RGNT Konkurs

für die klassischen Schwedischen Schmuckstücke
Antworten
STW
Beiträge: 7757
Registriert: So 22. Feb 2009, 11:31
Roller: RGNT Classic NO. 1 SEL
PLZ: 14***
Wohnort: bei Berlin
Kontaktdaten:

Re: RGNT Konkurs

Beitrag von STW »

Kommen wir mal wieder zum Thema. Die RGNT-Webseite schweigt sich zum Thema Konkurs aus, auch die Social Media Kanäle, die zwar immer schon selten, aber teilweise doch im Wochenabstand mit neuen Infos versorgt worden sind.
Auffällig ist, dass der Konfigurator von der Webseite verschwunden ist, aber man über die hello@... - Adresse den aktuellen Lagerbestand erfragen kann, das gilt auch für Zubehör usw..
Also ist wohl die Neuproduktion eingestellt und die Lager- und Vorführerbestände werden aktuell als Abverkauf angeboten, ohne es aber so zu benennen. Bei den Vorführern handelt es sich um die 1.5er - Version mit 7.7KWh-Akku und externem Ladegerät, das sind m.E. aber reine Schönwetterbikes, da wohl bei niedrigeren Temperaturen arg gedrosselt. Die SE-Maschinen kosten noch regulär, aber ich bezweifel, dass eventuelle Gewährleistungszusagen in des FAQs und im Handbuch noch irgendeine Relevanz oder Wert hätten, oder Vorkassekäufe empfehlenswert sind.

Im Developer-Menü sehe ich seit mehr als einer Woche keine neuen Softwareversionen, ansonsten war da ansonsten alle paar Tage eine neue, leicht höhere Versionsnummer. Entwickelt wird also auch nichts mehr. Damit wird auch für die 1.5er-Version keine Navigation mehr kommen entgegen einiger gar nicht so alter Aussagen in einem der letzten Newsletter.

Bei Linkedin wurde noch vor etwas mehr als einer Woche die Teilnahme an der eCarExpo Göteborg vom 1. - 3.12. beworben, kurz zuvor die geplante vernetzte Zukunft von RGNT-Bikes auf einer Telenor Veranstaltung gehyped (mal schauen, wie lange unsere Bikes überhaupt noch Online sind ...), vor zwei Wochen hieß es, dass RGNT jetzt in Tschechien, Bosnien, Lettland und Litauen vertreten sei. Soweit die Händler dieser Länder auf der RGNT-Webseite gelistet sind existiert deren Homepage entweder nicht oder kennt keine RGNTs.

Da wurde wohl die Reißleine recht plötzlich gezogen, und ich vermute, dass die Masse der Belegschaft recht spät informiert worden ist, aber ein paar wenige Leute mit mehr Einblick in die Situation noch auf den letzten Metern das Schicksal herumreißen wollten, in dem neue Händler im Schnellschussverfahren unter Vertrag genommen worden sind bzw. auf Veranstaltungen das Konzept weiter beworben worden ist.

Nun hoffe ich mal, dass da demnächst offizielle Infos für Händler und Bestandskunden kommen. Themen wie Ersatzteilversorgung usw. sind ja nun nicht ganz uninteressant, ich wollte das Bike eigentlich noch 5 bis 8 Jahre fahren.

Nachtrag: Kontaktformular usw. sind auf der Webseite ebenfalls "tot" und deaktiviert. Entsprechende Links laufen ins Leere.
Zuletzt geändert von STW am Di 12. Dez 2023, 09:03, insgesamt 1-mal geändert.
RGNT V2 ab 01/23 > 13000km
NIU NGT ab 06/20 Km-Stand > 36000km, nach Unfall verkauft in 5/23
Niu NPro seit 09/19 Km-Stand > 8000km - Verkauft in 10/22
Ahamani Swap Bj 2007 - 2.4KW - Vario - Km-Stand > 27.000km - 40AH Thundersky ab 11/08 - CALB 70AH seit 10/11 -Verschrottung 09/19

Benutzeravatar
Gearsen
Beiträge: 260
Registriert: Mi 16. Aug 2023, 12:56
Roller: SuperSOCO TC (BJ 2019)
PLZ: 22xxx
Kontaktdaten:

Re: RGNT Konkurs

Beitrag von Gearsen »

