UNU vs. Motorroller - Laufende Kosten

Nick252

Re: UNU vs. Motorroller - Laufende Kosten

Beitrag von Nick252 »

Hallo,

also in einem Elektroroller Forum impliziert zu fragen, ob man sich eine Vespa oder einen Unu kaufen soll, ist in etwa so, in einem Veganer Forum zu fragen, ob man morgen Schnitzel oder Salat zu Mittag essen soll :lol:

Bei mir ist es zurzeit das gleiche Dilemma, es wurden hier ziemlich gute Argumente oder Fakten für einen Unu genannt (zB. Sachsenbayers Rechnung).
Ich möchte jedoch als Advocatus Diaboli auftreten:

-Die Haftpflicht-Versicherung für Benziner und Elektroroller ist in etwa gleich, (in Österreich entfällt soweit ich weiß die Kfz-Steuer, also ein wenig erspart man sich)
-Der Nachteil vom Unu ist sicherlich, dass er lediglich ein "45er"-Roller ist, hierzu würde ich mich freuen wenn die Entwicklung auch in Richtung "125ccm"-Roller gehen würde. Ständig die innerstädtischen Autobahnen zu meiden macht sicher keinen Spaß und je niedriger der Akkustand ist, umso niedriger die Höchstgeschwindigkeit.
-Elektro-Roller Firmen gibt es nicht so lange wie Vespa, sollte zB Unu in 3 Jahren zusperren sieht es mit Ersatzteilen usw. schlecht aus, bei Vespa etc. gibt es alles vor Ort und in Massen. Weiters vertraut man locker mal 3.000€ im Voraus an Unu und wartet dann 2-3 Monate bis man überhaupt etwas bekommt, ich will nicht wissen wie mulmig sich manche Käufer gefühlt haben, wochenlang nichts vom Hersteller zu hören.
-Der Benzinpreis ist zurzeit im Keller und Erdöl gibt es noch immer zuhauf, wenn man jetzt keinen Drang hinsichtlich Öko hat und einen der "Lärm" nicht stört, ist das sicherlich kein großer Minuspunkt.
-Verschleiß Verbrenner: ich bin einen China-Benzinroller (Keeway) tausende Kilometer gefahren, ohne je große Servicekosten zu haben. Klar hat ein Elektroroller auf lange Sicht die Nase vorn, nur wer fährt damit 15.000 km, damit sich der höhere Kaufpreis rentiert?
-Die Reichweite ist natürlich ein großer Punkt. 50km sind perfekt für innerstädtische Fahrten, aber ständig überlegen zu müssen wo fahre ich hin und km auf google-maps rechnen ist auf dauer vielleicht nervig. Meistens sind ja die Umwege (da man nicht auf die Autobahn darf) auch sehr viel länger. Und nein, 700€ für einen Zweitakku ist einfach überteuert.
-Stichwort Vespa: LML ist ein indischer Hersteller der die offizielle Lizenz von Vespa zum Nachbau der alten Modelle hat (sogar deren ausgemusterte Maschinen), einfach mal LML Star googlen, die haben auch automatik Varianten)

Ich bin schon einen Unu Probe gefahren und finde das Konzept prinzipiell sehr gut, jedoch dauert es noch ein wenig bis alle "Kinderkrankheiten" etc. beseitigt sind.

Ich hoffe das mein Beitrag zu einem durchdachteren Kaufverhalten führt und es heißt ja so schön, jede Münze hat zwei Seiten. :)

LG
Nick

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herby87
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Re: UNU vs. Motorroller - Laufende Kosten

Beitrag von herby87 »

LML ist eine gute Alternative, wenn man einen Benziner will, aber leider nur als 125 ccm
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Uwe
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Re: UNU vs. Motorroller - Laufende Kosten

Beitrag von Uwe »

sachsenbayer hat geschrieben:Die erste Inspektion habe ich bei 1000 km machen lassen, Kostenpunkt ca. 75 €. Die nächste ist nach 2 Jahren oder 5000 km fällig.
Das ist aber nicht ganz korrekt, wenn man in die Bedienungsanleitung von unu
sieht, dann steht da:
1. Inspektion - 3 Monate/500 km, je nachdem, was zuerst erreicht wird.
2. Inspektion - 1 Jahr/ 4.000km, je nachdem, was zuerst erreicht wird.
3. Inspektion - 7.000km spätestens nach 2 Jahren.
4. Inspektion - 2Jahr/ 10.000km, je nachdem, was zuerst erreicht wird.

