error hat geschrieben: ↑Do 30. Jan 2025, 10:52
STW hat geschrieben: ↑Do 30. Jan 2025, 10:15
Vielleicht wäre es mal endlich an der Zeit, Weltpolitik und Inlandspolitik nach moralisch / ethischen Grundsätzen zu führen.
Word! Aber das bleibt wohl eine Utopie. Es läuft ja so wie es läuft. Frei nach dem Motto: Erlaubt ist, womit man durchkommt.
Das große Problem ist, dass wir es weltweit nie auf einheitliche moralische / ethische Grundsätze bringen werden, oder die sich teilweise recht schnell verschieben, oft auch durch verdeckten Einfluss von außen. Einfach mal ein paar Beispiele:
In den 50ern / 60ern war es für Bundesbürger durchaus üblich, ein Studium in Teheran zu absolvieren. Ich habe in meiner Radiosammlung ein AEG Taschenradio von 1958, dass damals eine Studentin von den Eltern geschenkt bekommen hat anläßlich eines mehrjährigen Studiums dort. Heute ist es undenkbar, als (ausländische) Frau in einigen muslimisch geprägten Ländern zu studieren. Der Blick auf die Ewigkeit nach dem Tode dominiert das irdische Leben, bei uns ist es (mittlerweile) umgekehrt.
Im frühen kommunistischen China hat man Leuten, die Klavier spielen konnten, die Finger gebrochen. In Rahmen der Gleichmacherei konnten entweder alle oder keiner Klavier spielen. Heute habe ich eher den Eindruck, dass die Kinder dort zu Spitzenleistungen erzogen werden sollen. Nicht mehr (nur) Arbeiter- und Bauernstaat ist das Ziel, sondern internationale Führerschaft steht im Fokus. Bei uns dagegen "Work-Life-Balance".
Unser Verständnis über Korruption und was erlaubt ist / tolerierbar ist unterscheidet sich grundsätzlich von dem diesbezüglichen Verständnis in Russland. Was dort "normal" ist dank ca. tausendjähriger "Einübung" ist bei uns ein NoGo.
Bis hin zu den Boomern waren wir eine Leistungsgesellschaft, wurden so erzogen, und ich ertappe mich selbst dabei, ebenso zu handeln und zu denken, wenngleich das nicht so ausgeprägt ist wie bei den beiden Generationen vor mir. Heute wird es (zu oft) als normal empfunden sich in die soziale Hängematte fallen zu lassen - was aber auf Dauer nicht funktionieren wird, weil unbezahlbar, so dass es entweder rechtzeitig zu einer Neuordnung kommt oder zu einem abrupten Wechsel mit unschönen Begleiterscheinungen.
Manche politischen Strömungen setzen die Ideologie nach oben und übersteuern damit die Fakten und die Wissenschaft. Stalin / Lyssenko und der Weizen sind dafür ein grandioses Beispiel, wie sowas funktioniert und schief geht. Andere politische Strömungen bemühen sich weitgehend um die Einhaltung von Grundwerten, versuchen aber faktenorientiert eine Politik zu gestalten, die sich dann auch mal nicht mit Grundwerten in Übereinstimmung bringen läßt. Von Stalin und der Pseudowissenschaft ging der Wechsel zu Putin, und bei uns von zwei chromosomenbestimmten Geschlechtern hin zu einer Übersteuerung der Realitäten durch "emotionale Wahrheiten".
Also mal wieder die Kurve kriegen zu USA und elektrisch. Es wird weder dort noch bei uns in absehbarer Zeit hinhauen. Stromerzeugung ist das eine Problem, die Menge an benötigten Rohstoffen (und deren Vielfalt bei E-Autos) das andere Problem. Einen einfachen Verbrenner mit überwiegend Stahl als Ausgangsbasis kann man recht autark in einem Land herstellen. Kommen noch Lithium, seltene Erden, komplexe Elektronik usw. hinzu, dann ist es mit der Autarkie vorbei. Vielleicht weniger komplex, aber exemplarisch für die Thematik: Kautschuk als Grundlage für Reifen und dessen Substituierung und damit verbundene Umwälzungen von politischen und wirtschaftlichen Abhängigkeiten.
Das Problem in Deutschland: wir sind bei der Energie nicht mehr autark. Kohle ist weg, Öl haben wir nicht, Gas auch nicht, bei Solar sind wir abgehängt und ebenso wetterabhängig wie bei Wind - also beides nicht geeignet für eine stabile Stromerzeugung, Kernkraft ist kaputt gemacht worden und wird in den nächsten 10 - 20 Jahren nicht wieder aufgebaut werden können (was vielleicht ganz gut ist, weil qualifiziertes Personal dafür auch nicht mehr vorhanden ist), für Wasserkraft reicht es auch nicht. Die gute Position in der Elektrotechnik haben wir verloren, Auto- und Maschinenbau geht gerade unter, der Ausflug in die mRNA - Technologie wird nicht die erhofften (sondern andere) Folgen haben, und kulturell haben wir schon länger nichts mehr vorzuweisen. Immerhin sind wir noch Weltmarktführer in moralischen Belehrungen.