Super Soco CU-X - Fragen, Fragen, Fragen, ...

[frazier]

"Naja, wenn man es als Händler nicht besser weiß..."


----->......aha....das hatte ich natürlich noch nicht gecheckt.......aber da weiß ich dann zumindest mal an wessen Expertise ich mich orientieren werde....

Danke kabee !

[kabee]

Das war jetzt nicht böse gemeint. Der Importeur ist bei solchen Nachfragen ebenfalls recht planlos, verspricht das dann an Vmoto weiterzugeben und dabei bleibt es dann. Woher soll also die Expertise kommen?

[frazier]

Das war jetzt nicht böse gemeint. Der Importeur ist bei solchen Nachfragen ebenfalls recht planlos, verspricht das dann an Vmoto weiterzugeben und dabei bleibt es dann. Woher soll also die Expertise kommen?

Meine ANTWORT war ebenfalls "nicht böse gemeint". Auch nicht ironisch !
Ich schätze deine Meinung sehr. Fachhändler zu sein bedeutet, eine gewisse Ahnung zu haben.... etwas anderes zu glauben wäre absurd...

....aber vielleicht war mein angehängter Smiley ja irreführend, das täte mir leid....

[kabee]

Das war mir schon klar, glaube ich. Vielleicht muss ich etwas weiter ausholen:

Super SOCO ist ein recht neue Marke, die selbst nichts herstellt, sondern lediglich entwirft. Produziert und vertrieben werden die Fahrzeuge von Vmoto. Diese stellen die SOCOs auch nicht so wirklich selbst her, sondern bedienen sich dafür wiederum Auftragsfertiger.
Im Jahr 2018 begann der Vertrieb von Super SOCO in Deutschland. Es gab anfangs 3 oder 4 Importeure, die alle von Vmoto - die betreiben in den Niederlanden ein Auslieferungslager - Fahrzeuge bezogen haben. Das ganze Business lief je nach Importeur mehr oder weniger professionell ab. In Norddeutschland war das z. B. die Firma e-tropolis in Stuhr bei Bremen, die eigentlich ihr Kernbusiness im Solarbereich hat. Irgendwie war jeder wirklich bemüht, aber mit so vielen Zwischenhändlern blieb natürlich auch der Ertrag auf der Strecke. Das führte dann auch dazu, dass es einige Händler gab, die diesen Status gar nicht erst hätten bekommen sollen. Da scheitete es schon an grundlegenden Dingen wie fortlaufenden Rechnungsnummern oder teilweise überhaupt Rechnungen. Das sind dann seltsamerweise auch die Händler, deren Namen man gehört hat, wenn verzweifelte SOCO-Fahrer nach einem Problemlöser gesucht haben. Naja, bestimmt Zufall gewesen... Ich schweife ab.
So, Super SOCO wollte das mit dem Import anders regeln. Irgendwie hat es aber keiner der bisherigen Importeure auf die Reihe bekommen irgendwo einen großen Sack Geld aufzutreiben um ein paar Container mit Fahrzeugen zu kaufen. Da kam dann die Fa. Hans Leeb ins Spiel, die wohl zum damaligen Zeitpunkt im Besitz von solchen Geldsäcken war und diese dann in Container mit Stahl, Plastik und Zellchemie investiert hat. Somit mache Leeb also ab Anfang 2019 den Vertrieb für SOCO, ging so ungefähr im März los. Man hat sogar die Garantieverpflichtungen des Chaoshaufens von früher übernommen. Das führte dann auch dazu, dass man als Vertragshändler auch als Notnagel für damalige Kistenschieber herhalten musste - wurde sogar bezahlt manchmal.
Nunja, im Jahr 2019 lief das auch erstmal recht gut. Konditionen waren interessant für die Händler, Kunden wollten die Kisten haben und die Fahrzeuge liefen auch so mehr oder weniger. Eckige Stecker wurden zu runden Steckern... Irgendwann Ende 2019 wurde dann auch versprochen, dass sich mal technisch an den Fahrzeugen was tut, denn ständig Kabelbäume mit neuen Steckern versehen und versengte Akkus reparieren ist auf Dauer teuer und irgendwann bekommt es neben der Kundschaft halt auch die interessierte Kundschaft mit. Leeb hat halt auch irgendwann festgestellt, dass das Elektro-Business doch recht anspruchsvoll ist. Da kann man nicht einfach den Händlern ne 3m-Werbewand aufs Auge drücken, weil man das in einem Laden in der City vielleicht gar nicht durch die Tür bekommt. Und der erfahrene Elektromann stellt auch mal Fragen an die Werkstatt, die dann schon komplexer sind als die Frage ob man den Stecker fürs Softwareupdate mit den Nippeln nach oben oder unten in den Controller stecken muss.
Nach Datenschutz-Debakel, CPX-Mängeldebakel und weiter fröhlich vor sich hinröstenden Akkusteckern bei der TC und dem CUX ist der Vertrieb dann irgendwie ein bisschen zum erliegen gekommen. Jetzt hat Leeb entschieden, sich beim Vertrieb und der Bearbeitung von Garantiefällen eines (sic!) Subunternehmers zu bedienen (hatten wir das nicht schonmal?). Die sind sehr bemüht, offen und zugänglich. Ich bin gespannt, ob ich die Nerven aufbringe mit SOCO weiter zu machen.

