Erfahrungsbericht und Fahrbericht Maximilian 2
Nach jetzt drei Wochen kann ich mir einen ersten Eindruck vom Maximilian verschaffen. Hier fasse ich einmal zusammen, was mir bis jetzt aufgefallen ist.
Als ich den gebrauchten Max abholte, wackelte der Lenker etwas in Fahrtrichtung und ich wurde direkt an den Revoluzzer erinnert. Zunächst überprüfte ich die Einstellung des Lenkkopflagers, diese war in Ordnung. Die Bewegung entsteht im Gelenk mit dem Schnellverschluß, zum Einklappen der Lenkstange und ist leider fertigungsbedingt. Es reichen hier sehr kleine Toleranzabweichungen aus, um oben am Lenker 1 bis 2 mm Bewegung zu haben. Durch den langen Weg vom Gelenk zum Lenker, reichen für dieses obere Spiel schon 1/10 - 2/10 mm Spiel unten im Gelenk. Abhilfe kann man schaffen, indem man selbstklebendes Moosgummi in das Gelenk einklebt. Dieses wirkt wie eine Feder und der Lenker ist jetzt wieder fest.
Die Gabel taucht beim Bremsen etwas ruppelig ein und nicht fließend, wie man es etwa vom Motorrad gewohnt ist. Dies mag daran liegen, daß die Gabel recht einfach konstruiert ist und nicht hydraulisch, sondern rein mit Federdruck arbeitet. Selbst wenn am unteren Ende der Gabelholme eine Art von Führungsringen verbaut sein sollten, können diese nicht für ein übergangsloses und gleichmäßiges Eintauchen sorgen, da die Rohre hierfür definitiv zu kurz sind und zu große Seitenkräfte wirken. Bei den auftretenden Kräften und den kurzen Eintauchwegen helfen nur noch Kugelkäfige. Diese dürften jedoch in der Preisklasse der Scooter nicht mehr drin sitzen. Also eine unangenehme Fahreigenschaft, mit der man sich beim Max wohl arrangieren und leben muß.
Die hintere Federung und die Lagerung der Schwinge arbeiten hingegen tadellos.
Die Sattelstütze wackelte bei Abholung des Rollers nicht unerheblich. Es machte zunächst den Eindruck, als sei das untere, am Fahrzeugrahmen befestigte Rohr, in daß die Sattelstütze eingeführt wird, ausgeschlagen. Nachdem ich die hintere Abdeckung über dem Rad demontierte, um es genau zu wissen, fand ich am geschlitzten Rohr, seitlich eine Einstellschraube. Hiermit kann man das äußere Rohr recht exakt im Durchmesser einstellen. Jetzt wackelt nichts mehr. Die Sattelstütze (unten eingefettet, damit kein Passungsrost entsteht) läßt sich jetzt spielfrei und sauber einschieben.
Der original Sattel ist nicht jedermanns Sache und so habe ich diesen auch gegen einen Chopper Sattel ersetzt. Ich habe einige Beiträge gelesen, wo die lange Sattelstütze einfach gekürzt wurde. Ich erachte diesen Weg für sehr fraglich, denn zum einen wird hierdurch auch der Stift, der ein Verdrehen der Stütze im äußeren Rohr verhindert, entfernt. Zum anderen ist von unten ein Verstärkungsblech in das Rohr eingeschweißt und auch dieses ist nach dem Absägen nicht mehr vorhanden.
Der hintere Gepäckträger (Paula Zubehör) ist ordentlich verarbeitet und recht stabil.
Die Lenkerschalter, Griffgummis und Gasgriff, machen einen wertigen Eindruck. Die Kabel und Bremszüge sind sehr ordentlich verlegt. Der Spiegel ist unterhalb der Lenkstange montiert und das machr für all jene Sinn, die den Roller häufig für den Transport zusammen klappen. Wer den Roller niemals klein machen muß, ist besser bedient, wenn der Spiegel oberhalb der Lenkstange motiert wird. Dies ermöglich bestimmt eine bessere Sicht nach hinten, ohne den Kopf bei jedem Blick in den Spiegel, Richtung Süden neigen zu müssen.
Die Bremsen sind sehr zufriedenstellend. Es sind die orange farbigen Artek Bremssättel verbaut. Bremshebel, Bremszüge und Mechanik am Bremssattel arbeiten einwandfrei, ohne quietschen, ruckeln und ohne spürbar schlagende Bremsscheiben. Vorder- wie Hinterradbremse sind gut dosierbar und die Bremswirkung ist sehr gut. Nachbesserung, oder Austausch der Bremsanlage sind nicht erforderlich.
