
Ich hatte mich schon ein Weilchen auf den Roller gefreut. Im Vorjahr bin ich das Vorgängermodell Uranus R Probe gefahren.
Die 2020er-Version gefällt mir deutlich besser. Durch die Federgabel liegt der Roller direkter auf der Straße – ein Fahrverhalten, wie ich es von den kleinen Gogoro-Sharing-Rollern von Coup in Berlin gewohnt war. Das Design gefällt mir auch deutlich besser und von der Leistung her fühlt er sich schneller an, als der Gogoro-Roller.
Ich wollte mir selbst ein Top Case aussuchen und habe mich für eines SHAD SH46 entschieden. Das ist ein kleines unter den großen und fasst locker zwei Integralhelme.
Problem: Wie befestigt man das Ding? Jedes Motorrad hat ein eigenes System. Der Uranus hat zwar eine Aluminium-Railing, aber im Motoradfachgeschäft konnte mir niemand sagen, welcher Adapter passt, um das Top Case zu befestigen. Da dachte ich mir: Ideen muss man haben, denn es gibt immer etwas zu tun also mach‘ es zu deinem Projekt, yippie ya ya yippie yippie yeah. Meine durchaus stabile Eigenbau-Lösung habe ich hier dokumentiert: viewtopic.php?f=57&t=12923&start=6
Ich habe mich für die Performance Line inklusive Keyless Go-System entschieden. Da man ja trotzdem evtl. den Sitz öffnen oder die Wegfahrsperre aufschließen möchte, muss man den Schlüssel eh einstecken. Ansonsten kann man den Roller aber auch ohne steckenden Schlüssel mit der zusätzlichen Funkfernbedienung starten. Das hat vielleicht Vorteile, wenn man hohe Knie hat, mit denen man sonst an den Schlüssel stoßen würde. Außerdem beinhaltet das Keyless-Go-System auch eine Alarmanlage. Leider erzeugt die die Aktivierung und Deaktivierung dieser per Fernbedienung ein unsäglich lautes Quittierungsgeräusch, das einem schon mal einen Vorgeschmack auf den Alarm gibt. Die Alarmanlage selbst geht an, wenn man versucht, den Roller mittels Schlüssel anzuschalten oder wenn man an dem Roller wackelt, um ihn z.B. wegzutragen. (Anleitung Keyless Go: https://trinity-electric-vehicles.de/Do ... mente-50c9 )
Ich habe einen breiten 220mm-Kennzeichenhalter. Die Montage war durch das gebogene Blech für die Seitenreflektoren gar nicht so trivial, denn im Halter war kein Langloch vorgesehen, das mit den Langlöchern dieses Bleches zusammengepasst hätte. Dafür gibt es zwei Lösungen:
a) Das Blech samt Reflektoren abschrauben und die vorhandenen Schrauben in den Löchern, in denen sie sowieso sind benutzen, um den Halter zu montieren.
b) Man kauft sich längere Schrauben (M6x27mm) und passende M6 Stoppmuttern (https://de.wikipedia.org/wiki/Mutter_(T ... nde_Mutter) sowie 16 M6 Unterlegscheiben. Mit einem bisschen Fummelarbeit, kann man so die Reflektoren behalten und überbrückt den 10 mm Freiraum bis zum Nummernschildhalter.
Ich habe den Halter durch eine dritte Schraube mittig weiter unten fixiert, damit nichts klappern kann. Dazu habe ich durch das Schutzblech gebohrt. Vorsicht, dass man dabei nicht den Reifen anbohrt.