Das war die Geschichte von Super SOCO in Deutschland - in a nutshell.

Vielleicht sollte ich noch anmerken, dass ich mich zu den halbwegs sehenden Händlerkollegen im E-Business zähle. Wir haben auch einen ganzen Stapel an Zertifikaten errungen - dank euch Kunden, die uns dazu bei Herstellern vorgeschlagen und gewählt haben - die ich gar nicht alle im Laden aufhängen kann. Damit meine ich nicht diese dämlichen Top-Händler-Urkunden, die kürzlich massenhaft bei Facebook und Insta geposted wurden. Die kommen von irgendeiner wegelagernden Agentur, die ganz klein auf die Zertifikate schreibt, dass die Nutzung des Zertifikats kostenpflichtig ist und sich derweil auf die Erlöse aus den Abmahnungen freut - hoffentlich hat das jeder Händlerkollege gelesen... Ich mache meinen Umsatz nur mit Elektrofahrzeugen - und ich bin noch da und werde das weiter tun. Was machen wohl Händler, die im Jahr vielleicht eine handvoll Fahrzeuge verkaufen und die Elektros irgendwo in der Ecke stehen haben? Der Pleitegeier kreist, die großen Kistenschieber haben die Lust verloren. Jetzt kommt die Zeit der Franchises, die glauben, dass jeder Depp so einen Laden betreiben kann. Das stimmt, aber irgendwann ist das Startkapital alle...

@Frank: Durchhalten, diese Bretterheinzis sind nur eine temporäre Erscheinung.

Mal sehen ob Super SOCO irgendwas in Mailand ausstellt. Klappmistgabel und Fackeln sind schon im Reisekoffer...

[frazier]

Danke kabee,

immerhin mal ein lohnenswerter Blick in die Vertriebsproblematiken und hinter die Kulissen des Fachhandels !
Es schadet nicht, wenn man Hintergründe erfährt und sie können mitunter natürlich sogar die Kaufentscheidung beeinflussen...

[Pfriemler]

auch von mir an kabee ein dickes Dankeschön für die vielen Infos, die einem Normalkunden verborgen bleiben. Wenn sich einer auskennt hier, dann eben Du (und Frank natürlich auch, bitte hab ich wen vergessen?).
Habe gerade nochmal im Shop nachgesehen - tatsächlich gibt es sogar zwei Windschilder zu kaufen, Akkuschutztaschen, ... ein wirklich hervorragend ausgebautes Sortiment, auch Ersatzteile gibt es genügend - wenn ich da an die Anfangszeit der CUx zurückdenke...
Für mein aktuelles Knattertöff eines eher renommierten europäischen Herstellers gibt es aktuell in D genau drei Windschilder (vom Hersteller selbst) zu kaufen, die regelkonform sind, daneben ein gutes Dutzend, die aber keine ABE besitzen. Daher meine Frage: sind die Windschilder hier im Falle der (nicht-TÜV-pflichtigen) CUx rechtlich bedenkenlos im deutschen Straßenverkehr benutzbar? Oder ist das ein eher regelfreier Raum?