E-Bik Andi hat geschrieben:
Mo 11. Dez 2023, 17:27
Gearsen hat geschrieben:
Mo 11. Dez 2023, 17:02
Ach, ja hervorragend. Und weil es jetzt bei 10 von 365 Tagen "unwirtschaftlich" ist, lohnt sich das nicht? Warum hast du das Ganze denn gebaut? Proof of Concept? Und welcher E-Mobilist holt sich nach einem E-Auto wieder einen Verbrenner? Kenne keinen.
Ohne "fossile Energie" wäre meine Hütte fast unbeheizt für gut 10-20 Tage gewesen- völliges NoGo.
Kannst Du Dir vorstellen, dass Menschen der Sound ihres Porsches/Ferraris oder das Fahrverhalten Spaß macht? Fehlt beim E-Antrieb leider. Und wenn man dann zwanglsläufig an Ladestationen stehen muss will auch nicht jeder.
Du redest von "E-Mobilist"...die Leute haben es probiert und für sich als nicht passend erlebt. Ist doch jedem frei gestellt, was er bevorzugt :roll:
Sorry, muss da nochmal nachfassen...
Für sowas gibt es elektrische Heizwendeln für den Warmwasserbereiter. Man muss keine Öl- oder Gasheizung nebenbei betreiben.
Ja, ist dann teuer als der Öl- oder Gaspreis derzeit noch, aber das ist der Weg bei Wärmepumpen. ;-)

Von 1000 neuen E-FahrerInnen werden vielleicht 3 schwach und kaufen wieder einen Verbrenner, weil das mediengesteuerte Umfeld (die Clique) sie dazu zwingt. Aber nicht weil elektrisch fahren schlechter ist. Kann mir keiner erzählen.


gerne btt
07.2018-01.2023: Segway Ninebot One E+ 320Wh (RIP)
11.2018-05.2022: Hyundai Kona 64kWh Premium Dark-Knight
09.2019-03.2021: The Urban #HMBRG V3 StVO 374Wh
08.2020: SuperSoco TC 3,6kWh (2x 60V 30Ah Batterie)
05.2022: Hyundai IONIQ5 72,6kWh AWD Uniq Relax Solar 20" Atlas White Innen schwarz

STW
Beiträge: 7757
Registriert: So 22. Feb 2009, 11:31
Roller: RGNT Classic NO. 1 SEL
PLZ: 14***
Wohnort: bei Berlin
Kontaktdaten:

Re: RGNT Konkurs

Beitrag von STW »

Ich habe dann mal heute an hello@... gemailt und ein paar Fragen abgeworfen, insbesondere wie es jetzt mit Ersatzteilversorgungen usw. aussieht, wie lange die Onlinedienste noch laufen, ob noch Bugs in der Firmware gefixt werden, Servicehandbücher für Kunden usw.. Insbesondere habe ich natürich die nicht vorhandene Kommunikation gegenüber den Kunden beklagt.

Ich habe tatsächlich eine Antwort bekommen, recht allgemein, konkret also nichts beantwortet, aber immerhin, und bekam die Mail beigefügt, die an alle Partner gegangen sein soll, und er als Absender (ist einer der bekannteren Namen von RFNT) habe auch nicht mehr Informationen als ich (oh je ...).

Kurzform: das weitere Schicksal von RGNT liegt in den Händen des Insolvenztreuhänders (wie in DE wohl auch üblich). Dieser prüft gerade die Möglichkeiten der Weiterführung der Geschäfte.
RGNT hatte einen "klaren" Plan innerhalb von 18 - 24 Monaten einen positiven Cashflow zu erzielen (es folgt Selbstbeweihräuchung mit dem, was man erreicht hat - technisch und qualitativ stimme ich dem durchaus zu, nur muss man das Produkt auch verkaufen). Parallel habe man viel Arbeit / Aufwand in eine neue innovative und einzigartige mobile Plattform gesteckt (aha ...).
Allerdings hat man nicht genug Wagniskapital einsammeln können, um damit die nächste Zeit zu überbrücken. Dazu kam dann weniger Nachfrage als erwartet (das halte ich für das Hauptproblem - wieso sollte jemand Geld in eine Firma investieren, die nicht genug verkauft), globale Einflüsse, hohe Zinsen, Inflation, ... (gut, das kennen wir aus anderen Unternehmenspleiten, wenn schon bei uns Traditionswürstchenhersteller dicht machen müssen, warum sollte es anderen besser gehen).
Und es werde natürlich mit dem Insolvenztreuhändler geprüft, ob und wie das Geschäft fortgeführt werden kann und über die Ergebnisse werde informiert usw. usf..