Der Spritzschutz an Vorder- und Hinterrad sind gut konstruiert, sodaß man auch bei Regen nicht von unten die Dusche abbekommt. Vorne ist die Plastikabdeckung jedoch auch nur mit einer kleinen Lasche an der Gabel montiert und das hätte man sicher besser machen können.
Die Hupe hat echt Power und ist für den Straßenverkehr geeignet. Für Campingplätze, oder Waldwege ist die Hupe keine Option die Freunde macht. Habe deshalb noch zusätzlich eine Fahrradklingel montiert.
Die Räder und die Bereifung sind schon recht klein dimensioniert, es gibt außer den original Paula Reifen auch keinen mir bekannten, der eine Straßenzulassung hätte. Vielleicht wißt ihr da mehr und posted es an dieser Stelle mit genauer Bezeichnung und Bezugsquelle. Für bessere Fahrergebnisse dürfte der Hinterreifen wenigstens breiter und der Vorderreifen größer im Durchmesser sein.
Der Batteriekasten ist recht massiv und gut verarbeitet. Ablauflöcher für Regenwasser sind so positioniert, daß sie ein Eindringen von Wasser, von vorne oder unten, nicht möglich machen. Der mitgelieferte TP Akku war schon etwas am Schwächeln und so habe ich mir in der Bucht einen Satz neue Blei-Akkus mit 15 Ah gegönnt. Mit meinen über 90kg haben diese gute 20 km Fahrstrecke durchgehalten. Habe mir eine Akkutasche in Österreich bestellt, die Akkus reingepackt und mit 4,0mm² Litze verkabelt. Ursprünglich
befand sich die 40A fliegende Sicherung am Kabelstrang der TP Batterie noch vor dem Stecker. Dies so zu belassen hätte zur Folge gehabt daß jedes Wechsel-Akkupack eine eigene fliegende Sicherung benötigt. Darum habe ich die fliegende Sicherung auf die andere Seite des Steckers verlegt, zwischen Controller und Stecker, der Fahrzeug seitig zum Akku geht.
Die hier vielseits besprochenen Stecker, welche es nur in Verbindung mit dem original Tante Paula Silizium Akkupack geben soll, sind einfache SAE Stecker. Man bekommt diese auf dem europäischen Markt, in der Tat, so gut wie nicht zu kaufen. Es handelt sich um ein in Nordamerika weit verbreitetes System und die Stecker bekommen vielleicht in Europa keine Zulassung, ich weiß es nicht. Jedenfalls sind die Kontakte der Stecker recht minderwertiger Bauart, da sie Kontaktprobleme und somit verschmorte Stecker
verursachen können und sogleich habe ich sie abgeschnitten und durch XT60 Stecker ersetzt. Diese kommen mit Stromstärken bis 60 Ampere zurecht und die Kontakte sind zum einen formschlüssig und zum anderen vergoldet. Hier können die Ströme ungehindert, ohne Wackelkontakt und demzufolge ohne Verschmorungen durch fließen.
Was die sogenannte Tante Paula "Silizium" Akku Technik anbelangt, hatte ich ja schon an anderer Stalle erwähnt, daß Silizium Akkus ein Zukunftsmodell sind und diese nicht handelsüblich sind, wenn überhaupt schon erfunden. Es mag sein, daß die Paula Akkus Spuren von Silizium enthalten, aber mehr dürfte da auch nach meinen Recherchen nicht dahinter stecken. Habe natürlich auch mit dem original TP Silizium Akku Ladegerät, meine neuen AGM Akkus erfolgreich geladen und das ohne Explosionen beim Ladevorgang.

Sollte ich feststellen, daß die neuen Akkus alsbald schwächeln, werde ich etwas Zwiebeln, Kartoffeln, Mais, Hirse, Vollkorn-Getreideprodukte und Reis in die Akkuwanne legen. Darin befinden sich auch Spuren von Silizium. Dann sollte es wieder gehen.
