Wechsel Getriebeöl 3-Rad Kabinenroller

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AndyAndy
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Wechsel Getriebeöl 3-Rad Kabinenroller

Beitrag von AndyAndy »

Diesmal ausnahmsweise keine Frage, sondern umgekehrt eine Info.

Das Thema Getriebeölwechsel bei Kabinenrollern nach 2000km, wie es im Fahrzeughandbuch steht, wurde schon hier und da thematisiert, und ich möchte über meine Erfahrungen berichten.

Wenn man wie in meinem Fall keinen spezialisierten Händler mit Service in der Nähe hat, besteht eine riesengroße Herausforderung erst mal darin, eine Werkstatt zu finden, die sich bereit erklärt, bei unseren Fahrzeugen die Hand anzulegen, dies aus 2 Gründen:
- So ein 3-Rad lässt sich nur umständlich aufbocken, weil nicht für eine Hebebühne geeignet (wg. Plastikverkleidung im vorderen Bereich)
- Man will sich nicht mit Elektromotoren beschäftigen

Ich habe etwa 20 freie Werkstätten aufgesucht und wurde überall abgelehnt, auch bei Motorrad- und E-Roller-Spezialisten. Erst ein Tipp in einer städtischen Online-Community führte zum Erfolg: bei einer Werkstatt gibt es einen Meister mit der "Can Do" Mentalität. Hingefahren und in der Tat meinte der Mann, ohne sich das Fahrzeug genau anzusehen, dass es noch nie etwas gab, was er nicht konnte.

Später beim Termin hat er es bereut, weil er irrtümlich angenommen hat, dass es ein Benziner ist. Außerdem meinte er, dass bei so einem Motor kein Öl drin ist, geschweige denn gewechselt werden soll. Ich haben ihn jedoch überredet und ein Video gezeigt, wo jemand bei einem baugleichen (bloß 4-rädrigen) Fahrzeug das Getriebeöl wechselt:

https://www.youtube.com/watch?v=2gvmd2icoFU

Also ist der Meister unters Fahrzeug gekrochen - ohne es aufzubocken, er meinte, er komme auch so gut dran - um festzustellen, dass der Motor bei meinem Kabinenroller (eLizzy Premium, Hersteller LMI) ganz anders ist als im o.g. Video:

motor-ventile.jpg

Man konnte jedoch die Ventile finden und das alte Öl ablassen. Es kamen nur ca. 200 ml raus, vermischt mit irendeinem Zusatz, wie der Meister an der Farbe erkennen konnte. Er meinte, das Ventil sei suboptimal platziert. Daraufhin habe ich ihm gesagt, dass man u.U. mehr rausbekommt, wenn man das Fahrzeug etwas nach hinten kippen würde (habe ich in diesem Forum gelesen, zwar bezogen auf andere Kabinenrollerausführungen). Also hat er einen einfachen Wagenheber geholt und ich bin mit dem Vorderrad draufgefahren. Danach kamen noch etwa 100ml raus.

Bei dieser Sachlage meinte er, dass man da nie 1 Liter reinpumpen sollte, er würde 500 ml empfehlen. Ich war mit allem einverstanden, Hauptsache neues Öl :) Das Einlassloch war so klein, da musste er noch einen extra Schlauch suchen. Den Vorgang habe ich gefilmt und teile ihn mit euch:

https://www.youtube.com/watch?v=dWdiNzZMMLc

Mit diesem Wissen kann man es selber machen. Man braucht aber 2 Mann, wegen Anheben.
Is bloß unklar, ob der Wechsel nach weiteren 2000km wieder notwendig ist oder nicht mehr.
Wenn bei 4000km wieder das Schlüsselsymbol im Display erscheinen wird, dann schon.

Mir wurde auch empfohlen, alle 4 Jahre die Bremsflüssigkeit zu erneuern.

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didithekid
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Re: Wechsel Getriebeöl 3-Rad Kabinenroller

Beitrag von didithekid »

Hallo AndyAndy,

Danke für den Bericht.
Bekommt man denn nach der Arbeit die "Schlüsselanzeige im Display" zurückgestellt?