Ich bin dann noch in das LinkedIn-Profil vom Absender gegangen (Sales Manager), der auch vor noch ca. 3 Wochen Distributoren als auch Partner bzw. Kunden für die Softwareplattform suchte, die sollte wohl auch als SaaS (Software as a Service für die Nicht-ITler, also eine fertige Kommunikationsinfrastruktur mit Servern und Diensten für Zweiräder) angeboten werden. Das Business-Modell sah m.E. also die Fahrzeuge selbst als auch eine Softwareplattform als zweites Standbein vor. Nun ist die Softwareplattform ja noch nicht so lange fertig, könnte aber durchaus interessant sein für andere Unternehmen, die sich strategisch in diese Richtung bewegen wollen (oder müssen). Das passt auch zu den recht vielen Auftritten von RGNT-Mitarbeitern bei einschlägigen Messen, die sich mit dem Thema Connectivity / Transportation und entsprechende Fahrzeugausstattungen beschäftigten.

Nur muss man den Tatsachen ins Auge sehen: es läuft weltweit nicht gut für den Absatz von E-Fahrzeugen. Ob es die größte Not anderer Hersteller von E-Fahrzeugen ist, jetzt eine Cloudplattform haben zu müssen, glaube ich nicht.

Nun könnte man darüber diskutieren oder streiten, ob das Moped im Laufe der Jahre firmenintern vermehrt "nur" als Technologieträger und Highend-Vorführer für die Softwarelösung abqualifiziert wurde, oder ob es das wesentliche finanzielle Standbein mit dem Nebeneffekt einer dabei entstehenden vermarktbaren Softwareplattform sein sollte. Die 800 angepeilten Verkäufe hätten wohl durchaus für die notwendige finanzielle Entspannung gesorgt und weitere Zeitfenster für Vermarktungen gebracht.

Denkbar wäre daher m.E. auch durchaus eine Zerschlagung des Unternehmens in zwei Teile, einmal "Hardware", also die Bikes, einmal "Software". Aber schauen wir mal, ob da noch was von wird, und ein Investor oder Hersteller auf die Software anspringt.
RGNT V2 ab 01/23 > 13000km
NIU NGT ab 06/20 Km-Stand > 36000km, nach Unfall verkauft in 5/23
Niu NPro seit 09/19 Km-Stand > 8000km - Verkauft in 10/22
Ahamani Swap Bj 2007 - 2.4KW - Vario - Km-Stand > 27.000km - 40AH Thundersky ab 11/08 - CALB 70AH seit 10/11 -Verschrottung 09/19

Benutzeravatar
E-Bik Andi
Beiträge: 1690
Registriert: Mo 3. Jul 2023, 13:32
Roller: EH Line Umbau, Econelo DTR
PLZ: 72
Kontaktdaten:

Re: RGNT Konkurs

Beitrag von E-Bik Andi »

STW hat geschrieben:
Di 12. Dez 2023, 16:19
Allerdings hat man nicht genug Wagniskapital einsammeln können, um damit die nächste Zeit zu überbrücken
Genau das ist die Krux, welche ich schon sagte: Kurz vor der Ziellinie wo das eigentliche Geschäft nach dem Invest los geht, fehlt das Kapital.
Wer sich in der BEV Autobranche bewegt kennt das Problem ja, welches Fisker auch gerade hat:
Ein wirklich geiles SUV auf die Beine gestellt, wo ich sage "wenn der in zwei Jahren noch auf dem Markt ist- nehme ich".
Der Aktienkurs dümpelt gerade nach den Meldungen auf 1,5-2 Euro herum.....auch zu überlegen, da jetzt einzusteigen mit Spielgeld ;)
Das war damals bei Tesla übrigens auch eine ganz knappe Nummer und jetzt ist das Unternehmen in der "Leaderposition".
Ich persönlich wünsche den Jungs, dass das Kapital kommt- dann wäre auch Luft über niedrigere VK-Preise und Stückzahlen schwarze Zahlen zu schreiben. Jetzt ist erstmal das ganze Invest in Entwicklung und Aufbau der Strukturen geflossen.
Early Adaptors haben schon immer für die ersten Modelle verhätnismäßig viel bezahlt, wenn man nach überstandener Durststrecke die Preisentwicklung sieht. Wichtig sind Stückzahlen für die Marktdurchdringung.
Liebe Grüße
Andi