Die vierte kann man sich dann schon sparen, da ja nach 2 Jahren sowieso
die Gewährleistung zu Ende ist, ausser man hat die 10.000km überschritten. ;)

Insofern kommen natürlich höhere Inspektionskosten auf einen zu.

Aber davon abgesehen, wenn ich mir einen neuen Benzinroller kaufe,
muss ich ja auch die Inspektionen für die Gewährleistung einhalten.

Also sind diese Kosten für den Vergleich letztendlich Irrelevant. :mrgreen:

Gruß Uwe

eFan

Re: UNU vs. Motorroller - Laufende Kosten

Beitrag von eFan »

Hallo Dav,

vieles wurde schon gesagt. Allerdings finde ich nicht alles richtig:

1. Anschaffungspreis:
Der Unu in kleinster Ausführung ist schon schneller und Agiler, als jeder Zweitakter, bei 4-Taktern weiß ich es nicht, aber es wird wohl auch so sein.
Also kann man bei 1.700 € nicht meckern. Ein Piaggio Roller kostet genauso viel und ist Qualitativ genauso gut/schlecht. Also Unentschieden (E 0:0 V)

2. Die Servicetermine/Inspektionen und Verschleiß:
Alles was keine Verschleißteile sind müssen über die Gewährleistung gedeckelt werden, von daher fällt dort in den 2 Jahren eigentlich nichts.
Selbstverständlich den Aufwand für die Sichtprüfung und Nachjustierung der Bremsen und des Gasdrehknaufs. Viel mehr fällt bei einem E-Roller nicht an, dass du bezahlen musst.
Wenn ich mir einen Benziner anschaue, dann musst du noch die ganzen Flüssigkeiten bezahlen (Öle und Schmiermittel), die es bei E-Moteren einfach nicht gibt.
Also auch in diesem Punkt ist ein E-Roller billiger. Verschleißen tun Bremsen und Reifen fast gleich viel, wie auch Verbrenner. Verbrenner haben meist eine starke Motorbremse und E-ler haben die Rekuperation um Bremsen zu schonen. Hier ist der E-ler vorne. (E 1:0 V)

3. Versicherung:
Kostet gleich viel. Der Versicherer unterscheidet nicht zwischen den Antrieben (zumindest in DE). Unentschieden (E 1:0).

4. Zubehör:
Ist selbstverständlich bei beiden gleich und kommt auf Jedermann seiner Vorlieben an. Unentschieden (E 1:0 V).

5. Verbrennungsmotor vs. Akku+E-Motor:
Hier wird es interessant...
Also fangen wir mal an: Der E-Motor ist Bürstenlos und sollte nahezu unverwüstlich sein (bei normalem Gebrauch). Hier garantieren die meisten Hersteller eine Laufzeit von 5.000 Stunden, was man erst mal schaffen muss. max. 45 Km/h * 5000 h = 225.000 Km auch wenn eine permanente Geschwindigkeit von 45 Km/h unrealistisch ist.
So jetzt zum Akku: Der Unu schafft mit dem Akku 50 Km. Ein Li-Ion Akku hält mind. 500 Ladezyklen und 2 Jahren stand: 50 Km * 500 = 25.000, danach kann es vorkommen, dass die Kapazität nachlässt. Sollte das früher passieren, dann war der Akku garantiert schon bei Auslieferung faul. Ein Ersatzakku schlägt hier mit 700 € zu buche.
Jetzt der Verbrenner. Er hat u.a. Pumpen und Kolben, die gerne mal sowohl bei 2, als auch 4-Taktern den Geist aufgeben, aber nicht müssen. Hier kostet dann eine Reparatur auch mal gerne 300-700 €. Laufleistungen habe ich hier nicht, da das leider nicht so gut Dokumentiert ist und das immer auf Pflege und verwendete Öle ankommt und natürlich etwas Glück. Wenn du dort allerdings einen kompletten Motorschaden hast, dann kannst du das Ding verschrotten lassen, da ein kompletter Motor enorme Kosten verursacht.

