereits die Rede von einer "Lade-Mafia des emobil-Syndikats", die die Konkurrenz verdrängen will, z. B.
hier (unter "Allgemeine Hinweise"). Ich würde gerne wissen, ob an dieser Unterstellung etwas dran ist und ob man es jetzt sogar schon in einem Nischen-Geschäftsfeld wie dem Betrieb von Ladesäulen mit kundenfeindlichen Grabenkämpfen zu tun bekommt.
Viele be-emobil-Säulen sind übrigens sehr schwachbrüstig (max. 11 kW) und haben nur Typ-2-Anschlüsse. Fahrer von Elektroautos mit anderen Ladestandards können die Säulen nicht nutzen, es sei denn, sie beschaffen sich einen teuren Adapter. Das gilt natürlich auch für die Mehrzahl unserer Roller mit Schuko-Anschluss. Für die gibt es sowieso wenig öffentliche Lademöglichkeiten, und das obwohl E-Roller, E-Scooter und vor allem Pedelecs es auf Stückzahlen bringen, von denen Elektroautos nur träumen können. Eigentlich müssten solche extrem umweltfreundlichen und großstadttauglichen Kleinfahrzeuge bevorzugt behandelt werden. Stattdessen werden sie von einem großen Teil der öffentlichen Lade-Infrastruktur ausgesperrt, zum einen durch die verbraucherfeindliche Entfernung der Halteverbote und zum anderen durch die Unterstützung nur eines einzigen Ladestecker-Standards, der speziell bei Kleinfahrzeugen eher die Ausnahme als die Regel ist.
Gruß
Michael
Emco Novantic C2000 25.11.2013 - 24.10.2017 R. I. P.
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