Benutzeravatar
Schnabelwesen
Moderator
Beiträge: 1464
Registriert: So 14. Mär 2021, 22:18
Roller: E-Kuma Sun S / ATU Explorer E-Cruzer
PLZ: 2411
Wohnort: Kiel
Tätigkeit: Werkstatt für E-Roller und Artverwandte als
Kleinunternehmen tl-elekTiCK - ein Tick für Tricks
Kontaktdaten:

Re: RGNT Konkurs

Beitrag von Schnabelwesen »

Dank an @STW für die Recherche und die transparente zeitnahe Berichterstattung! Mir tut es leid für die Entwicklung der Elektromobilität, für STW und die anderen Kunden, für die Händler und für RGNT.
Wenn es weiter geht, müsste vielleicht Modellvielfalt auf der gleichen Plattform weiterhelfen. Das machen die großen Verbrennerhersteller auch so. Meine Crosstourer-Reiseenduro basiert wertgehend auf der Sport-VFR, ist aber ein ganz anderes Motorrad. Die VFR1200 hätte ich nicht gekauft. Ebenso bei RGNT: ein reines Retro-Classik-Bike würde ich nicht kaufen, obwohl ich es durchaus gelungen finde.
Vectrix war auch so ein ausgereiftes Gerät mit zunächst zu geringer Reichweite. Die Firma wurde mehrfach durch Aufkauf gerettet, bis sie endgültig insolvent ging. Ich hätte gedacht, dass der Markt heute weiter ist.
Die VX-1 finde ich auch nicht grade schön. Aber sie ist hochwertig und bietet eine Plattform für einen Roller, mit dem man weit über 300km am Stück schaffen sollte. Die Ausweitung des Aktionsradius' ist mir derzeit am wichtigsten, um irgendwann elektrisch reisen zu können. Dann geht die Honda auch weg.
Schöne Grüße, Bertolt
E-Kuma Sun-S 2022 - Scheibe, Topcase, Heidenau K58
ATU Explorer E-Cruzer 2019 - 2 Wechselakkus á 20A, Daly Smart-BMS
ATU Explorer E-Cruzer 2019 - 40Ah, Lingbo 72152HK5 mit Display, Scheibe, City Grip 2
Trinity Neptun - 2 Wechselakkus 20s10p, smartes BMS, LingBo 72202
Trinity Uranus 2015 - 28Ah LiIon (im Umbau)
Vectrix VX-1 von 2010 - LiIonNMC 36s 173Ah mit Daly Smart-BMS in Arbeit

Benutzeravatar
Motek
Beiträge: 244
Registriert: Do 2. Nov 2023, 17:16
Roller: Jupiter SL (Manfred)
PLZ: 04
Wohnort: Leipziger Umland
Kontaktdaten:

Re: RGNT Konkurs

Beitrag von Motek »

Ich hab grad auch mit den Zähnen geknirscht. Mir war heute die Frage durch den Kopf gegangen, in wie weit die chinesischen Hersteller (zB für die Plattform Efun/Bimie/Trinity) motiviert sind, für den europäischen Markt relevante Aspekte weiter zu entwickeln. Oder ob hier am Ende vll nur Dinge mit abfallen, die zufällig im Massenmarkt in China übrig bleiben.

Positiv ausgedrückt:ich drück RGNTdie Daumen, dass es weiter gehen kann.