Eine Sache möchte ich noch erwähnen, denn auch bei der Paula ist nicht alles endgeil verarbeitet und durchdacht. Der Deckel des Akkufaches (Trittbrett) ist nur mäßig stabil konstruiert und leicht kippelig, der Schlossmechanismus ist ein Lacher. Mich persönlich nervt's etwas, denn sowas geht auch ohne viel Aufwand viel besser zu machen. Das Zündschloss befindet sich für meinen Geschmack zu weit unten. Zur Betätigung muß man sich entsetzlich krum machen, oder absteigen. Völlig blöd! Die unter dem Zündschloss befindliche Ladebuchse ist eine Standard XLR Kupplung, das Steckersystem das überwiegend bei Mikrofonen genutzt wird. Entsprechend habe ich mir eine XLR Kupplung bestellt, mit der ich einen Ladeadapter baue, der auf der Gegenseite dann mit einem XT60 Stecker bestückt wird. Aus dem abgeschnittenen SAE Stecker werde ich noch ein Adapterkabel bauen, um im Zweifelsfall meinen mit XT60 Steckern umgebauten Akku, in einer Standard Paula verwenden zu können.
Da fällt mir noch die Beleuchtungsanlage ein. Optisch ist sie einfach nur schön anzusehen. Das Rücklicht mit integrierter Bremslichtfunktion ist super klein, aber sehr wirkungsvoll. Durch die LED Technik ist auch kein nennenswerter Stromverbrauch zu erwarten. Anders der vordere spacig aussehende Scheinwerfer, welcher nach meinen Informationen ein 55W saugendes Leuchtmittel verbaut hat. Das geht natürlich gar nicht und ich werde Ausschau nach einem equivalenten LED Exemplar halten. Allerdings dürfte es mit dem Prüfzeichen so eine Sache werden, obwohl ich dieses auf dem original Scheinwerfer auch noch nicht finden konnte. Der Einsatz von Tagfahrlicht scheint ja bei Fahrzeugen unter 45 km/h nicht vorgesehen zu sein. Siehe hierzu den folgenden Bericht des TÜV
Nord:
http://www.tuev-nord.de/de/pressemittei ... 104344.htm. Was sagt die StVZO dazu, weiß da jemand was?
Nachdem ich ja vor geraumer Zeit auch mal den Revoluzzer nach einer ausgiebigen Probefahrt etwas bewertet hatte, wollen wir ja auch bei der Berichterstattung der Tante Paula nicht parteiisch werden. Eine Sache ist mir bei der Paula nämlich noch aufgefallen. Einige Inbusschrauben weisen auch schon Rost auf. Um die schöne schwarze Optik des Max nicht zu unterbrechen, hat man wohl die Idee verfolgt, auch schwarze Schrauben zu verwenden. Das ist natürlich, so wie umgesetzt ein Fehler gewesen und es hat jemand ohne technische Erfahrung zwar stylisch, aber nicht technisch gut gedacht. Man hat sich der Standard DIN 912 Inbus Schrauben, ohne galvanischer Veredlung bedient und diese einfach schwarz lackiert. Das mag auch funktionieren, wenn man die Schrauben nach der Lackierung in eine Glasvitrine legt. Baut man sie jedoch, wo auch immer, ein, wird durch die Kräfteinwirkungen des Inbusschlüssels, beim festziehen, zwangsläufig die Lackschicht im Bereich des Sechskant aufgerissen und der Korrosionsschutz der Lackschicht somit zerstört. Also entweder nimmt man verzinkte Schrauben als Basis, das taugt aber aus verschiedenen, hier nicht weiter behandelten Gründen auch nur bedingt, oder gleich die Edelstahlvariante. Diese kann man lackieren, oder auch nicht und sie werden unter normalen Bedingungen niemals rosten. Ich bevorzuge Edelstahlschrauben unlackiert als Kontrast zu schwarz, das kommt gut rüber. Habe bereits diese TP Deko Schrauben durch V2A Schrauben zum Teil ersetzt. Weitere Schrauben sind im Zulauf und werden auch getauscht.
Viele Einzelheiten wurden ja bereits erwähnt und mehr fällt mir spontan auch nicht ein.
Jetzt noch ein kleiner Fahrbericht zum Maximilian.
