Warum fahren die Deutschen nicht gerne Elektroroller?

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Felix aus China
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Warum fahren die Deutschen nicht gerne Elektroroller?

Beitrag von Felix aus China »

Hallo zusammen,

ich bin der Felix aus China und neu hier. Seit über 10 Jahren bin ich in Düsseldorf wohnhaft
Meine Heimat in China ist die Stadt Wuxi, wo die größten Elektroroller-Hersteller beheimatet sind: Yedea, Sunra, Tailg, etc.
Ecooter ist ebenfalls aus Wuxi. In meiner Heimat fährt gefüllt jeder einen Elektroroller, von Schüler bis Rentner., weil die Dinge recht billig sind
(ab. 300 - 400 Euro) und das Parken so einfach ist.

Elektroroller als Fortbewegungsmittel müsste eigentlich für Deutschland insbesondere für die Ballungsräume sehr geeignet sein, vor allem die Version mit max. 45KMH, weil:
- Elektromobilität zukunftsorientiert ist und die Deutschen sehr viel Wert auf Umwelt legen
- die Elektroautos in DE leider sehr teuer sind und nicht jeder eine Lademöglichkeit entweder zuhause oder beim Arbeitgeber hat.
- Gerade in großen Städten Parkplatz Mangelware ist und das Parken immer teuer wird.
- Elektroroller wesentlich sicherer als E-Scooter ist und auch schneller als Fahrrad und E-Scooter fährt.
- Nicht zuletzt fast jeder Deutsche Führerschein hat, das das Rollerführerschein beinhaltet.

Aber auf deutschen Straßen, zumindest hier in Düsseldorf sehe ich kaum Elektroroller. Die Leihroller stehen auch meistens lieblos rum.
Die Elektroroller-Hersteller in China (inklusiv Yadea) haben mir so erzählt, dass Deutschland aus deren Sicht kein wichtiger Absatzmarkt ist, weil man im Jahr nur ein paar Hundert Roller hier verkaufen kann (im Vergleich: eine Montagelinie schafft am Tag ca. 1100 bis 1200 Elektroroller). Das Jahr 2024 ist aus deren Sicht auch besonders schlecht. Der Absatz bei einem Hersteller hat sich um 60% reduziert im Vergleich zu dem vom Jahr 2022.

Woran liegt das? Warum fahren die Deutschen nicht gerne Elektroroller? Immer zu teuer bei der Anschaffung (E-Fahrrad ist noch teurer!) oder die komische 45KMH Geschwindigkeitsbegrenzung oder ein Image-Problem oder wegen der Vielzahl der Regentage oder wegen mangelndes Wissen von vielen, dass es so eine tolle Sache gibt?

An Eure Rückmeldungen bin ich sehr interessiert und bedanke mich sehr herzlich im Voraus!

Als Gegenleistung falls jemand Information zum Thema Elektroroller in China benötigt, sage einfach Bescheid :D

Beste Grüße
Felix aus China

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Fasemann
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Re: Warum fahren die Deutschen nicht gerne Elektroroller?

Beitrag von Fasemann »

Moin, ja das ist natürlich ein gutes Thema.
Der Einbruch beim Umsatz lag bestimmt an der ehemaligen THG- Quote.
45 km/h ist ein Punkt der nicht unwichtig ist, danke EU oder Vorgänger.
Das Image könnte ein Problem sein, lieber mit den geleasten 78ooo€ SUV innerorts Kurzstrecke, als mit dem arme Leute Roller schneller unterwegs zu sein.
Der Preis ist natürlich dank aller Auflagen, Prüfungen und Aufwendungen das Gerät hier in den Verkehr zu bringen , ein anderer wie in China.
Mir gefällt das Akkutauschsystem in fernen Osten sehr gut,das hätte man SOFORT in der EU erzwingen müssen, dann könnte man gemütlich seine 70-120 km fahren , tauscht seine 2 oder 3 Speicher am Automaten und fährt einfach weiter.
Von 2017 an 2x GoE zusammen mit 25 Tkm verkauft 4/24.
Nova E-Retro Star exBlei aus 2020, ab 02/24 und ab1000 km mit Lithium.
4/24 Tisto Luna mit 700 km eingezogen
3/25 UNU aus 2016 mit 1960 km und kleinem Diebstahlschaden.

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guewer
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Re: Warum fahren die Deutschen nicht gerne Elektroroller?