So eine Wartungsvorschrift: "Getriebeöl alle 2.000 km" Wechseln", soll sicherstellen, dass auch das billigste Getriebeöl dieser Öl-Klasse, das ständige zwischen die Zahnräder gequescht werden, ausreichend viskos übersteht, aber auch Metallabrieb von den Zahnrädern mit dem Öl-Wechsel aus den Getriebe entfernt wird. Nun tauscht man aber hierzulande oft gegen gutes Öl, dass in einem BMW-Motorrad z. B. mehere 10.000 km im Getriebe bleiben kann. Diese Gertriebe haben dann i. d. R. eine Magnetische Öl-Ablass-Schraube, die die Stahlspäne aus dem Öl herausfängt. Ob hier beim Kabinenroller nach den ersten Öl-Wechseln noch viele Metallspäne das Öl "belasten", kann man vielleicht testen, wenn man mit einem Magneten durch das abgelassene Altöl geht (Metallischer "Schleim" am Magnet angelagert). Die Stahlqualität der China-Zahnräder kann gut oder auch schlecht sein. Wenn da im folgenden 2.000km-Intervall kaum mehr was Metallisches zu finden wäre, mag eine deutliche Intervallverlängerung angemessen sein. Eine passene Ablass-Schraube mit Magnet zu finden, klappt vielleicht auch.

PS: zum Thema "Bremsflüssigkeitswechsel:
In der DOT4-Bremflüssigkeit (auf Glykolbasis) reichert sich über die Jahre der Anteil Feuchtigkeit/Wasser an, was den Siedepunkt herrabsetzt und bei zu langem Wartungsstau und einmal heißgebremster Bremsanlage, dann zu Dampfblasenbildung und Bremsausfall führen kann. Beim Motorrad oder Auto ist daher meist ein zweijähriges Wechelintervall (oder noch kürzer) im Wartungsplan. Wenn es nicht so heiß hergeht, kann das Wasser in der Flüssigkeit langfristig aber auch zu Korrosionsschäden führen. Die hier vom Werkstattmeister genannte Empfehlung, spätestens nach vier Jahren gegen neue Flüssigkeit zu wechseln, ist dann für ein 45km/h-Fahrzeug zu sehen, bei dem (zumindest, wenn es nicht im Hochgebirge unterwegs ist) die Bremsen eher nicht so heißlaufen werden. Wann möchte ja trotzdem nicht, dass irgendwann Rostpartickel im System, die Bremsfunktion einschränken.
Viele Elektrofahrzeugbesitzer fahren ja selten in eine Werkstatt, solange das Fahrzeug gut funktioniert, Die Bremsen sind aber ähnlich, wie beim Benzinfahrzeug und benötigen doch ab und zu Wartung.

Viele Grüße
Didi
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AndyAndy
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Re: Wechsel Getriebeöl 3-Rad Kabinenroller

Beitrag von AndyAndy »