Zunächst habe ich lokal ein paar Runden gedreht, um mich mit der Paula vertraut zu machen. Habe Asphaltwege, Wiesen und unbefestigte Straße (festgefahrener Schotter) getestet, denn all diese Wegeverhältnisse kommen bei mir tagtäglich vor. Bislang allerdings mit dem Pedelec. Erwartungsgemäß war es jedoch kein Vergnügen, jenseits der ashaltierten Wege zu fahren. Ich konzentrierte mich also auf die Straßen und fuhr zunächst eine Strecke von 5 km hin und 5 km zurück und das gleiche wiederholte ich ein paar Stunden später. Der 15Ah AGM Akku hat die 20 km gut geschafft, danach spürte man jedoch ein Schwächeln. Die Beschleunigung verlangsamte sich und die Endgeschwindigkeit reduzierte sich von 33 km/h auf rund 25 km/h. Es ist Zeit den Akku zu laden.
Vom Handling her fährt sich der Max wirklich geschmeidig. Die Gasannahme geht stufenlos vonstatten und man kann prima dosieren. Die Rückstellfeder des Gasgriffes (Stromgriff) könnte etwas weniger stark sein, denn auf Dauer geht es schon auf die Gelenke. Im fließenden Verkehr sollte man den Turboschalter unbedingt verwenden um zügig von der Stelle zu kommen und beim cruisen, oder mit dem Hund Gassi fahren, sollte der Schalter in off Stellung sein. Denn ein kleiner Dreh am Griff im Turbo Modus gibt dem Roller unvermittelt Schub und kann recht aufregende Auswirkungen haben. Die Endgeschwindigkeit ist zügig erreicht und der 1000 Watt Motor meistert das, ohne unangenehme Nebengeräusche. Auf längerer Strecke bemühte ich mich, die Geschwindigkeit im Bereich um 25 km/h zu halten, um die Akkus nicht mit Gewalt leer zu saugen.
Einhändiges Fahren ist auch mit der Paula ein Desaster, denn der Lenker gibt sofort Rückmeldung in Form von leichtem bis heftigen Schütteln. Ob es nur den kleinen Rädern geschuldet ist, oder der nicht sehr hochwertigen Federung der Gabel, ob es am Lenkkopfwinkel, oder nicht fluchtenden oberen und unteren Lenkkopflagerbohrungen liegt, bleibt zunächst noch im Dunkeln. Vielleicht ist die Ursache eine grundsätzliche, die Fahrzeuge mit dieser Bauart betrifft. Wenn es jemanden gibt der Erfahrung mit der Beseitigung der Schwingungen hat, möge er sich bitte hierzu äußern. Wie verhält es sich mit den Fahrzeugen mit Schwingengabel (externe Feder)?
Nach zwei Wochen hatte ich den ersten Plattfuß am Hinterrad, zum Glück zu Hause und in Parkposition. Wunderte mich, warum der Roller auf der rechten Seite gegen die Hauswand lehnte, obwohl ich sie ja linksseitig auf dem Seitenständer parkte. Durch den Verlust der Luft, senkte sich das Fahrzeug hinten ab und verlagerte das Gewicht nach rechts.
Habe nach erster Beschau dann keinen Gegenstand im Reifen gefunden, der für den Plattfuß ursächlich sein könnte und so hatte ich direkt das Ventil in Verdacht. Eine kurze Überprüfung bestätigte diese Vermutung. Habe es gegen ein anderes Ventil getauscht und seitdem ist alles wieder gut. Es empfiehlt ich also durchaus, ein oder zwei kurze Autoventile und die entsprechende Ausdrehpkappe zum Wechseln des Ventils an Bord zu haben.
Nach wenigen Kilometern findet man irgendwie selber heraus wo man lieber fährt und wo nicht. Das alle Kanten und Löcher, höher als 1 cm, einen heftigen Schlag in den Lenker auslösen und sicherlich auch weder den Reifen, noch der Gabel auf Dauer gut tun, dürfte jedem klar sein. Unbefestigte Wege sollte man wenn überhaupt nötig, im Schritttempo befahren. Abschließend kann ich jedoch sagen, der Maximilian ist seinen Preis wert. Es ist aber auch immer eine Frage des persönlichen Anspruchs und des Budgets.
Bestimmt sind auch einige der preiswerten Import Scooter ihren entsprechend niedrigeren Preis wert, nur wer in der, oder nahe der Preisliga der Paula mitspielen will, sollte seine Hausaufgaben machen und bessere Qualität liefern, als es bisher der Fall war.
Die Ersatzteile für die Paula haben gesalzene, ja recht überzogene Preise und man kann nur hoffen, daß man diese künftig selten benötigen wird und auf der anderen Seite diese aber noch langfristig bekommt.
Gruss milka