Beitrag von guewer »

Fasemann hat geschrieben:
Di 11. Feb 2025, 06:56
Mir gefällt das Akkutauschsystem in fernen Osten sehr gut,das hätte man SOFORT in der EU erzwingen müssen, dann könnte man gemütlich seine 70-120 km fahren , tauscht seine 2 oder 3 Speicher am Automaten und fährt einfach weiter.
  • Es wäre auch schon ein großer Fortschritt, wenn nur an jedem Supermarkt SchuKo-Steckerleisten an den Hauswänden zum kostenlosen Laden (der Einfachheit halber) angebracht wären.
  • Dann wurde schon gesagt, dass die gesetzliche Regelung mit 45 km/h an sich zu niedrig für die Stadt ist. 60 km/h, wie ehemals in der DDR, wäre da viel zielführender.
    Zwar gibt es mittlerweile die Alternative, die B196-Führerscheinerweiterung zu machen. Doch kostet diese auch Zeit, und vor allem Geld (ca. 1.000 €). Dazu gilt hier als weitere Voraussetzung das Mindestalter von 25 Jahren und dass man eben schon einmal einen Autoführerschein mindestens 5 Jahre besitzen muß.
  • Der immer noch zu hohe Preis für die E-Roller wurde ebenfalls schon erwähnt.
  • E-Mobilität - ganz gleich ob zwei- oder vierrädrig - hat hier in D noch einen langen, steinigen Weg vor sich, bis sie sich letztlich so wie in China durchsetzen wird.
  • Nicht zu vergessen ist auch das über weite Teile miese Wetter hierzulande, das mit dem - je nachdem woh man in China wohnt - mediterranen bis teils subtropischen Klima dort nicht zu vergleichen ist. Und gerade wenn ein Gefährt nicht "überdacht" ist, spielt genau das eine große Rolle. Nicht umsonst sind Motorroller in Italien und Spanien viel beliebter als hierzulande.
Ich sehe auf lange Sicht keinen Durchbruch für E-Motorroller oder auch -Motorräder. Die Verbrenner werden immer noch fleißig mit hohem Marktanteil verkauft, und sind dann erst einmal mindestens 10 Jahre im Umlauf.
Zuletzt geändert von guewer am Fr 14. Feb 2025, 06:06, insgesamt 2-mal geändert.
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STW
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Re: Warum fahren die Deutschen nicht gerne Elektroroller?

Beitrag von STW »

Wir haben durchaus mehrere Probleme:
Motorisierte Zweiräder sind nicht sonderlich beliebt, weil Wind und Wetter existieren. Dazu sind die letzten zwei Generationen von Lappen durchsetzt, denen es wahlweise zu heiß, zu kalt, zu trocken, zu naß ist. Oder die aus ideologischen Prinzipien jeden Individualverkehr ablehnen, und am liebsten auch gar nicht erst arbeiten gehen.
Das andere ist das Thema Geld: die einen haben soviel, die erlauben sich auch die Spritpreise und fahren trotz Stau mit dem Auto zur Arbeit. Für das Öko-Gewissen wird vielleicht noch irgendein elektrisches Zweirad in die Garage gestellt, aber in der Regel nur ein- oder zweimal genutzt.
Die anderen haben zu wenig Geld, da reicht es nur für ein Leasing-Auto oder ein altes gebrauchtes Auto, aber nicht noch zusätzlich für einen Roller.
Und wer so wenig verdienen würde, dass es nur für einen Roller reichen würde, der geht erst gar nicht arbeiten, kassiert Stütze, und benötigt dann auch keinen Roller.
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NIU NGT ab 06/20 Km-Stand > 36000km, nach Unfall verkauft in 5/23
Niu NPro seit 09/19 Km-Stand > 8000km - Verkauft in 10/22
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guewer
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Re: Warum fahren die Deutschen nicht gerne Elektroroller?

Beitrag von guewer »

STW hat geschrieben:
Di 11. Feb 2025, 08:07
Und wer so wenig verdienen würde, dass es nur für einen Roller reichen würde, der geht erst gar nicht arbeiten, kassiert Stütze, und benötigt dann auch keinen Roller.
Um zum Jobcenter zu gelangen (gibt ja Pflichtbesuche), ist ein Roller aber ziemlich praktisch. ;-) Wobei im Hartz-IV-Satz die Anschaffung eines Rollers (oder auch Autos) gar nicht enthalten ist. Somit kann sich das ein Bürgergeldempfänger auch nicht leisten.
Außerdem: Wie kann man auf Besitzlose noch neidisch sein? Irgendwas stimmt doch da nicht in der Weltanschauung desjenigen.
Felix aus China hat geschrieben:
Di 11. Feb 2025, 01:05
Als Gegenleistung falls jemand Information zum Thema Elektroroller in China benötigt, sage einfach Bescheid :D
Beste Grüße
Felix aus China
Du könntest uns welche billig aus CN importieren, bei deinen Sprachkenntnissen. :-D
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Markus Sch.
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Re: Warum fahren die Deutschen nicht gerne Elektroroller?

Beitrag von Markus Sch. »

Es liegt auch an den Fahrzeugen selbst. Die Kosten sind bei vergleichbaren Leistungen höher als die bei Verbrennern. Die Ladezeiten sind zu lang wenn man ein erschwingliches Fahrzeug kauft. Die Qualität ist meist schlechter als bei etablierten Verbrennermarken wie Honda usw. Die Zuverlässigkeit lässt oft zu wünschen übrig. Der Wertverlust ist hoch. Richtige Touren oder gar Reisen sind nicht möglich.
Oft ist kein guter Händler mit guter Werkstatt in der Nähe.
Da hat es der gute Wille oft schwer.

achim
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Re: Warum fahren die Deutschen nicht gerne Elektroroller?