Dann endlich der Tag der Zulassung und die erste Testfahrt.
(Meinen Erfahrungsbericht und Tipps zur Zulassung des Rollers habe ich hier aufgeschrieben: viewtopic.php?f=57&t=9831&start=15)
Die erste Probefahrt war einfach toll. Endlich konnte ich die Beschleunigung austesten und mich an die Höchstgeschwindigkeit herantesten. Der Roller hat drei Fahrstufen, die bei meinem Roller mit folgenden Werten belegt sind (gemessen):
Stufe I - sanfte Beschleunigung (4,3 km/h/s) - 34 km/h
Stufe II - starke Beschleunigung (8,5 km/h/s) - 72 km/h
Stufe III - starke Beschleunigung (9,5 km/h/s) - 82 km/h
Ausführlichere Werte habe ich hier zusammengestellt: viewtopic.php?f=57&t=14036
Die Tachoabweichung der Trinity-Modelle wurde im Forum ja bereits an diversen Stellen diskutiert. Mein Uranus R 2020 zeigt bei 30 km/h 1 km/h zu viel, bei 50 km/h 3 km/h zu viel und bei 80 km/h 6 km/h zu viel an.
Der Roller hat eine USB-Buchse. Die Software vom Vorgängermodell funktioniert bei dem neuen Modell nicht mehr. Ich denke, ich habe im Forum an anderer Stelle gelesen, dass Trinity nicht mehr möchte, dass die Kunden selbst in den Einstellungen herumpfuschen. Verständlich, aber schade.

Man kann die USB-Buchse immerhin zum Laden des SmartPhones benutzen. Dazu liegt sie auch an einer günstigen Stelle (ca. am linken Knie).
Apropos Smartphone: Hat jemand einen Tipp, wie und wo man dieses am besten am Uranus befestigt?
Das Display ist etwas zu dunkel geraten. Bei schönem Wetter kann man im Display dafür gut die Reflektion des Himmels sehen, ohne seinen Kopf nach oben strecken zu müssen. Auch hier wäre ich für Vorschläge dankbar, wie man die Reflektion verringern kann – eventuell ein Anbau, den man an den Spiegel-Sockeln mitbefestigt?
Womit wir schon bei den Spiegeln sind. Es empfiehlt sich, diese wirklich fest zu ziehen – sowohl unten, wo sie aus der Lenkerverkleidung kommen als auch am Ende des Stiels. Ein kleines Werkzeugtäschchen mit passenden Sechskant- und Imbus-Schlüsseln gab es netterweise mit dazu. Ich dachte, ich hätte sie schon auf dem Hof festgezogen, aber nach 50 m Stuckerpflaster bei niedriger Geschwindigkeit schwenkten sich mir beide Spiegel entgegen und vibrierten fröhlich vor sich hin. Also sollte man nach den ersten Kilometern sowieso nochmal nachziehen.
Der Roller hat am linken Lenkergriff einen Umschalter zwischen Abblend- und Fernlicht. Das Licht geht an sobald der Schlüssel im Schloss auf Zündung gedreht wird und wenn man den Schlüssel auf 0 dreht (Zündung aus) geht das Licht nach ca. 10 Sekunden wieder aus.
An der rechten Seite des Lenkers befindet sich ein Lichtschalter mit drei Stellungen. Dieser hat allerdings keine Funktion.
Beim ersten Test gegen eine Wand scheint es, als würde das Fernlicht nur einen minimalen Bereich etwas heller ausleuchten, der durch das Abblendlicht eh schon abgedeckt ist. Bei Dunkelheit und auf etwas mehr Entfernung bringt das Fernlicht aber durchaus einen Zugewinn an Ausleuchtung, mit dem ich zufrieden war. Es ist aber bei weitem nicht mit dem Fernlicht eines Pkw zu vergleichen.
Durch die Zierleuchten an der Seite ist der Roller auch im Dunkeln für andere gut sichtbar und zieht Blicke auf sich.
Tja… ansonsten. Mir macht der Uranus richtig Spaß und ich finde er fährt sich gut.
Um die Reichweite zu testen, habe ich nach der ersten Ladung eine weitere Tour gewagt. Auf dem Hinweg war ich vorsichtig und bin meistens 50 bis 60 km/h gefahren. Auf dem Rückweg dann eher 60 bis 70 km/h (das Ganze im Raum Berlin – also Flachland – und mit knapp 70 kg für Fahrer und Gepäck). Als ich nach 70 km zu Hause ankam, zeigten beide Akkus noch 30 % an. Sehr gut.

Auch bei den folgenden Fahrten komme ich auf knapp 100 km, bei recht spritziger Fahrweise.