AGM-Akkus verkocht!?

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Phiedsch

AGM-Akkus verkocht!?

Beitrag von Phiedsch »

Gestern um ca 21:00 hab ich meinen Roller genau wie immer zum Aufladen ans Ladegerät gehängt und bin dann, ohne noch mal nachzusehen, schlafen gegangen. Heute morgen, so gegen 10 Uhr geh ich in meine Garage um das Ladegerät wieder abzustecken und bin zuerst etwas verwirrt, weil beim Ladegerät immer noch das rote Lämpchen brennt und der Kühler läuft, also immer noch lädt. Ich stecke den Roller also sofort ab und schau mir den Akku an: Der Akku hat sich zumindest überdurchschnittlich stark erwärmt (außen etwa 30Grad), riecht seltsam und vor allem ist aus dem inneren ein deutliches Brutzeln zu hören!
Ich denke, dass der Überspannungsschutz im Ladegerät versagt hat und es den Akku die ganze Nacht lang überladen und somit verkocht hat!
Gibt es noch irgendetwas zu retten? Soll ich irgendetwas beachten oder irgendwelche Messungen vornehmen?

Brauche dringend Antworten!

MFG Philipp

STW
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Re: AGM-Akkus verkocht!?

Beitrag von STW »

Wenn es soweit gekommen ist, dann haben die Akkus zumindest kräftig einen mitbekommen. Das "Brutzeln" im Akku ist die Bildung von Knallgas. Das ist recht unschön, aber wenn es nicht zu stark ist, wird es teilweise wieder rekombiniert.

Es gibt drei mögliche Ursachen:
a) Ladegerät kaputt (am wahrscheinlichsten)
b) Thermal Runaway, d.h. es entsteht eine unglückliche Kombination aus Umweltparametern (Temperaturen, Ladezustand, ...), die dafür sorgt, dass das Ladegerät den Ladeschluß nicht erkennt und weiterköchelt (seltener Fehler)
c) eine Batterie ist z.B. durch einen internen Zellschluß so geschädigt, dass die Spannungslage insgesamt nicht mehr stimmt und die Strangspannung unterhalb der Spannung liegt, die das Umschalten des Ladegerätes auf Konstantspannungsladung veranlaßt (seltener Fehler)

Vorgehen:
- erstmal alles abkühlen lassen
- jede Batterie einzeln messen, die sollten in der Spannung dicht beieinander liegen, nicht mehr als 0.2V Unterschied zum "Mittelwert"
- Roller kurz ausprobieren
- Einzelspannungen der Batterien messen, die müssen immer noch gleichauf und deutlich über 12V, besser nahe 13V, liegen
- ggf. längere Probefahrt machen, Handy nicht vergessen ;)

Ladevorgang:
- den nächsten Ladevorgang "überwachen", am einfachsten geht das mit einem Voltmeter und einem Verbrauchsmeßgerät. Ab ca. 58.2V sollte die Leistungsaufnahme des Ladegerätes fallen und das Gerät dabei oder kurz danach auf grün gehen.
- wenn die Batterien dabei erreichbar sind: zwischenzeitlich auf Spannungsgleichlauf überprüfen, die sollten immer um die 0.2V beieinander liegen

Gewährleistung:
- Ich tippe mal auf defektes Ladegerät. Das ist bei den Chinakrachern leider gar nicht so selten. In dem Fall wären aber auch die Batterien mitzutauschen, weil die definitiv durch das Köcheln geschädigt worden sind, wie schwer, läßt sich leider nicht aus der Ferne sagen.
- Verkäufer kontaktieren
RGNT V2 ab 01/23 > 15000km
NIU NGT ab 06/20 Km-Stand > 36000km, nach Unfall verkauft in 5/23
Niu NPro seit 09/19 Km-Stand > 8000km - Verkauft in 10/22
Ahamani Swap Bj 2007 - 2.4KW - Vario - Km-Stand > 27.000km - 40AH Thundersky ab 11/08 - CALB 70AH seit 10/11 -Verschrottung 09/19

Phiedsch

Re: AGM-Akkus verkocht!?

Beitrag von Phiedsch »

danke für deine Antwort!

mein Roller hat eine Nennspannung von 48V. Bei meiner Messung bin ich jetzt auf 52,8V gekommen; bisher waren es sofort nach dem Laden maximal 52,4V.
Ich habe jetzt auch an jeder einzelnen Zelle gemessen und alle liefern ziemlich genau 13,2V.
Ich werde jetzt alles wieder zusammenbaun und dann eine kleine Testfahrt wagen.
Die restliche Elektronik kann dadurch keinen Schaden nehmen, oder?

STW
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Re: AGM-Akkus verkocht!?

Beitrag von STW »

Die restliche Elektronik sollte sich bis knapp 60V völlig unbeeindruckt zeigen, also da wird alles ok sein. Die ersten Meßwerte sind ok.
Beim nächsten Laden aber, wie gesagt, mit dem Voltmeter daneben stehen.
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Phiedsch

Re: AGM-Akkus verkocht!?

Beitrag von Phiedsch »

hab grade eine kleine Rundfahrt gemacht (14km) und habe dabei keine gröberen Leistungs- oder Reichweiteneinbußen feststellen können
sind denn irgendwelche Spätfolgen zu erwarten?

STW
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Re: AGM-Akkus verkocht!?

Beitrag von STW »

Ja. Die Akkus werden etwas des Wasseranteils der Säure verkocht haben. Dementsprechend ist die Kapazität geringer. Wie hoch, ist kaum vorhersehbar.
Folge: gesetzt den Fall, die bisherige Maximalreichweite liegt bei 50km, Du fährst regelmäßig 25km, dann belastest Du die Akkus mit 50%. Liegt aufgrund der reduzierten Kapazität die Reidchweite nunmehr bei 30km, dann hast Du bei gleicher Ausnutzung eine Kapazitätsentnahme von ca. 80%, was ganz schön viel ist, und damit die Lebensdauer schneller verkürzt.

Den nächsten Ladevorgang also überwachen. Ist der ok, dann war es ein hoffentlich einmaliger Ausrutscher. Damit das nicht wieder vorkommt, solltest Du das Ladegerät mit einer Zeitschaltuhr so verbinden, dass ca. 1 Stunde nach erwartetem Ladeende die Zeitschaltuhr trennt.
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Phiedsch

Re: AGM-Akkus verkocht!?

Beitrag von Phiedsch »

werd ich machen
nochmals vielen Dank für deine Hilfe!

Phiedsch

Re: AGM-Akkus verkocht!?

Beitrag von Phiedsch »

Mein Händler hat mir das Ladegerät auf Garantie ausgetauscht, den Akku allerdings nicht. Am Akku konnte er nämlich keine Verschlechterung feststellen und auch ich hab im Fahrverhalten keine Veränderung bemerkt. Vielleicht hat der Akku ja tatsächlich wieder vollständig rekombiniert

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