6. Benzin vs. Strom:
100 Km Stromer: 48 V * 29 Ah ~ 1,4 KWh * 2 = 2,8 KWh bei 26,24 Cent / KWh Ökostrom (Vattenfall) macht das Stolze 73,47 Cent
100 Km zwei-Takter: 5 l * 1,30 € = 6,50 € + gutes Zweitakter Öl 25 ml (1 l ~ 15 €) = 15 € * 0,025 ~ 38 Cent. Das macht also Rund 6,90 € pro 100 Km (Die Werte kommen aus eigener Erfahrung vom Piaggio TPH 50 2T)
100 Km vier-Takter: 3 l * 1,30 € = 3,90 € pro 100 Km (wobei hier ein jährlicher Ölwechsel dazu kommt).
Gewinner hier: E 2:0 V

Es ist jetzt keine direkte Auflistung aller Kosten, aber stellt das Verhältnis wohl ganz gut dar.
Ich hoffe, dass dir das mal einen tieferen Einblick gibt und ich nichts vergessen habe...

Also ich sehe hier überhaupt kein Problem auf einen E-Roller umzusteigen. Denn er ist billiger, verschleißarm, macht Spaß und keinen Krach. Und ganz wichtig. Du hast bei Kälte keine Startprobleme. Bei 4-Taktern ist das eine Katastrophe und bei Zweitaktern wird es zum Morgensport den Kickstarter treten. Wenn der Akku des E-Rollers aus der Wohnung kommt, dann läuft er wunderbar und den Motor juckt die Kühle eher weniger.

Gruß
eFan

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MEroller
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Re: UNU vs. Motorroller - Laufende Kosten

Beitrag von MEroller »

Super Übersicht, e-fan :D Nur eine kleine Sache muss ich korrigieren:
eFan hat geschrieben:...Nachjustierung der Bremsen und des Gasdrehknaufs.
Der Fahrgriff muss bei einem E-Roller nicht nachjustiert werden, da sitzt ein Magnet am Drehgriff und bespaßt je nach Stellung einen Hallsensor berührungslos mit verschiedenen Magnetfeldstärken. Wenn man da was justieren muss, dann hat sich der Magent am Drehgriff gelöst, und dann ist eher Reparatur bzw. gleich vollständiger Ersatz vom Fahrgriff vonnöten. Dieses Nachjustieren kann also auch entfallen beim E-Roller :D
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eFan

Re: UNU vs. Motorroller - Laufende Kosten

Beitrag von eFan »

MEroller hat geschrieben:Super Übersicht, e-fan :D Nur eine kleine Sache muss ich korrigieren:
eFan hat geschrieben:...Nachjustierung der Bremsen und des Gasdrehknaufs.
Der Fahrgriff muss bei einem E-Roller nicht nachjustiert werden, da sitzt ein Magnet am Drehgriff und bespaßt je nach Stellung einen Hallsensor berührungslos mit verschiedenen Magnetfeldstärken. Wenn man da was justieren muss, dann hat sich der Magent am Drehgriff gelöst, und dann ist eher Reparatur bzw. gleich vollständiger Ersatz vom Fahrgriff vonnöten. Dieses Nachjustieren kann also auch entfallen beim E-Roller :D
Danke für die Korrektur :) Habe ich in meinem Halbschlaf ganz vergessen, dass sich der Fahrgriff rein elektrisch funktioniert.

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Dav
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Re: UNU vs. Motorroller - Laufende Kosten

Beitrag von Dav »

Grandios. Vielen Dank für alle, die ihre Erfahrungen hier teilen - und ganz besonders an dich, eFan, für den ausführlichen Bericht!

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