[kabee]

Windschilder

Mit den Windschildern ist es wie fast immer so, dass die ohne ABE sind. Eigentlich juckt das niemanden. Rechtlich gesehen bedeutet das in Deutschland Vertriebsverbot. Es gibt also keine Windschilder.
Man kann die selbst regelkonform machen, indem man einen Kantenschutz anbringt. Hat dann halt niemand mit Befähigung drübergeschaut und ne Wagenladung gefrorene Hühner drauf abgefeuert. Wie wahrscheinlich ist es, dass man mit dem eigenen Windschild einen Dritten bei einem Unfall verletzt? Ich weiß es nicht.
Meine Erfahrung mit Prüforganisationen ist, dass so durchsichtige Sachen halt durchsichtig und damit schwer erkennbar sind. Im Zweifel ist so ein Teil vermutlich Bestandteil der Homologation. Will oder muss man das nachlesen in einem erstmal zu suchenden und zu begreifenden 400-Seiten-Dokument auf englisch, wenn da noch vier Autos in der Schlange stehen? Wenn das nicht abenteuerlich montiert und offensichtlich keine Betriebsgefahr darstellt...

Wenn sich einer auskennt hier, dann eben Du (und Frank natürlich auch, bitte hab ich wen vergessen?).

Hier sind schon einige Spezialisten neben Frank, der sicher mit großem Erfahrungsschatz und viel Mut auf zu neuen Abenteuern unterwegs ist, siehe Fritz Demmer für Akkus, Die Frischmanns, die sich auch Fahrzeugen widmen, die bei Händlern wie mir auf der roten Liste stehen, Arno mit seinen Bimies, Most01 als Spezi für Silence und verschiedenste Dinge, die für Händler wie mich im Backoffice sehr interessant sind - vielen Dank dafür!!! - und dafür Grundlagenarbeit geleistet hat, die nächstes Jahr der ganzen Branche zugute kommen wird. Lennart Otten als Spezialist für Zero, Energica und Ladelösungen im Allgemeinen, den Kollegen City Twister mit seiner Expertise für die E-Odin... Und dazu natürlich auch die Kollegen, die hier nicht oder nur ganz wenig vertreten sind. Auch manche, die mit Elektro wenig bis gar nichts am Hut haben, aber mit ihrer Erfahrung und ihren Kontakten zu Banken aushelfen können, die in der Lage sind LKW-Ladungen irgendwo am AdW zu holen... Ihr macht euch keine Vorstellung, wie weit man doch zusammenarbeiten kann.

[Pfriemler]

es wird immer interessanter (wenn auch eher offtopic), Du hast offenbar mehr Kenntnis als ich in Wochen harter Google-Arbeit auftreiben konnte...
Nur als Ergänzung (muss nicht kommentiert werden) meinerseits...

... Windschildern ... fast immer so, dass die ohne ABE sind. Eigentlich juckt das niemanden. Rechtlich gesehen bedeutet das in Deutschland Vertriebsverbot.

Im Knattertöff-Forum sind genug Leute mit Schildern ohne ABE unterwegs. Natürlich interessiert das erst mal keinen - bis eben auf den TÜV, zu dem die 125er eben im Gegensatz zur CUx regelmäßig müssen. Und was das Betriebsverbot betrifft: Die Schilder werden auf A*, e* und in diversen Shops munter vertrieben. Als Kunde muss man eigentlich aktiv darauf achten, dass eine ABE ausdrücklich erwähnt wird. In meinem speziellen Fall ist es zudem so, dass viele ABEs für das Vorgängermodell meines Rollers nicht aktualisiert wurden. Das wäre verständlich bei der veränderten mechanischen Aufnahme, nicht aber etwa bei GIVI und der Spiegelarmmontage, bei der sich technisch überhaupt nichts zum Vorgänger geändert hat.

Im Zweifel ist so ein Teil vermutlich Bestandteil der Homologation... Man kann die selbst regelkonform machen, indem man einen Kantenschutz anbringt.