Zum leichten Abdriften Richtung Offtopic:
Gearsen hat geschrieben:
Mo 11. Dez 2023, 22:46
E-Bik Andi hat geschrieben:
Mo 11. Dez 2023, 17:27
Gearsen hat geschrieben:
Mo 11. Dez 2023, 17:02
Ach, ja hervorragend. Und weil es jetzt bei 10 von 365 Tagen "unwirtschaftlich" ist, lohnt sich das nicht? Warum hast du das Ganze denn gebaut? Proof of Concept? Und welcher E-Mobilist holt sich nach einem E-Auto wieder einen Verbrenner? Kenne keinen.
Ohne "fossile Energie" wäre meine Hütte fast unbeheizt für gut 10-20 Tage gewesen- völliges NoGo.
Kannst Du Dir vorstellen, dass Menschen der Sound ihres Porsches/Ferraris oder das Fahrverhalten Spaß macht? Fehlt beim E-Antrieb leider. Und wenn man dann zwanglsläufig an Ladestationen stehen muss will auch nicht jeder.
Du redest von "E-Mobilist"...die Leute haben es probiert und für sich als nicht passend erlebt. Ist doch jedem frei gestellt, was er bevorzugt :roll:
Sorry, muss da nochmal nachfassen...
Für sowas gibt es elektrische Heizwendeln für den Warmwasserbereiter. Man muss keine Öl- oder Gasheizung nebenbei betreiben.
Ja, ist dann teuer als der Öl- oder Gaspreis derzeit noch, aber das ist der Weg bei Wärmepumpen. ;-)

Von 1000 neuen E-FahrerInnen werden vielleicht 3 schwach und kaufen wieder einen Verbrenner, weil das mediengesteuerte Umfeld (die Clique) sie dazu zwingt. Aber nicht weil elektrisch fahren schlechter ist. Kann mir keiner erzählen.


gerne btt
Da auch noch mein Senf dazu.
Thema welche Lösung für wen. Ich wollte für unser Wohnhaus auch gerne eine Wärmepumpenlösung. Nun ist das ein Fachwerk mit Kastenfenstern, Dielen, Parkett... Ergebnis der Überlegungen siehe Profilbild. Das funktioniert aber auch nur deswegen recht günstig, weil in meinem dörflichen Umfeld genug (minderwertiger) Brennholz-Bruch vorhanden ist und im familiären Umfeld der entsprechende Maschinenpark geteilt wird. Das ist im Detail im Beispiel nachhaltig weil nachwachsend und im Betrieb für mich weitgehend kostenfrei. [Die Anschaffung Holzvergaser war natürlich fett]. Keine Lösung für einen größeren Bevölkerungsanteil. Aber für den Einzelfall schon. Und meine Herren, zu Andis Beispiel: wenn die umweltgerechte Variante für ca 5% der Tage im Jahr durch eine -für sich gesehen- dreckige Variante gestützt wird, fällt das für mich unter irrelevant.

Deswegen funktioniert das Beispiel trotzdem für solche verrückten Menschen wie mich oder Berthold. Alltag per E, für die wenigen Touren im Jahr hat man noch den alten Verbrenner, das Rumsteherchen. Nur spiegeln wir nicht die Durchschnittsbevölkerung: bis das in der Masse ankommt, welche Vorteile ein E-Fahrzeug bringen kann, dauert es eben noch. Und solange die Grundprobleme noch keinen Durchbruch hatten (Reichweite-Ladezeiten-Neupreise), bleiben leider noch einige Hersteller und Händler in der Durststrecke.

Ich glaube schon, dass RGNT eine brauchbare Nische gefunden hatten- das Design mit dem Qualitätsanspruch passt zur finanziellen Situation der Zielgruppe. Deswegen drücke ich dem Projekt auch die Daumen, vll finden die eine Lösung in der Insolvenzzeit.
Jupiter SL zum Pendeln
Tourer: Yamaha BT1100 Bulldog (Verbrenner)
nie wieder Kette :twisted:

STW
Beiträge: 7757
Registriert: So 22. Feb 2009, 11:31
Roller: RGNT Classic NO. 1 SEL
PLZ: 14***
Wohnort: bei Berlin
Kontaktdaten:

Re: RGNT Konkurs

Beitrag von STW »

Schnabelwesen hat geschrieben:
Di 12. Dez 2023, 22:36
...
Wenn es weiter geht, müsste vielleicht Modellvielfalt auf der gleichen Plattform weiterhelfen. Das machen die großen Verbrennerhersteller auch so. ...
Das ging mir auch noch gestern Abend durch den Kopf. Eine Reihe der verbauten elektronischen Komponenten finden wir ja auch in anderen Bikes, Controller, Ladegerät, die DC/DC-Konverter, ..., alles marktübliches Zeugs, hier bei RGNT alles vernetzt und über das Developermenü erreichbar, also schon mit Onboard-Diagnose bis hin zur Auswuchtung des Hinterrades, was bei anderen Bikes (Zero ?) teilweise einen externen Computer erfordert. Eine Plattform hätte man also, die auch noch modular um CAN-Busfähige Komponenten erweitert werden könnte. Ob es dann ein 100V- oder 200V-Akku wird, Naked Bike oder Retro: egal, das Basissystem wäre vorhanden, und herstellerübergreifend verwendbar.