didithekid hat geschrieben:
Mi 15. Okt 2025, 05:28
Bekommt man denn nach der Arbeit die "Schlüsselanzeige im Display" zurückgestellt?
Das geht unabhängig von der Arbeit :) Wie ich bereits in einem anderen Thread geschrieben habe: die Hinterradbremse 10x schnell ziehen und lösen, dabei darauf achten, dass im Display die D/P Anzeige hin und her wechselt. Klappt aber nicht bei allen, hängt wohl von der Software ab.
didithekid hat geschrieben:
Mi 15. Okt 2025, 05:28
So eine Wartungsvorschrift: "Getriebeöl alle 2.000 km" Wechseln", soll sicherstellen, dass auch das billigste Getriebeöl dieser Öl-Klasse, das ständige zwischen die Zahnräder gequescht werden, ausreichend viskos übersteht, aber auch Metallabrieb von den Zahnrädern mit dem Öl-Wechsel aus den Getriebe entfernt wird. Nun tauscht man aber hierzulande oft gegen gutes Öl, dass in einem BMW-Motorrad z. B. mehere 10.000 km im Getriebe bleiben kann. Diese Gertriebe haben dann i. d. R. eine Magnetische Öl-Ablass-Schraube, die die Stahlspäne aus dem Öl herausfängt. Ob hier beim Kabinenroller nach den ersten Öl-Wechseln noch viele Metallspäne das Öl "belasten", kann man vielleicht testen, wenn man mit einem Magneten durch das abgelassene Altöl geht (Metallischer "Schleim" am Magnet angelagert). Die Stahlqualität der China-Zahnräder kann gut oder auch schlecht sein. Wenn da im folgenden 2.000km-Intervall kaum mehr was Metallisches zu finden wäre, mag eine deutliche Intervallverlängerung angemessen sein. Eine passene Ablass-Schraube mit Magnet zu finden, klappt vielleicht auch.
Interessant. Vielleicht war es auch kein Zusatz im abgelassenen Öl (die Farbe war etwas metallisch), sondern die Metallreste...
Eine Ablass-Schraube mit Magnet, hm, muss ich mir überlegen.
didithekid hat geschrieben:
Mi 15. Okt 2025, 05:28
PS: zum Thema "Bremsflüssigkeitswechsel:
In der DOT4-Bremflüssigkeit (auf Glykolbasis) reichert sich über die Jahre der Anteil Feuchtigkeit/Wasser an, was den Siedepunkt herrabsetzt und bei zu langem Wartungsstau und einmal heißgebremster Bremsanlage, dann zu Dampfblasenbildung und Bremsausfall führen kann. Beim Motorrad oder Auto ist daher meist ein zweijähriges Wechelintervall (oder noch kürzer) im Wartungsplan. Wenn es nicht so heiß hergeht, kann das Wasser in der Flüssigkeit langfristig aber auch zu Korrosionsschäden führen. Die hier vom Werkstattmeister genannte Empfehlung, spätestens nach vier Jahren gegen neue Flüssigkeit zu wechseln, ist dann für ein 45km/h-Fahrzeug zu sehen, bei dem (zumindest, wenn es nicht im Hochgebirge unterwegs ist) die Bremsen eher nicht so heißlaufen werden. Wann möchte ja trotzdem nicht, dass irgendwann Rostpartickel im System, die Bremsfunktion einschränken.
Im Handbuch meines Kabros steht: "Bremsflüssigkeitswechsel nach 24 Monaten". Mein Fahrzeug ist fast 4 Jahre alt, ist aber nur ca 3200km gefahren. Deshalb und anhand des Zustands der Bremsbeläge meinte der Kfz-Meister, dass es auch bis zum nächsten Jahr warten kann.

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Falcon
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Re: Wechsel Getriebeöl 3-Rad Kabinenroller

Beitrag von Falcon »

AndyAndy hat geschrieben:
Mi 15. Okt 2025, 19:06
nteressant. Vielleicht war es auch kein Zusatz im abgelassenen Öl (die Farbe war etwas metallisch), sondern die Metallreste...
Eine Ablass-Schraube mit Magnet, hm, muss ich mir überlegen.
ich würde da nicht lange überlegen, einfach machen.
der abrieb, sollte es einer sein, hätte der meister gleich erkannt.
abrieb geht überall hin, in die rollen, die lager, etc. und beschleunigt den zerfall.....kein gutes material, ST 37 oder sowas :P
AndyAndy hat geschrieben:
Mi 15. Okt 2025, 19:06
Im Handbuch meines Kabros steht: "Bremsflüssigkeitswechsel nach 24 Monaten". Mein Fahrzeug ist fast 4 Jahre alt, ist aber nur ca 3200km gefahren. Deshalb und anhand des Zustands der Bremsbeläge meinte der Kfz-Meister, dass es auch bis zum nächsten Jahr warten kann.
das ist eine absicherung der hersteller.
in der regel ist das ein geschlossener kreislauf, die flüssigkeit senkt sich, bei neuen belägen ist sie wieder voll.
in der regel reicht eine sichtprüfung, ansonsten gibt es elektrische tester die man im zweifel dazu nimmt.
meine flüssigkeiten sind seit über 10 jahre im krad drin, sehen noch aus wie am einfülltag (gutes dichtes system.
ist aber ermessensfrage, meister fragen.

vg
Ich bin hier nur die Signatur.

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