Da bin ich im Grunde ganz bei Dir, finde aber, dass Ursache und Wirkung hier nicht ganz so klar zu trennen sind. Ich bin auch gegen jede Form von Zensur von Meinungen, ganz egal, ob sie mir passen oder nicht. Allerdings ist es so, dass man sich an bestimmte Regeln halten muss, wenn man von seinem Recht der freien Meinungsäußerung gebrauch machen möchte und genau diese Regeln scheinen für die meisten keinerlei Rolle mehr zu spielen. Zum ersten wäre da die korrekte Deklaration: Ein Leser hat das Recht zu erfahren, ob er gerade eine Meinung, ein Gefühl, eine gefühlte Wahrheit, die tatsächliche Wahrheit, eine Lüge, Spekulation, ... liest. Mittlerweile wird alles nur noch als vermeintliches Faktum hingestellt. Zum zweiten wäre da das Ziel der Meinungsäußerung: Wenn sie nur zum Ziel hat, eine Person oder Personengruppe zu beleidigen, zu diffamieren oder in sonstiger Art und Weise zu verletzen oder zu benachteiligen, hat sie in der Öffentlichkeit nichts zu suchen. Gleiches gilt natürlich für offensichtliche Straftatbestände wie Volksverhetzung oder Verstöße gegen den Jugendschutz. Zum dritten sollte zumindest ansatzweise dargelegt werden, wie man zu der Meinung gelangt ist. Erst dann ist es überhaupt möglich, die geäußerte Meinung zu hinterfragen und sich selbst eine zu bilden. Mir ist natürlich klar, dass die meisten Leute trotzdem auf das Hinterfragen verzichten, weil es viel zu viel Arbeit macht, und stattdessen lieber den Daumen hoch dort platzieren, wo sie sich gefühlsmäßig aufgehoben fühlen... Nur gut finde ich das eben nicht...
achim hat geschrieben: ↑Mo 13. Jan 2020, 08:34
[...]Umgekehrt werden heute unter dem Deckmantel der "Satire" Diffamierungen und Beleidigungen der übelsten Art reingewaschen - allerdings nur solange sie einer bestimmten politischen Richtung entsprechen, wie man das in der jüngsten Vergangenheit wieder mehrfach beobachten konnte. Von daher halte ich es durchaus für gerechtfertigt, mit gleichen Waffen zurück zu schießen. [...]
Das halte ich nun auch eher für eine "gefühlte Wahrheit". Da wir hier im Unterforum "Umwelt" sind: In jüngster Vergangenheit sind sowohl Klimaaktivisten (allen voran Greta Thunberg und Friday's for Future), wie auch Leugner des anthropogenen Klimawandels (vor allem aus den Reihen der AfD und der Trump-Regierung) und natürlich auch die Bundesregierung mit ihrem Klimapaket (von allen Seiten) "Opfer" von Satire geworden. Eine eindeutige Tendenz in die eine oder die andere Richtung (oder gar Zensur) mag ich zumindest nicht erkennen.
achim hat geschrieben: ↑Mo 13. Jan 2020, 08:34
[...]Dass sich das in öffentlichen Foren problematisch darstellt ist mit völlig klar und dieses Forum gehört dabei noch zu denen die in dieser Hinsicht äußerst tolerant sind. [...]
Das nehme ich jetzt mal als Kompliment. Aber da sind wir wieder bei Ursache und Wirkung von Meinungsäußerungen und Zensur. Auch hier im Forum sehe ich mich immer wieder mit Meinungen und Fehlinformationen konfrontiert, die als vermeintliche Fakten niedergeschrieben wurden. Da es in einem Forum wie diesem hauptsächlich um den Diskurs geht, setze ich mich hin, recherchiere, argumentiere und versuche Falschdarstellungen zu korrigieren oder einfach mal zu animieren, über den Tellerrand hinauszuschauen und Meinungen zu hinterfragen. Das kostet die Moderatoren und mich extrem viel Zeit und wir werden irgendwann an unsere Grenzen stoßen; Grenzen, an die YouTube, Facebook und andere soziale Netzwerke schon längst gestoßen sind. Wenn es soweit ist, können wir nur noch wählen, ob wir die Falschinformationen komplett löschen (was dann natürlich wieder mit dem Vorwurf der Zensur einhergeht) oder unkommentiert stehen lassen (was selbst im besten Fall nur der Qualität dieses Forums schadet).
Deswegen nochmals meine Bitte, die Sachlichkeit bei Diskussionen nicht völlig außen vor zu lassen.