Beitrag von achim »

Viele mögen nicht Zweirad fahren wegen der Helmpflicht, dann natürlich das Sauwetter das hier an 300 Tagen im Jahr herrscht.
Es sind ja nicht nur die E-Roller, man sieht auch kaum mehr Verbrenner auf den Straßen. Und schließlich wohnen in DL über 60% der Menschen zur Miete und die allerwenigsten sind bereit dauernd den Akku rauszufummeln und hin und her zu tragen.
Viele haben auch längere Arbeitswege und da ist so ein 45km/h Schleicher auch nicht ideal. Der Preis dürfte kaum eine Rolle spielen. E-Bikes und Fahrräder fahren massenhaft rum die oft teurer sind als ein Roller. Tatsächlich ist man hier im Ballungszentrum mit dem Fahrrad am schnellsten und mit dem Roller kaum noch schneller als mit dem Auto.

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Re: Warum fahren die Deutschen nicht gerne Elektroroller?

Beitrag von STW »

guewer hat geschrieben:
Di 11. Feb 2025, 08:13
...
Um zum Jobcenter zu gelangen (gibt ja Pflichtbesuche), ist ein Roller aber ziemlich praktisch. ;-) Wobei im Hartz-IV-Satz die Anschaffung eines Rollers (oder auch Autos) gar nicht enthalten ist. Somit kann sich das ein Bürgergeldempfänger auch nicht leisten.
Außerdem: Wie kann man auf Besitzlose noch neidisch sein? Irgendwas stimmt doch da nicht in der Weltanschauung desjenigen.
...
Tja, so unterschiedlich sind die Wahrnehmungen. Meine Frau arbeitet (als Zeitvertreib geringfügig beschäftigt) in einer Bäckerei. Gezahlt wird mehr als der Mindestlohn. Eine Kollegin (eigentlich nicht nur eine, das kommt häufiger vor) mit 35-Stundenvertrag hat gekündigt. Das Gehalt wurde eh von Stütze aufgestockt, und dann stellt sich die Frage, warum arbeiten. Ausschließlich Stütze heißt: nicht mehr um 4 Uhr mit der Arbeit anfangen müssen, weniger Spritgeld mehr fürs Auto (was sie locker auch mit Bürgergeld weiter unterhalten kann), keine Kinderbetreuung mehr organisieren müssen, und die Wohnung kann man dann auch durchheizen.

Das hat mit neidisch sein nichts zu tun. Das zeigt letztendlich, dass es wohl massive Fehlentwicklungen gibt.
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NIU NGT ab 06/20 Km-Stand > 36000km, nach Unfall verkauft in 5/23
Niu NPro seit 09/19 Km-Stand > 8000km - Verkauft in 10/22
Ahamani Swap Bj 2007 - 2.4KW - Vario - Km-Stand > 27.000km - 40AH Thundersky ab 11/08 - CALB 70AH seit 10/11 -Verschrottung 09/19

Markus Sch.
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Re: Warum fahren die Deutschen nicht gerne Elektroroller?

Beitrag von Markus Sch. »

STW hat geschrieben:
Di 11. Feb 2025, 08:55
weniger Spritgeld mehr fürs Auto (was sie locker auch mit Bürgergeld weiter unterhalten kann)
Das wage ich zu bezweifeln. Die Wartungs- und Reparaturkosten sind bei Autos mittlerweile sehr hoch wenn man auf eine Vertragswerkstatt angewiesen ist. Da sind schnell 500 Euro für eine Inspektion oder 1000 Euro für eine Reparatur fällig. Die hat man als Bürgergeldempfänger nicht übrig. Man braucht das schmale Geld zum nackten Überleben.
Ich halte es für arrogant und ein Unding die Schwächsten und Ärmsten in der Bevölkerung zu verunglimpfen. Oft gibt es nachvollziehbare Gründe für den Bezug von Bürgergeld und jeder kann in die Situation kommen.

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Re: Warum fahren die Deutschen nicht gerne Elektroroller?

Beitrag von Lupo_76 »

Ich nenne mal ein paar Gründe, warum die Deutschen generell nicht so gern Roller fahren:

-gerade bei Elektrorollern hoher Anschaffungspreis bei meist nicht wertiger Qualität
-sehr langer Winter
-sehr viele Regentage
-unnötige 45km/h Beschränkung (gefährlich und nervig)
-teilweise Zweirädern gegenüber sehr aggressive andere Verkehrsteilnehmer (PKW zumeist)-blödsinnige Parkregeln (nicht auf Gehwegen, aber auf PKW Parkplätzen auch nicht gern gesehen)

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