heute waren die Trinity-Leute mal wieder in Berlin und gaben Interessierten die Gelegenheit zu einer Probefahrt. Ich war da und muss sagen: ich bin nach wie vor sehr angetan von den Trinity-Rollern, aber auch vom Engagement der Trinity-Leute.
Dabei waren diesmal nur 2 Roller: der Uranus und der Jupiter 8.0. Ersteren kannte ich schon, also hat sich mein Interesse diesmal auf den Jupiter konzentriert. Ich habe ihn zuerst eingehend unter die Lupe genommen und auch ein paar Fotos gemacht:
Danach folgte eine 15-minütige Probefahrt durch den Berliner Innenstadtverkehr. Selbiger sorgte leider auch am heutigen Sonntag für viel Stop&Go, aber an manchen Stellen hatte man freie Fahrt (bis zum innerstädtischen Tempolimit von 50 km/h, versteht sich
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Fahren lässt sich der Roller kinderleicht. Das Handling ist trotz der Größe und des höheren Gewichts vergleichbar mit dem von kleineren Rollern. Der Umstieg vom Novantic auf den Jupiter verlangte mir jedenfalls keinerlei Umgewöhnung ab. Der Sitzkomfort ist exzellent. Auch großgewachsene Fahrer sitzen bequem und haben ausreichend Platz auf dem Roller. Der Sitz hat eine angenehme Form und die Polsterung ist genau richtig (nicht zu hart, nicht zu weich). Das Aufbocken erfordert allerdings etwas Kraftaufwand, nicht ganz so kräftig gebaute Zeitgenossen sollten vorher die Beinmuskeln trainieren
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Bereift ist der Jupiter übrigens mit Reifen der Größe 130/60-13 vom chinesischen Hersteller Cheng Shin Tires (CST). Da strahlender Sonnenschein herrschte, waren die Straßen trocken und griffig. Damit und auch mit einigen kritischen Oberflächen wie z. B. Straßenbahnschienen hatten die Reifen keine Probleme. Was sie bei widrigeren Bedingungen taugen, konnte ich nicht überprüfen.
Der Controller war eher defensiv abgestimmt. Beim Anfahren beschleunigte der Roller zunächst relativ sachte, schob aber, nachdem er ein wenig Fahrt aufgenommen hatte, umso nachdrücklicher nach vorn. Über zu wenig Leistung konnte ich mich jedenfalls nicht beklagen. Ich musste wie erwähnt aufpassen, das Tempolimit nicht zu überschreiten, was recht schnell passieren konnte. Gefallen hat mir auch das Ansprechverhalten des "Gas"griffs. Trotz der respektablen Motorleistung fuhr der Roller auch dann nicht ruckelig, wenn man den rechten Lenker-Griff nicht völlig ruhig hielt. Bei einem Leichtkraftroller ist das sehr wichtig, denn den wird man häufiger unter Teillast betreiben und seltener bis Anschlag ausfahren als einen 45er Kleinkraftroller.
Auch beim Bremsen macht der Roller eine gute Figur. Die beiden Scheibenbremsen arbeiten präzise und sind gut dosierbar. Sie packen gut zu und bringen den Roller sicher zum Stehen.
Eines der Instrumente im Armaturenbrett gibt Auskunft über Geschwindigkeit und gefahrene Kilometer. Das andere dient zur Anzeige des momentanen Motorstroms, des Akku-Ladestands und der voraussichtlichen Restreichweite (lt. Anzeige lag diese am Ende meiner Probefahrt bei 75km). Die Instrumente und die Kontrollleuchten für Blinker und Fernlicht sind auch bei praller Sonne gut ablesbar. Wie sie sich im Dunkeln bewähren, kann ich nicht sagen. Ansonsten finden sich die bekannten Bedienelemente am Lenker: zwei Bremshebel für vorn und hinten, einen "Gas"griff, Lichtschalter, Umschalter zwischen Abblend- und Fernlicht, Blinkerschalter und ein Taster für die Hupe auf der linken Seite. Auf der rechten Seite befindet sich ein mit "Start" beschrifteter Knopf. Möglicherweise ist dieser für den Rückwärtsgang zuständig, den es lt. Produktbeschreibung geben soll. Ich habe aber vergessen, das auszuprobieren. Der Knopf (bzw. seine Beschriftung) ist jedenfalls ebenso wie eine verschließbare Klappe, unter der sich normalerweise ein Tankstutzen befände, ein Hinweis darauf, dass der Jupiter von einem Verbrenner-Roller abgeleitet wurde.