Nun kochen aber die Chinesen eigene Süppchen (z.B. NIU mit der eigenen Cloud), scheiden also m.E. aus. Ich glaube auch nicht, dass die sich von anderen Zulieferern abhängig machen wollen, insbesondere nicht in den hochpreisigeren Segmenten. Da jedoch zeitweise (?) nach meiner Erinnerung eine der früheren (?) Führungskräfte bei RGNT vorher bei Volvo (?) war, bieten sich da aber auch noch andere Gedankenspiele an wie Erweiterung des chinesisch/schwedischen PKW-Portfolios um passende Zweiräder.

Andere Hersteller wie Zero oder BMW haben erstmal fertig entwickelte Fahrzeuge. Da wäre wohl erst für die übernächste Generation der jeweiligen Fahrzeuge die Überlegung, ob man auf eine entsprechende Plattform und Mitnutzung setzt. Die HERE-Plattform kommt ja auch schon bei einigen deutschen Automobilbauern zum Einsatz, da gäbe es Synergiemöglichkeiten, und besser wäre es natürlich auch, wenn man in Europa eine eigene Softwareplattform hat, um sich gegenüber den Chinesen abzugrenzen. Es ist schon schlimm genug, das Volvo aufgekauft worden ist und trotzdem noch brauchbare Autos produziert (häßlich sind sie ja, ich vermisse die 700er und 200er - Serie schon).

Die Japaner zeigen uns gerade bei elektrischen Mopeds den Mittelfinger ("wir haben was, ist aber für Euch nicht brauchbar") und liefern nichts brauchbares, haben aber wohl auch nichts außer Sharingplattformen im Hinterkopf.

Dann bleiben noch aufstrebende Unternehmen wie Royal Enfield oder HD / Livewire-Nachfolger, oder die ein oder andere Kleinmanufaktur in Europa von elektrischen Zweirädern (es gibt ja doch ein paar mit klassischen Bikes) schließt sich an. Royal Enfield will und tw. muss ja nun den E-Fahrzeugmarkt beackern, eigentlich primär in Indien, aber eine europataugliche Plattform hätte schon was, zumal ja auch ein anderes indisches Unternehmen die Kumpan-Reste erworben hat und jetzt eigentlich in der nächsten Zeit auf den Markt mit einem Produkt müßte, und ein anderes indisches Zweiradunternehmen mit dem österreichischem Akkuzulieferer von RGNT kooperiert.

Demnach gäbe es durchaus Beteiligungspotential sowohl für die Hardware als auch die Software, entweder in getrennten Unternehmen, oder als Komplettübernahme. Die Frage ist halt, ob einer der potentiellen Interessenten gewillt ist, hier strategisch zu investieren auf die Gefahr hin, dass sich die Investition erst in ein paar Jahren auszahlt.
Gegenwärtig ist ja wohl der Zustand, dass keiner der bisherigen Investoren dem schlechten Geld jetzt gutes Geld hinterherwerfen möchte.

