Habe gleich die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und heute morgen beim lokalen E-Vivacity Testcenter (Cityroller Stuttgart GmbH in Möhringen) angerufen, ob die tatsächlich einen E-Vivacity zum Testfahren da haben, und sie haben

Habe aber zur Sicherheit bei der Arbeit meinen Fury nachgeladen, sonst wäre er etwas müder Gewesen vor der Heimkunft...
Erster Eindruck (vom noch Französisch versicherten) Test-E-Vivacity: Verarbeitung ist schon einiges besser als bei meinem Bock, der Peugeot fühlt sich sehr solide an. Hinten mechanische Trommelbremse mit normaler Wirkung, vorn äußerst gifitge Scheibe. Der Seitenständer hat keinen Schalter zur Unterbrechung des Motorstroms, sondern klappt federgetrieben hoch, sobald er vom Boden weg ist. Der Hauptständer ist extrem weit hinten montiert, aber das Aufbocken gelingt sicher auch schmächtigeren Naturen. Das Helmfach unter der Sitzbank wird mittels Zündschloss entriegelt und nimmt sogar meinen überhohen Sonnenschutzvisier-Helm auf, und vorn gibt es weiterhin das übliche Vivacity-Fach für bis zu Jethelm-Größe oder den kleinen Einkauf.
"Zündung" an - erst mal kein Mucks. Bremshebel links ziehen und rechts für ca. 3 Skunden den Startknopf drücken, dann wacht der Roller mit mehrmaligem Piepsen auf. Die Digitalanzeige macht ihren Testlauf, das rote "ACHTUNG" Licht geht aus, und man kann losfahren. Fahrlicht geht automatisch an, Fernlicht gibt es auch. Das Anfahren ist immer sehr sanft, egal ob man sacht oder kräftig dreht am Griff. Die Beschleunigung ist auf jeden Fall einiges sachter als mit meiner Di-Tech Aprilia, da wäre ein bischen mehr aus meiner Sicht kein Fehler. Aber das geht natürlich gleich auf die Reichweite...
Dennoch, auch an steileren Auffahrten kann er anfahren, und wenn man aus vielleicht 10km/h Strom gibt geht es doch recht flott vorwärts. Naturgemäß lässt der Vortrieb ab Tacho 40 schon stark nach, und ab etwa Tacho 50 geht die Rekuperation los und unterbindet höhere Geschwindigkeiten sanft, aber wirkungsvoll. Kein Ruckeln oder ähnliche Unbill wie sie sonst von Sevocn Controllern berichtet wird. Aktive Rekuperation ähnlich Vectrix oder bei Bremsbetätigung gibt es nicht. Vom Antrieb summt es recht vernehmlich, was aber womöglich mehr am Antriebsriemen als am Motor liegt.
E-Vivacity fährt gern geradeaus, und das sehr stabil, etwas mehr als mir persönlich lieb ist. Das Fahrwerk ist bretthart mit meinen 105kg drauf, das hat mich am meisten erstaunt. Seine Hinterhand verpasste meinem Allerwertesten eigentlich die selben Schläge wie mein Radnabenmotor - das sollte eigentlich besser gehen... Der ist insgesamt sogar härter drauf als Fury, und durchaus vergleichbar mit meiner verflossenen Aprilia SR50. Wahrscheinlich wird das erst mit Sozia nett - in mehrerlei Hinsicht
Der Schwerpunkt scheint mir etwas höher als bei meinem Fury / Thunder, aber immer noch tiefer als bei meinem letzten Stinker. Und Kurven kann er schon, trotz seiner hohen Fahrstabiltät.
Hinten gibt es sehr stabile Griffe zum Rangieren (der Roller ist recht schwer zu bewegen, wenn stromlos, da merkt man die Übersetzung ins schnelle zum Motor hin deutlich). Als Zubehör ist wie bei Vivacity anstatt den Griffen ein Gepäckträger erhältlich.
Einen Cycle Analyst braucht dieser Roller eher nicht, denn Reichweitenprognose sowie Umgebungs, Motor- und Batterietemperatur sind serienmägßig an Bord, und auch eine farbige Linearskala zum Batteriefüllstand. Da die Bildschirmanzeige gegen den gleißenden Sonnenschein am heutigen Spätnachmittag aber nur sehr blass ankam konnte ich das Ding nicht wirklich beobachten.
Für unerfahrene Rollerfahrer ist E-Vivacity sicher keine schlechte Wahl, und die Qualität ist wirklich i.O. Da ein etablierter Zweiradhersteller sowie über 3 sehr gründliche Jahre Entwicklungsarbeit hinter diesem Fahrzeug stehen dürfte ein Kauf verhältnismäßig risikoarm sein. Aber ein E-Sprit Silenzio mit Emsiso-Controller geht erheblich entschiedener zur Sache. Ein klassischer Fall von Vernunft versus Spaß