Etwas vermisst habe ich eine akustische Rückmeldung für den Blinker. Weder klickt es noch piepst es. Es kann also passieren, dass man vergisst, den Blinker auszuschalten. Auch bietet das relativ kleine Windschild nicht denselben Wetterschutz, wie ich ihn vom Windschild meines Novantic gewohnt bin. Ich glaube, die Hauptaufgabe dieses "Windschilds" besteht darin, die Instrumente vor Schmutz zu schützen.
Verarbeitungsmäßig liegt der Roller nach meinem Eindruck im gehobenen Bereich. Wie beim Uranus klapperte und knarzte auch beim Jupiter nichts. Die einzigen kleinen Verarbeitungsmängel, die mir auf die Schnelle aufgefallen sind, fanden sich bei der Passgenauigkeit der Aluminium-Trittbretter. Diese sind mit Schrauben befestigt, wobei die Abstände nicht ganz zu den Löchern an der Karosserie passten. Dies führt dazu, dass das Trittblech nicht ganz exakt der Kontur der Verkleidung folgt, was an manchen Stellen kleine Hohlräume unter dem Alublech entstehen ließ. Das ist aber nur ein kleiner Schönheitsfehler ohne Auswirkungen auf die Stabilität. Unterm Plastikkleid fand sich der ein oder andere Stecker in einem Bereich, wo er Spritzwasser abbekommen könnte. Das soll lt. Auskunft des Trinity-Mitarbeiters noch verbessert werden. Schon jetzt sind die Kabeleinführungen der Stecker durch Dichtungen aus Silikon abgedichtet.
Die Befestigung der Hinterachse wurde ziemlich pfiffig gelöst: die Hinterachse ist auf beiden Seiten in einem Verdrehschutz aus augenscheinlich massivem Stahl mit geschätzten Abmessungen von ca. 40x20mm gelagert, der im Vierkant-Profil der Hinterradschwinge steckt. D. h. die Achse wird von 2 Stahlteilen mit je ca. 8 Quadratzentimeter Querschnitt "in die Zange genommen"! Bevor diese Teile nachgeben (was eine durchdrehende Hinterachse zur Folge hätte), wird eher die Achse selbst abgedreht. Fixiert ist die Achse übrigens mit je einer gekonterten und per Zahnscheibe gesicherten Mutter auf jeder Seite. Ich halte das für eine vertrauenerweckende Konstruktion.
Der Roller besitzt ein recht großes Gepäckfach unter der Sitzbank, welches durchgehend bis zum Heck des Rollers reicht. An dieses Fach kommt man entweder durch Hochklappen der Sitzbank oder durch Öffnen einer Klappe am Heck heran. Zwei Jethelme sollten problemlos hineinpassen, bei Integralhelmen könnte es aber etwas knapp werden. Leider war es nicht möglich, die Heckklappe zu öffnen, weil niemand wusste, wie das geht
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Es gibt auch eine USB-Ladebuchse zum Anschluss von Navis, Smartphones und anderem Zubehör. Sie befindet sich vor dem linken Knie des Fahrers in der Vorbau-Verkleidung. Witziges Detail ist eine kleine Uhr in der Verschlussklappe dieser Buchse (siehe Foto). Während der Fahrt kann man diese Uhr aber leider nicht ablesen. Da es auch in den ansonsten recht übersichtlichen und gut ablesbaren Instrumenten im Armaturenbrett keine Uhr gibt, ist man auf dem Jupiter quasi "zeitlos" unterwegs. Da der Lenker nicht verkleidet ist, hat man aber die Möglichkeit zur Befestigung von Zubehör. Eine Uhr lässt sich auf diese Weise ggf. nachrüsten.
Die Zahl der Servicewerkstätten soll in Zukunft noch deutlich steigen, die Trinity-Leute arbeiten daran. Ziel ist es, jedem Besitzer eines Trinity-Rollers in akzeptabler Entfernung eine Werkstatt bieten zu können. Falls die eigene Lieblingswerkstatt bereit ist, Trinity-Roller zu warten und zu reparieren, kann man seinen Roller auch dorthin bringen. Nach einer kurzen Nachricht wird die Werkstatt von Trinity umgehend mit allen dafür benötigten Informationen versorgt.
Alles in allem gefällt mir der Roller sehr gut und ich ziehe eine Anschaffung ernsthaft in Erwägung. Den Novantic bekommt dann meine Frau
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Gruß
Michael