----------- Exkurs 1 ------------------
Eine mir fast unbekannte Größe sind die bisherigen Kapitalgeber, Mehrheitsverhältnisse und Interessenlagen (trotz jetzt 3 Stunden Recherche), da gibt es einmal die Nefco (Nordic Green Bank, eine anscheinend mehr oder minder staatliche Bank von fünf skandinavischen Ländern), Grannenfelt Finance (haben entweder selbst investiert oder bei der Beschaffung weiterer Investoren geholfen), und insgesamt laut öffentlichen Quellen gab es wohl vier Finanzierungsrunden, allerdings finde ich dazu nicht die Investoren (gibt es wohl auf registrierungspflichtigen Webseiten zu sehen).
Ein Privatinvestor (?) ist möglicherweise Richard Hadida (macht auch in Yachten, bei Evolution Gaming ist er auch beteiligt). Eventuell auch Holta Invest / exilenorwegian, dafür gibt es nur Indizien, aber keine belastbaren Informationen. Dann scheint auch noch brandclubinvest mitgemischt zu haben, ein gewisser "Angel Investor" namens Viktor Nyblom (nyhamninvest), anfangs ggf. Qamcom und Evolve (wahrscheinlich haben die die Software der 1.5er-Version entwickelt, und ggf. haben die auch Geld reingetragen, das sehe ich aber nirgendwo bestätigt. Die Entwicklung der SE fand ohne diese Truppe statt, da wollte wohl jemand die Software professioneller aufsetzen).
Die Eigentümer haben wohl auch Geld mit reingebuttert, wobei der eigentliche Gründer Jonathan Åström (Angel Investor) um den letzten Jahreswechsel herum ausgestiegen ist und sich seine Anteile hat auszahlen lassen (es würde mich nicht wundern, wenn er mit mehr Geld da rausgegangen ist als er ursprünglich eingebracht hat ...).
Wer von den erwähnten jetzt noch finanziell wie drinsteckt oder vielleicht wieder rechtzeitig (?) ausgestiegen ist - keine Ahnung.
Wenn ich alle bisherigen Infos richtig deute, sind wohl auch nur Investitionen verbrannt, aber nicht noch irgendwo großartig Schulden offen. Also: geistiges Eigentum in Form von Software ist da (Wert schwer bemessbar, hängt vom Investorenmarkt ab), Hardware in Form fertiger Maschinen als auch Einzelteile (das wird nicht viel Wert sein, der Wert steckt im Gesamtprodukt und nicht in den zusammengebauten Einzelteilen), ein potentiell guter Mitarbeiterstamm, der jedoch nur solange wertvoll ist, wie die Leute nicht woanders untergekommen sind.
Da hat also der Insolvenzverwalter erstmal was zu tun - ich könnte mir vorstellen, dass es bei den stimmberechtigten Investoren durchaus unterschiedliche Interessenlagen gibt, was die Zukunft angeht, und ein zusätzlicher Investor / Anteilskäufer wird natürlich auch seine Wünsche durchdrücken wollen.
Da ist es vielleicht nicht ganz verkehrt den "Restwert" durch Konkurs auf Null zu setzen und die Reste zu versteigern, damit bekommt man alle bisherigen Investoren raus, und ein neuer Eigentümer kann frisch und unbelastet anfangen. Das ist billiger als Anteile auszahlen oder bisherigen Teilhabern immer mal wieder eine Ertragsprovision zu überweisen.

------------ Exkurs 2 --------------------
Fertige Motorräder als auch Einzelteile für insgesamt wahrscheinlich 650 Maschinen sollten vorhanden und bezahlt sein (so verstehe ich die bisherigen Aussagen). Der Absatzmarkt liegt gegenwärtig bei ca. 150 Maschinen jährlich. Damit könnte also mit 2 Mitarbeitern über 4 Jahre jede Woche 3 Maschinen produziert und verkauft werden. Klingt nett, ist es aber nicht, denn:
- Lagerhaltungskosten dürften bei der Menge recht hoch sein, ein flexibles runterskalierbares Lager wird benötigt
- Akkus sind nur begrenzt haltbar, werden also nicht 2 - 4 Jahre herumstehen können, müssen regelmäßig geprüft werden und defekte Akkus als potentielle Brandauslöser entsorgt werden
- Elektronikkomponenten altern und sterben ab, tw. gerade durch das sinnlose rumliegen
- Software, Server, Kommunikationskosten müssen eingepreist werden (Größenordnung ungewiss)
- die Umzugskosten mitsamt Montagestraße dürften enorm sein
- die Logistik für Versand, Ersatzteilservice, Gewährleistungsfälle und ggf. Zukauf noch fehlender Teile muss vorgehalten werden
=> wenn sich niemand findet, der eine bessere Vermarktungschance sieht (300 - 400 Minimum im Jahr) und der die Produktion vor Ort übernehmen will, dann muss der Bestand zügig verramscht werden.
=> oder ein Investor eine Mischkalkulation sieht, Hardware als Technologieträger, Software als einträgliches Geschäft in möglicherweise erst einigen Jahren