In meinem Fall genau die Homologation. Kantenschutz? haben die nicht. Mir hat aber tatsächlich schon jemand geraten, das Schild oben zu kürzen (weil ich lieber eins zum Drübergucken haben wollte) und einen Kantenschutz anzubringen "solange die Nummer unten drauf ist, woher soll der TÜV das wissen dass das Ding sonst länger ist" ...

Wie wahrscheinlich ist es, dass man mit dem eigenen Windschild einen Dritten bei einem Unfall verletzt? Ich weiß es nicht.

Das ist die Sicht des gesunden Menschenverstandes. Für die eigene Versicherung aber vielleicht ein gefundenes Fressen, wenn wegen des unerlaubten Anbauteils die Zulassung des ganzen Rollers und damit auch die Verpflichtung zur Versicherungsleistung entfällt (bzw. sie leisten natürlich dem Gegner schon, holen es sich aber bei mir wieder). Und damit kämen die bei Gericht durch, darauf würde ich nicht mal wetten.

Meine Erfahrung mit Prüforganisationen ... nachlesen in einem erstmal zu suchenden und zu begreifenden 400-Seiten-Dokument auf englisch

Also das wäre eigentlich ganz einfach: (fast) jedes Fahrzeug hat eine Typgenehmigungs-Nummer ("K" in ZB 1) und die muss im Anhang, alphabetisch nach Hersteller sortiert, aufgeführt sein. Das hat mich bei den Schildern keine Minute gekostet und bei den Alus für die Karre auch nicht.

Wenn das nicht abenteuerlich montiert und offensichtlich keine Betriebsgefahr darstellt...

Nochmal: Rechtsverdreher und Sesselfurzer kennen keine Kategorien wie Objektivität und Vernunft.

Es ist ein bisschen wie mit dem Entdrosseln der CUx: Der Zugewinn an Betriebsgefahr durch die 7 km/h mehr ist lächerlich bis nicht existent vor allem vor dem Hintergrund, dass technisch ausnahmslos schlechtere Fahrzeuge wie die alten DDR-Roller (und ich kenne bspw. die Schwalbe sehr gut!) zum gleichen Tarif auch schneller noch legal sind, und dennoch läuft das volle Programm mit vierstelligen Kosten, wenn man erwischt wird. Was letztlich genauso wahrscheinlich ist wie mit einem nichtzugelassenen Windschild aufzufallen.

Wenn sich einer auskennt hier, dann eben Du (und Frank natürlich auch, bitte hab ich wen vergessen?).

Hier sind schon einige Spezialisten neben Frank, der sicher mit großem Erfahrungsschatz und viel Mut auf zu neuen Abenteuern unterwegs ist, siehe ...

Ich bezog das eher speziell auf Super Soco und insbesondere die CUx... Aber Du hast natürlich bzgl. des gesamten E-Roller-Marktes natürlich völlig recht.

[kabee]

Also das wäre eigentlich ganz einfach: (fast) jedes Fahrzeug hat eine Typgenehmigungs-Nummer ("K" in ZB 1) und die muss im Anhang, alphabetisch nach Hersteller sortiert, aufgeführt sein. Das hat mich bei den Schildern keine Minute gekostet und bei den Alus für die Karre auch nicht.

Naja, wenn ein Windschild Bestandteil der Homologation ist, findet man darauf nicht unbedingt eine Kennzeichnung. Für die Honda Deauville gab es die berühmte hohe Käselochscheibe. Da ist überhaupt kein Hinweis auf irgendeine Zulassung. Die findet sich lediglich in irgendeinem Unterpunkt der Homologation.

[ducatodriver]

Jetzt kommt die Zeit der Franchises, die glauben, dass jeder Depp so einen Laden betreiben kann. Das stimmt, aber irgendwann ist das Startkapital alle...

@Frank: Durchhalten, diese Bretterheinzis sind nur eine temporäre Erscheinung.

Mal sehen ob Super SOCO irgendwas in Mailand ausstellt. Klappmistgabel und Fackeln sind schon im Reisekoffer...

Du hast die Anzeige (PDF) auch gesehen es sind keinerlei Vorkenntnisse erforderlich (wie du sagst, jeder Depp kann so einen Laden betreiben).

Natürlich halte ich durch, und freue mich auf die ganzen neuen Dinge die uns 2022 erwarten.

Gruß Frank