Das ist schon alles irgendwie eine bescheidene Situation.
RGNT V2 ab 01/23 > 13000km
NIU NGT ab 06/20 Km-Stand > 36000km, nach Unfall verkauft in 5/23
Niu NPro seit 09/19 Km-Stand > 8000km - Verkauft in 10/22
Ahamani Swap Bj 2007 - 2.4KW - Vario - Km-Stand > 27.000km - 40AH Thundersky ab 11/08 - CALB 70AH seit 10/11 -Verschrottung 09/19

Benutzeravatar
E-Bik Andi
Beiträge: 1690
Registriert: Mo 3. Jul 2023, 13:32
Roller: EH Line Umbau, Econelo DTR
PLZ: 72
Kontaktdaten:

Re: RGNT Konkurs

Beitrag von E-Bik Andi »

Ja @STW, ist wirklich eine bescheidene Situation. Und was wir hier alle noch nicht auf dem Schirm hatten ist die Tatsache, dass nicht nur die deutschen Hersteller mit extrem hohen Fertigungskosten zu kämpfen haben, sondern auch die Käuferschicht durch Inflation, unsichere Joblage für die Zukunft etc. wegbricht.
Der Trend geht in Richtung "Geld zusammenhalten" und abwarten ob es finanziell auch wieder längerfristig halbwegs sicher wird.
Vieles tritt jetzt gerade genau zur falschen Zeit ein, wo wir eigentlich einen technischen Paradigmenwechsel haben.
Vor 10 Jahren hätte das alles funktioniert- momentan ist die wirtschaftliche und politische Zukunft ungewiss auf beiden Seiten.
Liebe Grüße
Andi

sauseschritt
Beiträge: 272
Registriert: Mi 24. Jun 2020, 15:23
Roller: Super Soco TC Max
PLZ: 53721
Kontaktdaten:

Re: RGNT Konkurs

Beitrag von sauseschritt »

Sehe ich anders. Es ist die komplett verfehlte Subventionspolitik in Deutschland. Man hat unfassbare Summen in die Hand genommen, um E-Autos (für Reiche), PV-Anlagen (für Reiche Eigenheim-Besitzer) zu fördern, anstatt über die Mobilität der Zukunft nachzudenken. Nicht der 2,5t e-SUV (am besten noch mit 2 Auspuffrohren, da Hybrid) ist die Zukunft, sondern sinnvolle, leichte Fahrzeuge für Pendler und den Alltags-Gebrauch. Aber so erntet man, was man gesät hat: 2-3 Jahre top Gewinne der Automobil-Branche, die dann als Dividende an die Aktionäre abfließen und die innovativen Ideen wie etwa eine robuste europäische e-Mobil-Plattform gehen dann bankrott, bevor sie eine Chance hatten, am Markt zu bestehen. Und in 1-2 Jahren zuckt dann der Verkehrsminister wieder mit den Achseln, weil er sein SEktor-Ziel für CO2-Reduktion verfehlt- und wir darauf angewiesen sind, e-Roller aus China zu kaufen, weil es schlicht nichts anderes gibt. Fakt ist doch: die Preisobergrenze für e-Roller/Motorräder ist auch mit China-Gefährten schon am oberen Limit, wenn es was alltagstaugliches sein soll. Wer soll sich denn eine RGNT leisten können, damit die halbwegs Stückzahlen macht? Das geht nur mit massiven Anschub-Subventionen.

Benutzeravatar
E-Bik Andi
Beiträge: 1690
Registriert: Mo 3. Jul 2023, 13:32
Roller: EH Line Umbau, Econelo DTR
PLZ: 72
Kontaktdaten:

Re: RGNT Konkurs

Beitrag von E-Bik Andi »

Da bin ich absolut bei Dir! Aber Wirtschaft funktioniert eben nur so. Erst werden hochpreisige Modelle entwickelt da man damit eine akzeptable Marge hat. Die Volumenmodelle können erst dann kommen, wenn sich das Invest bezahlt gemacht hat.
Auch die Wahrnehmung hat sich total verschoben wenn man die Preise der Autos betrachtet. 40.000 Euro gelten als "günstige Einsteigerklasse für die Masse". *Hüstel* wie lange braucht Max Mustermann Normalverdiener, um 40.000 Euro auf der hohen Kante zu haben?
Darum leasen heute die Leute und begeben sich damit in eine extreme Abhängigkeit- völllig irre.
Liebe Grüße
Andi

Antworten

Zurück zu „RGNT (Regent)“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste